Sven Ottke: „Vielleicht platzt mir der Kragen, aber ich hoffe nicht“

Um die Jahrtausendwende hat Sven Ottke zu den besten Boxern Deutschlands gezählt. Nun will sich der Berliner auf ungewohntem Terrain durchkämpfen.
Sven Ottke
Foto: TVNOW / Arya Shirazi
Foto: TVNOW / Arya Shirazi

Um die Jahrtausendwende hat Sven Ottke zu den besten Boxern Deutschlands gezählt. Nun will sich der Berliner auf ungewohntem Terrain durchkämpfen.

Für ihn geht es ins Dschungelcamp – aber nicht, ohne vorher im „RTL“-Interview noch wichtige IBES-Fragen zu beantworten.

Warum gehen Sie in den Dschungel? Was reizt Sie?

Eine kleine Herausforderung, ein Experiment und Grenzerfahrungen sammeln.

Gehen Sie über die volle Distanz im Dschungelcamp?

Dann müsste ich ja gewinnen. Ich hätte nichts dagegen, weil ich das Geld schon verplant habe. Ich möchte alles spenden für karitative Zwecke. Ich habe auch selbst einen Verein: ‚Sven hilft‘. Mit der Antrittsgage will ich daraus eine Stiftung machen.

Was hat es genau mit ‚Sven hilft‘ auf sich?

Ich war selber mal ein recht schwieriges Kind. Im Nachhinein würde ich sagen, dass ich die Scheidung meiner Eltern nicht wirklich verkraftet habe. Ich habe viel Mist gebaut. Wenn meine Grundschullehrerin nicht zu mir gehalten hätte, dann wäre ich auf die schiefe Bahn geraten. Bei ‚Sven hilft‘ versuchen wir Kindern, die Anpassungsprobleme haben, zu unterstützen. 

Wie genau waren Sie als Kind?

Ich war schon aggressiv, würde ich sagen. Ich habe ab und zu mal so eine Rauferei gehabt mit einem Klassenkameraden. Ich war ein sehr unruhiges Kind. Heute sagt man ADHS dazu. Ich konnte mich nicht so richtig zurückhalten.

Was sind Sie heute für ein Typ?

Ich versuche, ein bisschen humorvoll zu sein und Spaß zu haben. Man kann respektvoll miteinander umgehen und Spaß haben. Man muss nicht alles so ernst nehmen. Es wird sich zeigen, wenn wir wenig Schlaf und wenig Essen haben, dann können die Nerven schon mal dünn werden.

Wenn es zu Konflikten im Camp kommt – wie gehen Sie damit um?

Klar, man kann aneinandergeraten. Das ist ja klar. Aber wenn es so weit kommen sollte, würde ich wohl kaum jemanden eine drücken oder so. Es wird nicht zur Schlägerei kommen – auf keinen Fall! Man dreht sich um und geht einen Meter weiter.

Man kann Sie also gar nicht aus der Fassung bringen?

Falls eine Situation kommt, in der das Nervenkostüm sehr dünn ist, und wenn dann irgendein Depp daherkommt, der mir ans Bein pinkeln will, dann kann es schon sein, dass ich böse werde.

Wie verhalten Sie sich in der Gruppe?

Ich möchte eher der Schlichter sein. Ich bin harmoniebedürftig und der Meinung, man sollte im Camp nicht den Respekt verlieren. Man muss sich achten, dann kann es auch klappen und Spaß machen. Aber du bist mit zwölf völlig unterschiedlichen Charakteren zusammen. Der Eine ist jünger – ein Heißsporn und der Andere ist abgebrühter. Es wird sich zeigen, was passiert. Vielleicht platzt mir auch mal der Kragen. Aber ich hoffe nicht.

Betreiben Sie viel Sport?

Ich versuche jeden Tag Sport zu treiben. Ich bin über 50 Jahre alt und nicht mehr so fit wie früher. Das ist doch klar. Ich bin auch nicht mehr so ehrgeizig wie früher. Ich bin entspannter geworden. Ich treibe trotzdem noch relativ viel Sport. Im Sommer spiele ich viel Golf. Jetzt versuche ich, jeden zweiten Tag zu Laufen, so eine Stunde. Und zwischendurch Krafttraining. Für mein Alter bin ich fit.

Halten Sie sich auch im Camp fit?

Ich muss mich schon ein bisschen bewegen. Den ganzen Tag rumsitzen auf meinen kleinen, zarten Popöchen, kann eng werden. Ich muss mir was suchen, wo ich mich abreagieren kann.

Wie stehen Sie zu Essprüfungen?

Regina Halmich, eine Freundin, hat mir gesagt, Sven, du isst auf keinen Fall lebendige Tiere. Das musste ich ihr versprechen. Das Thema ist also schon mal durch.

Wie stehen Sie zu den hygienischen Zuständen im Dschungelcamp?

Aufs Klo müssen wir alle rauf. Es wäre schon von Vorteil, wenn man sich dort ein bisschen zusammenreißen würde. Die Männer pinkeln im Sitzen. Für die Frauen ist es blöd, wenn wir Männer rein theoretisch daneben pinkeln und die Frauen müssen sich hinhocken.

Wie gehen Sie mit Verzicht um, zum Beispiel dem wenigen Essen?

Da habe ich null Probleme. Essen ist ein Thema, mit dem ich ganz gut umgehen kann, weil ich über 20 Jahre kaum was gefressen habe. Ich habe wochenlang nix gegessen, weil ich in den Wettkampfvorbereitungen acht Wochen acht Kilo abnehmen musste. Essen ist also das geringste Problem, das ich habe…

Was war Ihr letztes Kampfgewicht?

76 Kilo. Jetzt wiege ich 10 Kilo mehr.

Was wäre denn eine Herausforderung im Dschungel?

Es wird für mich die größte Herausforderung, den ganzen Tag nichts zu tun. Da werde ich wahrscheinlich irgendwann mal anfangen, Liegestütze oder Kniebeuge zu machen oder keine Ahnung was. Spazieren gehen wird auch eng, habe ich mir sagen lassen. Deshalb wird es für mich die härteste Prüfung, den ganzen Tag nichts zu tun.

Wollen Sie Dschungelkönig werden?

Ja, natürlich: jeder will gewinnen. Das ist doch klar. Wenn ich dort hingehe, will ich auch gewinnen. Wenn es nicht klappt, dann ist es halt so. Ich bin so wie ich bin. Ich bin mit mir zufrieden und voll im Reinen. Entweder akzeptieren das die Zuschauer oder auch nicht.

Haben Sie ein Geheimrezept, um die Dschungelkrone zu ergattern?

Es gibt kein Geheimnis. Es gibt nur mich. Es gibt nur den Sven. Ich bin mit mir total im Reinen, ich fühle mich wohl und bin zufrieden. Mein Leben ist schön. Alles prima. Ich brauche nicht arbeiten zu gehen. Ich kann von dem Leben, was ich mir erarbeitet habe. Ich habe meinen Spaß. Das werde ich auch so transportieren. Was soll ich da Faxen machen? Da habe ich keinen Bock drauf. Und wenn ich gewinnen sollte, dann wird die Kohle komplett gespendet.

Was sagt deine Familie dazu, dass Sie in den Dschungel gehen?

Die Große kommt ja mit. Die Kleine kann es noch nicht richtig einordnen. Mein Sohn lebt ja nicht bei mir, der ist bei seiner Mutter. Deshalb kann ich es nicht sagen.