Das neue „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“: Norwegischer Zeitgeist trifft auf Klassik aus den Siebzigern

Der tschechische Märchenfilm "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" von 1973 ist TV-Kult. Die Norweger bringen nun ein Remake des Klassikers heraus, das vieles an die Moderne anpassen will. Taugt das was?
Foto: LarsHellebust/Amazon Prime/dpa
Foto: LarsHellebust/Amazon Prime/dpa

Millionen lassen sich Jahr für Jahr zur Weihnachtszeit von dem Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ verzaubern. Nun wurde der TV-Märchenklassiker von 1973 neu verfilmt. Kann das gut gehen?

Die deutsch-tschechische Koproduktion, die vor fast 50 Jahren ins Fernsehen kam, ist schließlich Kult, vor allem an den Feiertagen. Da versammeln sich Generationen am Bildschirm – auch in Norwegen. Von dort hoch oben kommt auch die neue Version von Prime Video. Eine Musikerin spielt die Hauptrolle: Astrid Smeplass. Bei ihrem Filmdebüt überzeugt die 25-Jährige in der Rolle des armen Mädchens, das zur Prinzessin wird. Smeplass lernte für die Rolle sogar Reiten und Bogenschießen.

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Prinz, Eule, Pferd, Ball, Täubchen und der verlorene Schuh – in der Neuverfilmung von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ nach dem Märchen von Božena N?mcová ist alles vorhanden. Und doch wurde modernisiert und geändert. Das bezaubernd schöne Aschenbrödel ist nun blond statt brünett, selbstbewusst statt scheu. Die Märchenfigur steckt zwar genauso im historischen Kostüm wie ihr Pendant aus den 1970er Jahren, verhält sich aber eher wie eine moderne junge Frau. Lässt sie sich anfangs noch von der Stiefmutter kleinmachen, wächst mit jeder Demütigung ihr Mut sich zu wehren, auch gegen Spott von anderen.

Selbstbewusst und zeitgemäß

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Das Remake, im Original „Tre nøtter til Askepott“, spielt im weiten, tief verschneiten Winterwunderland. Dort begegnen sich die schöne Magd, die von Stiefmutter und Stiefschwester traktiert wird, und der sensible Königssohn. Die Waise lehrt ihn, sein Pferd zu verstehen, und bewahrt den Hitzkopf beim wilden Wettreiten vor dem Absturz.

Überhaupt: Das neue Aschenbrödel wartet nicht, bis es gefunden wird, und widersetzt sich der Stiefmutter, die herzlos, eiskalt und böse an die Disney-Figur Cruella De Vil („101 Dalmatiner“) erinnert.

„So sieht man sich wieder“, bremst die Heldin in dem (einer Eiskönigin würdigen) Traumkleid den schwarz gelockten Prinzen auf dem Ball. Der will gerade nach draußen, stürmt fast an ihr vorbei. Kühn, mit einem gezielten Schuss, rechnet sie am Ende mit der Stiefmutter ab, und rettet den Liebsten. Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten.

Wurde 1972/1973 für den Originalfilm unter anderem im Böhmerwald und dem Barockschloss Moritzburg gedreht, bildeten jetzt unter anderem eine mittelalterlichen Wasserburg und das Freilichtmuseum Maihaugen in Lillehammer mit historischen Bauernhäusern die Kulissen.

Geeignet für Neu-Einsteiger, schwierig für alte Fans

Schauspielerin und Regisseurin Cecilie Mosli („Furia“) hat die altbekannte, von einem Autorenteam neu erzählte Geschichte berührend und spannend in Szene gesetzt. Spezialeffekte, wie sie vor knapp fünf Jahrzehnten noch unbekannt waren, sorgen mit Goldstaub oder Polarlichtern über der Tanzfläche für Magie, opulente Kostüme und Ausstattung für Staunen. Einige der Figuren haben andere Namen oder einen zeitgemäßen Touch. So ist der Schneider der Stiefmutter schwul, die Kumpel des Prinzen erleben ihr Coming-out und Aschenbrödel muss Pailletten farblich sortieren – auch das übernehmen die Täubchen.

Das neue „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ wird eine Menge kleiner Neu-Einsteiger sofort begeistern. Vielen eingefleischten Fans des Originals mit der inzwischen verstorbenen Libuše Šafránková dürfte sie aber zu modern sein. Laut Nutzer-Kritiken vermissen sie oft auch Karel Svobodas legendären Soundtrack.

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dpa