Tatort am Sonntag, 23. April 2023: Das passiert in „Love is Pain“ aus Dortmund

Mitten in der Nacht wird ein Straßenbahnfahrer scheinbar grundlos erstochen. Kurz darauf gibt es einen weiteren Toten. Was verbindet die beiden Opfer? Um dahinter zu kommen, müssen die Dortmunder Kommissare eine Lüge nach der nächsten aufdecken.
Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) und Peter Faber (Jörg Hartmann) ermitteln am zweiten Tatort, in der Bar "The Bronx" – auch hier können sie anhand der Aufnahmen der Überwachungskamera wieder genau den Tathergang nachvollziehen – eine Szene aus "Tatort: Love is pain" (undatiert). Der Dortmunder Krimi wird am 23.04.2023 im Ersten gezeigt. (zu dpa "Alte Lügen und schmerzhafte Liebe – der "Tatort" aus Dortmund") Foto: Martin Rottenkolber/Ester.Reglin.Film/WDR/dpa
Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) und Peter Faber (Jörg Hartmann) ermitteln am zweiten Tatort, in der Bar "The Bronx" – auch hier können sie anhand der Aufnahmen der Überwachungskamera wieder genau den Tathergang nachvollziehen – eine Szene aus "Tatort: Love is pain" (undatiert). Der Dortmunder Krimi wird am 23.04.2023 im Ersten gezeigt. (zu dpa "Alte Lügen und schmerzhafte Liebe – der "Tatort" aus Dortmund") Foto: Martin Rottenkolber/Ester.Reglin.Film/WDR/dpa

Die Dortmunder Ermittler sind nur noch zu dritt – und haben so recht noch keinen gemeinsamen Rhythmus gefunden. Zu sehr beschäftigen sie individuelle Probleme: Nach dem Tod von Kommissarin Bönisch ist Peter Faber (Jörg Hartmann) zwar zurück im Dienst. Er hadert aber damit, dass ihm die Leitung der Mordkommission vorerst entzogen wurde. Diese Aufgabe übernimmt nun Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger). Die hat aber eigentlich mit ihrer Mutter genug Probleme. Jan Pawlak (Rick Okon) kämpft währenddessen zunehmend verzweifelt um das Sorgerecht für seine Tochter.

Der neue „Tatort“-Krimi aus Dortmund mit dem Titel „Love is Pain“ nimmt sich weiter viel Zeit, um die Geschichten seiner Ermittlerfiguren fortzuschreiben. In dieser Folge, die am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt wird, geht es um Akzeptanz und Neuanfänge. Gerade Faber, der zuletzt noch lautstark seinen Schmerz über Bönischs Tod nach außen trug, wirkt diesmal zurückgenommen, fast unsicher. Nur gelegentlich blitzt der gewohnt sarkastische Humor auf.

Zumindest kurzzeitige Ablenkung von den persönlichen Sorgen bringt ein neuer Fall, der nachts in einem Betriebshof der Dortmunder Stadtbahn seinen Anfang nimmt. Straßenbahnfahrer Hamza Arkadaş (Mehmet Daloglu) hat seine Schicht beendet. Vor Verlassen des Zugs entdeckt er einen jungen Mann, Cap und Kapuze seines Pullovers tief ins Gesicht gezogen, der regungslos sitzen bleibt. Als Arkadaş den Mann anspricht und zum Aussteigen auffordert, geht alles ganz schnell: Der Unbekannte zückt ein Messer und sticht zu. Alles aufgenommen mit der Überwachungskamera der Bahn, in die der Mann noch provokant hineinschaut.

Obwohl das Gesicht des Täters also schon früh bekannt ist, laufen die Ermittlungen nur schleppend an. Daran ändert sich zunächst auch nichts, als eine zweite Leiche gefunden wird: Der Barbesitzer Lars Ramme (Nikolai Mohr) wurde ebenfalls erstochen, und wieder präsentierte sich der junge Täter bereitwillig den Überwachungskameras. Herzog vermutet, dass er den Kommissaren etwas zeigen, etwas erzählen möchte. Aber was?

Ähnlich phantomhaft wie der Täter bewegen sich auch die Ermittler durch diesen „Tatort“ in Sepiafarben. Selten kommen sie einander wirklich nahe, auch wenn sie persönliche Gespräche anzustoßen versuchen. Umso mehr reden die anderen. So muss Faber, ohnehin mit einem Hang zur Paranoia ausgestattet, feststellen, dass sein dauerhaftes Ausscheiden als Leiter der Mordkommission im Präsidium bereits beschlossene Sache scheint. Alle reden darüber. Nur nicht mit ihm.

„Love is Pain“ führt auch eine neue Figur ein, die Polizeibeamtin Beate Gräske (Sar Adina Scheer). Herzog holt sie ins Team, da sie eine «Super-Recognizerin» ist. Heißt: Gräske hat eine besondere Fähigkeit, Gesichter wiederzuerkennen. Während die anderen Ermittler die Zeugen befragen und Spuren sichern, verfolgt sie in den Überwachungskameras der Stadt die Schritte des Täters.

Die Verwendung der Überwachungskameras sei eine Möglichkeit, dass der Täter sich zeigen könne und der Film dabei trotzdem in der Perspektive der Polizei bleibe, sagte Regisseurin Sabine Bernardi laut WDR. Es habe einen besonderen Reiz ausgeübt, Videoüberwachung visuell und erzählerisch für „Love is Pain“ einzubinden. „Zumal wir darüber auch ein Stück Dortmund sichtbar machen. Dort gibt es in bestimmten Straßen sehr viele Überwachungskameras, und so haben wir das aufgegriffen und später auch an diesen Originalschauplätzen gedreht.“

Die Ermittlung in Kameraufnahmen ist auch notwendig, denn von den Zeugen ist in diesem Fall nicht viel zu erwarten. „Die lügen uns doch alle an“, sagt Faber irgendwann sichtlich entnervt – und wird recht behalten.

dpa