Mit „Hin- und Rückspiel“ und der Mafia – so besonders wird der Jubiläums-„Tatort“

Mit einer Doppelfolge feiert der "Tatort" seinen 50. Geburtstag. In "In der Familie" wird in Dortmund und München gegen die Mafia ermittelt.
Tatort In der Familie Jubiläum Kommissare
Foto: Frank Dicks/WDR/dpa
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Seinen 50. Geburtstag feiert der „Tatort“ mit einer Doppelfolge über die Mafia: Für die Krimis „In der Familie“ 1 und 2 treffen ein tolles Drehbuch, Spitzenregisseure und die Ermittlerteams aus Dortmund und München zusammen. Das Ergebnis ist sehenswert.

Wenn der „Tatort“, wie Regisseur Dominik Graf sagt, „die Bundesliga der Kommissare“ ist, hat die ARD für die Jubiläumsfolge zum 50. Geburtstag eine Spitzenmannschaft auf den Platz geschickt: Mit den Münchner Urgesteinen der Reihe, den Kommissaren Batic und Leitmayr sowie dem Dortmunder Ermittler-Team rund um den eigenwilligen Kommissar Faber spielt das Krimiformat seine Stärken aus und das gleich über zwei eindringliche Folgen (Ausstrahlung am 29.11 und 06.12., jeweils um 20.15 Uhr im Ersten).

Klischeefern und nah dran an den emotionalen Ausnahmezuständen seiner Protagonisten erzählt der Jubiläums-„Tatort“ mit dem Titel „In der Familie» vom tödlichen Würgegriff der italienischen Mafia und dem Versuch der Polizei, dem etwas entgegenzusetzen.

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Nicht minder erstklassig sind diejenigen, die den Stoff für die Crossover-Folge erdacht und inszeniert haben: Das mühelos über zwei Teile tragende Drehbuch stammt aus der Feder von Bernd Lange, der bereits Vorlagen für preisgekrönte Filme wie „Requiem“ und „Was bleibt“ lieferte.

Im ersten Teil führte der Polizeifilm-Routinier Dominik Graf Regie, wie bereits vor 25 Jahren in der damaligen Jubiläumsfolge „Frau Bu lacht“ und einigen „Tatorten“ mehr. Für den zweiten Teil hat die ARD mit Pia Strietmann eine Regisseurin gewählt, deren „Tatort“-Debüt über einen verstörenden Amok-Alarm in München („Unklare Lage“) erst im Januar zu sehen war, als ihr erster TV-Krimi überhaupt.

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Beide formen mit ihrer jeweils eigenen Erzählweise Filme, die soweit geschlossen sind, dass sie notfalls auch für sich stehen könnten, es aber zum Glück nicht müssen: Dem Zuschauer würde etwas entgehen.

„Hin- und Rückspiel“, wie beim Fußball nennt es der verantwortliche Redakteur des WDR, Frank Tönsmann, in dem zwei Regionen – hier Dortmund, da München – und deren Vertreter aufeinanderprallen.

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Einerseits der störrische Eigenbrötler Peter Faber (Jörg Hartmann) mit den sich an ihm reibenden Kollegen (unter anderem Aylin Tezel letztmalig als Kriminaloberkommissarin Nora Dalay), andererseits die eingespielten Münchner Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) mit ihrem trockenen Charme und Ermittlerinstinkt.

Teil 1 (WDR) spielt im Ruhrgebiet, das Graf mit gewisser Tristesse inszeniert: In einer Dortmunder Vorstadt betreibt Luca Modica (Beniamino Brogi) mit seiner Frau Juliane (Antje Traue) eine Pizzeria.

Einträglicher ist jedoch ein verhängnisvoller Deal mit der ‚Ndrangheta, die ihm das Restaurant beschafft hat: Der Laden ist für die italienische Mafia ein verkehrsgünstiger Umschlagplatz für Kokain. Das ahnt auch die Kripo, die das Lokal oberserviert.

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Es ist schließlich ein Mord in München und die Fahndung nach dem untergetauchten Tatverdächtigen Pippo Mauro (Emiliano de Martino), der die Münchner Kommissare nach Westfalen führt. Jener Pippo, der sich bei den Modicas eingenistet hat, bringt alles ins Wanken.

Schon die erste Ideenskizze zum Film habe ihm den Atem stocken lassen, verrät Regisseur Dominik Graf: „Eher wie in einem Kammerspiel als in einem Mafia-Film“ ziehe sich die Situation Schritt um Schritt wie eine Schraube für alle Beteiligten zusammen „bis zu einem mörderischen Ende“.

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Teil 2 (BR) rückt eine Nebenfigur ins Zentrum und folgt der Tochter von Luca und Juliane, Sofia Modica (Emma Preisendanz) nach München. Hier ist sie mit ihrem Vater untergetaucht und kämpft mit der Erkenntnis, dass ihre Familie fortan die Mafia sein soll.

Diesmal ist es Faber, der reist und nach München kommt, um eine offene Rechnung zu begleichen – und abermals mit den dortigen Kollegen aneckt. „Ich las das Drehbuch als eine Tragödie, ein Requiem“, sagt Pia Strietmann im Presseheft zum Jubiläums-„Tatort“.

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Die Figuren steuern einem Abgrund entgegen – die gesamte Ausweglosigkeit der Situation ist dabei schon im ersten Teil angelegt und wird im zweiten Teil noch einmal brutaler. Emotional packend bleibt der Zweiteiler bis zum Schluss. Ein würdiges Stück „Tatort“-Geschichte zum 50. Geburtstag.

dpa