Nach Zweifel an Alltagsmasken bei „Markus Lanz“: Ärztepräsident Reinhardt rudert zurück

Bei Markus Lanz bezweifelte er den Nutzen von Alltagsmasken gegen Corona. Nun ist Ärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt zurückgerudert.
Klaus Reinhardt Präsident Bundesärztekammer
Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Foto: Wolfgang Kumm/dpa

Nachdem er den Nutzen von Alltagsmasken bei der Bekämpfung der Pandemie in Zweifel gezogen hat, ist der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Klaus Reinhardt, zurückgerudert. „Die aktuelle Evidenz aus vielfältigen Studien spricht für einen Nutzen des Mund-Nasen-Schutzes“, teilte er am Freitag mit. Seine Aussagen hätten zu erheblichen Irritationen geführt, die er sehr bedaure.

Reinhardt hatte in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ vom Mittwochabend gesagt, er sei von den Alltagsmasken nicht überzeugt, „weil es auch keine tatsächliche wissenschaftliche Evidenz darüber gibt, dass die tatsächlich hilfreich sind. Schon gar nicht im Selbstschutz und wahrscheinlich auch nur ganz wenig im Schutz, andere anzustecken“.

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Das widerrief er am Freitag: „Die Studien weisen darauf hin, dass sowohl die Übertragung auf andere als auch die Selbstansteckung durch
Alltagsmasken reduziert wird“, sagte er laut Mitteilung. Reinhardt war für seine Aussagen massiv kritisiert worden – zum Beispiel von Karl Lauterach (SPD):

https://twitter.com/Karl_Lauterbach/status/1319050661691035652

Die Vorsitzende des Marburger Bundes, Susanne Johna, sagte: „Diese persönliche Auffassung des Bundesärztekammer-Präsidenten steht im Widerspruch zur aktuellen Studienlage und ist geeignet, das seit Monaten wirksame und evidenzgestützte Konzept zur Minimierung von Infektionen zu diskreditieren.“

In einer gemeinsamen Mitteilung betonten Reinhardt und zahlreiche Vertreter von Medizinerverbänden – darunter Johna vom Marburger Bund – am Freitag, dass die Evidenz für einen Nutzen spreche. „Trotz aller noch bestehender Unsicherheit resultiert aus den Daten aus Sicht der Unterzeichner die klare Empfehlung zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes“, heißt es dort.

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Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, kritisierte: „Was einer der Vorsitzenden sagt, stellen die anderen gleich wieder infrage.“ Das lähme die Bereitschaft der Bevölkerung, sich an die einfachsten Hygiene-Regeln zu halten. Leidtragende seien Schwerkranke und Pflegebedürftige.

dpa