Im Alter von 82 Jahren: Kabarett-Legende Werner Schneyder ist tot

Die Liste der Talente von Werner Schneyder war lang: Autor, Sänger, Sportkommentator, Schauspieler, Regisseur, Ringrichter.
Foto: dpa/Ingo Wagner
Foto: dpa/Ingo Wagner
Foto: dpa/Ingo Wagner

Er war ein Urgestein des Kabaretts. Jahrzehntelang hat der „Universaldilletant“ Werner Schneyer als Satiriker die Verhältnisse in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aufs Korn genommen. Mehr als 1000 Auftritte auf den Bühnen in Österreich und Deutschland, eine legendäre Zusammenarbeit mit Dieter Hildebrandt bei der Münchner „Lach- & Schießgesellschaft“ und viele Ausflüge in die Sportwelt unter anderem als Box-Kommentator haben Schneyder bekannt gemacht. Jetzt ist der scharfzüngige Österreicher im Alter von 82 Jahren gestorben, wie die Deutsche Presse-Agentur in Wien am Sonntag aus Kreisen von Schneyders Familie erfuhr.

Schneyder passte in keine Schublade – eine gute Voraussetzung für originelle und tiefschürfende Analysen. Er selbst sah sich politisch als vielfarbig. „Ich bin in einigen Punkten erzkonservativ, in anderen tief grün, flächendeckend liberal und sozialpolitisch sehr links“, so Schneyder über Schneyder. Mit dieser Grundhaltung fand er in der Multi-Krisen-Welt viel Stoff für Bücher und Bühnenauftritte. 2016 stand er wie andere Künstler im Bundespräsidentenwahlkampf in Österreich auf der Seite des Grünen-nahen Alexander Van der Bellen. Den rechtspopulistischen FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer fand er schwer erträglich.

Dabei gehörte Schneyder zu den Intellektuellen mit starker Abneigung gegenüber dem Islam. „Der Islam gibt mir partout keine Auskunft darüber, was er von Selbstmordattentätern hält. Mir fehlt die Distanzierung islamischer Geistlicher zu den Motiven der Anschläge“, sagte er in einem dpa-Interview. „De jure ist er eine Religion, die die Weltherrschaft anstrebt.“ Die oftmals aus politischer Korrektheit gepflegte Toleranz gegenüber dieser Religion hielt er für falsch.

Der gebürtige Grazer mit Doktortitel in Publizistik war zunächst Lokal-Sportreporter und Werbetexter. Wenig später arbeitete er in
Salzburg als Theaterdramaturg und schrieb auch Theaterkritiken, bevor er wiederum die Seiten wechselte und selbst als Kabarettist auf der Bühne stand. Meist verfolgte er seine Interessen parallel, war gleichzeitig Autor und Kabarettist, Schauspieler und Aphoristiker oder Regisseur und Drehbuchautor. Zeitweise schrieb er Kolumnen im Männermagazin „Playboy“. Rund 20 Bücher hat er verfasst.

Bekannt wurde Schneyder in Deutschland als kongenialer Partner von Kabarett-Legende Hildebrandt. Das erste gemeinsame Programm „Talk täglich“ wurde 1974 in der Münchner „Lach- & Schießgesellschaft“ ein Riesenerfolg. „Es war eine politische Seelenverwandtschaft“, sagte Schneyder über die Jahre mit dem 2013 gestorbenen Künstler.

„Mir sind die Erfolge passiert“, meinte er einmal zu den Weichenstellungen in seinem Leben. Musik und die Kunst gehörten zu den Eckpfeilern in Schneyders Leben. Er sammelte voller Begeisterung Bilder und war ein großer Opernfan. Diese Musikgattung sah er allerdings bedroht. Sein Verjüngungsrezept: Konsequentes Übersetzen der Texte in die jeweilige Sprache des Publikums. Nachdichtungen könnten viel besser sein als die italienischen, französischen, russischen Originale. Seine Lieblingsoper war Verdis „Falstaff“: „Eine unfassbare Musik, ein grandioses Libretto, komponiert von einem 80-Jährigen“, befand er in seinem Buch „Gespräch unter zwei Augen“.

Erschütternd war für Schneyder der Krebstod seiner ersten Frau Ilse. Deren Leidensweg erzählte er 2008 im Buch „Krebs. Eine Nacherzählung“ auf drastische Weise. Das Buch geriet zur Anklage gegen die ärztliche Kunst. Die könne auch als Folter begriffen werden, meinte Schneyder.

Die weiche Seite des Satirikers kam zum Vorschein, wenn er bei seinen Auftritten zum Sänger wurde. Unter dem Titel „Das war’s von mir“ präsentierte er 2017 seine besten Kabarettnummern in aktualisierter Version und mit vielen Chansons. „In der zweiten Hälfte singe ich Liebeslieder. Das ist der andere Schneyder“, so der Künstler damals zum Auftakt des Programms. (dpa)