„Tatort“: So war „Tödliche Flut“ aus Hamburg

Falke und Grosz zieht es im Tatort "Tödliche Flut" nach Norderney. Dann passiert ein Mord – der erste seit 20 Jahren auf der Insel.
Tatort Tödliche Flut
Foto: Christine Schroeder/NDR Presse und Information/dpa
Foto: Christine Schroeder/NDR Presse und Information/dpa

Nachdem die Bundespolizisten Thorsten Falke und Julia Grosz zuletzt auf der Reeperbahn im Rotlicht-Millieu ermittelt hatten, zieht es das Hamburger Duo (Wotan Wilke Möhring und Franziska Weisz) nun auf die Insel. Genauer gesagt auf die niedersächsische Nordseeinsel Norderney.

Von dort ist eine alte Freundin Falkes in die Hansestadt gekommen, um ihren Ex-Lover um Hilfe zu bitten. Imke Leopold (Franziska Hartmann) ist davon überzeugt, dass jemand sie bedroht. Die investigative Journalistin fürchtet, dass sie auf der ostfriesischen Insel der Immobilien-Mafia auf die Spur gekommen ist und nun ihr Leben auf dem Spiel steht.

Falke wiegelt zunächst ab, kommt ihr aber einen verängstigten Anruf später – gemeinsam mit seiner Kollegin – doch noch zur Hilfe. Wenig später findet das Duo eine Leiche, ein toter Immobilienmakler. Das erste Mordopfer seit 20 Jahren auf der Insel. Der norddeutsche „Tatort“-Krimi „Tödliche Flut“ (Sonntag, 24. Januar 20.15 Uhr) spielt Ping-Pong mit den Emotionen der beiden.

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Im Mittelpunkt der neuen Episode steht von Anfang an Imke. Und die wirkt erstmal sonderbar. Irgendwie übergriffig, grenzüberschreitend und auch ein bisschen manisch. Hinter jedem Beziehungsgeflecht sieht die als linke Rasta-Frau skizzierte Figur eine Verschwörung.

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Sie ist unruhig, wirkt rachsüchtig und tritt gleichzeitig liebenswürdig auf und wickelt ihr Gegenüber – egal ob Mann oder Frau – Femme-fatale-gleich um den Finger. Ein Wechselbad der Gefühle im Sekundentakt. Die schizoide Art der Rolle verkörpert Franziska Hartmann („Sterne über uns“) mit einer großen Glaubwürdigkeit. So glaubwürdig, dass man sie eigentlich die ganze Zeit an den Schultern schütteln und so zur Vernunft bringen möchte.

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Auch mit den Ermittlern möchte man das hier und da gern tun. Wenn man als Zuschauer beispielsweise nicht versteht, warum so eine emotional unausgeglichene und in den Fall verstrickte Person bei wichtigen Befragungen der Ermittler dabei sein darf. Das gibt der Geschichte so manchen unglaubwürdigen Zug. Da helfen auch die teils recht langatmigen Ermittlungen auf der Insel nicht – die zunächst kaum Finten oder Überraschendes zu Tage bringen. Warum das Duo die Polizisten der kleinen Inselwache mehrfach überheblich auflaufen lassen muss, erschließt sich auch nicht so recht. Auf der anderen Seite bleiben die eher kühle blonde Grosz und der breitbeinig ruppige Falke damit natürlich auch irgendwie ihrer distanzierten Art treu.

Dass die beiden dann allerdings dennoch kurzzeitig in eine emotional-rutschige Dreier-Konstellation mit Imke geraten, macht die Beziehungsseite des Bundespolizei-„Tatorts“ zumindest nochmal spannender. Ansonsten löst der norddeutsche Krimi vor allem eine durchgängige Beklommenheit aus. Und das ist durchaus gewollt, hat Regisseur Lars Henning im Presseheft verraten. Dazu passt auch die meist dramatische und auf Spannung gepeitschte Musik von Stefan Will und Peter Hinderthür, die die NDR-Radiophilharmonie eingespielt hat.

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Gedreht wurde der NDR-„Tatort“ im November und Dezember 2019. Dafür war das Team in Winsen/Luhe, Hamburg und auf Norderney unterwegs. Naturliebhaber können sich also auf schöne Bilder von der Insel freuen.

dpa