Feuchtgebiete-Autorin Charlotte Roche hält nichts von Monogamie – nur mit dem Partner funktioniert nicht

Charlotte Roche startet einen neuen Podcast mit ihrem Mann. Für Aufsehen sorgt sie im Vorfeld mit ihren Aussagen über Monogamie.
Foto: Veranstalter
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Charlotte Roche hat selten Angst vor fiesen Details. Mit Büchern wie „Feuchtgebiete“ und „Schoßgebete“ hat die Autorin für Gesprächsstoff gesorgt. Für Aufsehen sorgt sie zudem mit ihren Aussagen über Monogamie.

Jetzt startet die 41-Jährige ein neues Experiment: Sie will mit ihrem Mann über die gemeinsame Beziehung sprechen – und zwar öffentlich in einem Podcast. Bei Spotify soll es ab diesem Freitag um Dinge gehen, die Paare nerven.

Finanzen zum Beispiel. Oder Eifersucht, aber dazu später mehr. Roche, die sonst in Köln lebt, sitzt gut gelaunt auf einem Sofa in einem Konferenzraum in Berlin-Mitte. Im Gebäude läuft die Klimaanlage, in dunklen Wänden im Flur spiegelt man sich. Ihr Mann ist nicht dabei. Er suche eher nicht die Öffentlichkeit und sei „sehr zurückhaltend“, sagt sie.

Für ein Interview des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ ließen sich beide so fotografieren, dass man ihn nicht erkennt. Roche hat beim Musiksender Viva gearbeitet und eine Sendung mit Jan Böhmermann moderiert. In ihren Büchern geht es auch mal um Sex-Experimente und Würmer.

Hat man da noch Tabus in einer Beziehung? Sie hoffe, dass sie über alles reden könnten, sagt Roche. Aber es gebe gewisse Themen, die zu „Tretminen“ würden. „Am Anfang ist man doch oft so symbiotisch und denkt, man sei das beste Paar der ganzen Welt und ganz besonders wichtig.“

Über die Jahre – wenn aus Verliebtsein Liebe werde, man sich vertraue und verändere – merke man aber, „dass man so ist wie jedes Paar“. Mit Ehekrach will Roche deswegen offen umgehen. „Sagen wir, wir sind eingeladen und haben uns vorher gestritten. Passiert übrigens oft, warum auch immer“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Dann hätten sie früher ihre Verabredung abgesagt oder wären zwar hingegangen, hätten ihren Streit aber überspielt.

„Irgendwann habe ich gesagt: Warum eigentlich? Das sind doch unsere Freunde. Und jetzt gehen wir immer hin und sagen: Nur dass das klar ist, wir haben uns gerade zwei Stunden lang angeschrien zu Hause und hatten keinen Bock zum Essen zu kommen, und wir sitzen trotzdem hier.“ Dann denke niemand, die schlechte Stimmung habe mit ihnen zu tun.

Andere würden oft ähnliche Geschichten erzählen, und man habe gleich ein Gesprächsthema. Nach Angaben des Streamingdienstes Spotify soll es 15 Folgen vom Podcast „Paardiologie“ geben, jeden Freitag eine.

Ganze Folgen gab es vor dem Interview noch nicht zu hören, in ersten Ausschnitten überlegen beide, worüber sie reden sollen: Sex nach 15 Jahren Beziehung? Oder Zuhören nach einer so langen Zeit? „Wie ernsthaft soll das sein?“, fragt der Ehemann an einer Stelle. Und Roche muss oft lachen. Roche bewirbt das Projekt mit Fotos bei Instagram und erwähnt im Trailer ein Thema, das Hörer bringen dürfte: Besonders freue sie sich auf die Episode über Eifersucht und Fremdgehen, sagt sie.

Darin werde es auch um die Frage gehen, ob Monogamie über lange Zeit funktionieren könne. „Wo ich jetzt schon ganz klar sage: Nein.“ Eventuell habe man das früher schaffen können. Aber jetzt, wo man immer älter werde, sei das eine ganz schöne Herausforderung. Sie halte es für weltfremd, das überhaupt zu versuchen, sagt Roche.

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Es impliziere auch, dass es moralisch verwerflich sei, wenn man sich fremd verliebe oder das Bedürfnis habe, mit jemand anderem zu schlafen. Viele Leute würden noch immer denken, wenn man betrogen werde, müsse man Schluss machen, weil der Stolz das so gebiete. „Aber man könnte auch sagen: Warum eigentlich?“

dpa