„Tatort“: Das passiert im ersten Teil von „In der Familie“

Mit einer Doppelfolge feiert der "Tatort" sein 50. Jubiläum. Wir zeigen Euch, was im ersten Teil von "In der Familie" am Sonntag passiert.
Foto: Frank Dicks/WDR/dpa
Foto: Frank Dicks/WDR/dpa

Mit einer Doppelfolge feiert der „Tatort“ sein 50. Jubiläum – und bringt die TV-Kommissare aus München und Dortmund zusammen. Fesselnd erzählt Teil 1 von „In der Familie“ von einer Familie im Ruhrgebiet, die sich mit der Mafia eingelassen hat – und einer Polizei auf verlorenem Posten.

Mit Wucht bohrt sich das Messer in den Bauch des Opfers, es folgen ein verzweifelter Lauf durch München, ein Todeskampf und ein Abschied: Gleich mit der ersten Szene setzt der erste Teil der „Tatort“-Doppelfolge den Ton für das packende 50. Jubiläum der populärsten Krimireihe Deutschlands: „In der Familie I“ von Regisseur Dominik Graf ist schonungslos in seinen Bildern und temporeich von der ersten Minute an – und dabei doch alles andere als ein typischer Mafia-Film.

https://twitter.com/Tatort/status/1332971332531855366

Drehbuchautor Bernd Lange ist mit dem am Sonntag (29.11., 20.15 Uhr) im ARD-Fernsehen ausgestrahlten ersten Teil ein Film gelungen, der Polizei- und Familiendrama gleichzeitig ist – und der gerade in leisen Momenten den Atem stocken lässt. Für die Crossover-Produktion von Westdeutschem und Bayerischem Rundfunk (WDR und BR) ermitteln zwei durchaus gegensätzliche Teams gemeinsam – oder sollte besser sagen: gegeneinander?

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Der eingangs geschilderte Mord jedenfalls wird die Münchner Urgesteine der „Tatort“-Reihe, Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), nach Dortmund führen, wo die Kollegen rund um den eigenwilligen Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) eine eher mäßig laufende Vorort-Pizzeria ins Visier genommen haben.

Die Vermutung: Die italienische Mafia könnte das verkehrsgünstig gelegene Lokal als Drogenumschlagplatz nutzen. Doch ohne eindeutige Beweise für diesen auf ein Amtshilfegesuch aus Rom zurückgehenden Verdacht, verweigert der störrische Staatsanwalt ein Eingreifen. Doch Faber wäre nicht Faber, wenn er sich so einfach zum Zaungast des Dramas machen ließe, das sich hier anbahnt.

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Im Gepäck der letzten Lieferung aus Kalabrien ist der Italiener Pippo. Nach dem eingangs gezeigten Messermord in München soll er in Dortmund untertauchen. Luca Modica, Restaurantbesitzer, Ehemann und Vater, muss ihn aufnehmen. Die ‚Ndrangheta will es so.

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Es entspinnt sich ein bedrohlich immer weiter auf den Abgrund zusteuernder Plot, den der versierte „Tatort“-Macher Graf eher als „Kammerspiel“ denn als Mafia-Film verstanden wissen will: Wie eine Schraube ziehe sich die Situation Zug um Zug für alle Beteiligten zusammen „bis zu einem mörderischen Ende. Und das obwohl die meisten Beteiligten doch nur das Gute im Sinn haben“, sagt er.

Da ist einerseits die unbescholten wirkende deutsch-italienische Familie, in deren Mitte sich der Mafioso Pippo festsetzt und dessen Brutalität und verkorksten Werte alles vergiften. Da sind andererseits Faber und seine Kollegen, die ausfechten müssen, wie weit sie mit eigenmächtigen Ermittlungsstrategien gehen wollen.

Während Hauptkommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt) auf der Bremse steht, glauben Faber und Nora Dalay (Aylin Tezel) einen Weg gefunden zu haben, das seit Jahren keine Fehler machende Drogenkartell auffliegen zu lassen: Als verdeckte Ermittlerin heftet sich Nora – die in dieser Folge letztmalig auftritt – an die Fersen von Restaurantbesitzerin und Ehefrau Juliane Modica und versucht ihr Vertrauen zu gewinnen.

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Die Münchner Kollegen machen schließlich die Gemengelage noch komplizierter: Ihnen liegt ein Haftbefehl für Pippo vor. Sie wollen ihn festnehmen, am liebsten sofort. Doch ein Zugriff würde die gesamte Mission der Dortmunder gefährden.

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„Ein großes Drama, klein erzählt. So wollte ich es verfilmen“, sagt Dominik Graf in einem Interview. Es ist gelungen: Was hier in Gestalt des vor wenig zurückschreckenden Kalabriers Pippo über eine Familie, die glaubte, sie sei normal, hereinbricht, ist Sinnbild für das weltweit funktionierende kriminelle Mafia-System aus Erpressung, Kontrolle und Gewalt. Faber und Co stehen mit ihren Abhörsendern und Handy-Kameras für eine Polizei auf verlorenem Posten im Kampf gegen dieses System. Können sie das Richtige tun, ohne Schaden anzurichten?

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So düster und trist die Bilder sind, mit denen Graf diese Geschichte von Ausweglosigkeit und Ausgeliefertsein erzählt, so fesselnd ist die Handlung, so glaubwürdig und klischeefrei sind die Figuren. Gut, dass das großartige Drehbuch von Bernd Lange zur Feier des 50. „Tatort“-Jubiläums nach dem Ende von Teil 1 nochmal über 90 Minuten tragen wird – unter der Regie von Pia Strietmann folgt am 6. Dezember das nicht minder fesselnde Rückspiel in München.

dpa