Paw Patrol – Der Kinofilm: So fühlt sich ein Kinobesuch für Eltern an

Seit dem 19. August erobert die "Paw Patrol" die große Leinwand. Dank zahlreicher Kino-Aktionen konnten sich einige Eltern bereits am Wochenende zuvor einen ersten Eindruck vom Film machen. Auch unser Autor Daniel Hecht war mit seiner Familie im Cinemaxx in Essen dabei. Sein Fazit findet ihr hier.
Paw Patrol: Der Kinofilm
Foto: Paramount Pictures/Spin M/dpa
Foto: Paramount Pictures/Spin M/dpa

Seit der Pilotfolge von „Paw Patrol“ im August 2013 ist viel Zeit vergangen. Acht Jahre später ist „Paw Patrol“ ein ebenso großes Phänomen wie „Peppa Wutz“ oder „Miraculous“. Kein Wunder also, dass die kanadische Kinderserie nun auch die große Leinwand erobern will – und das in einer durchaus schwierigen Zeit. Unser Autor Daniel Hecht hat sich den Film zusammen mit seiner Familie im Kino in Essen angesehen und verrät uns, ob sich die „Paw Patrol“ als Kinopremiere für Kinder eignet.

Der Mikrokosmos angesagter Kinderserien erschließt sich einem meist erst dann, wenn man selber Kinder großziehen darf. Stilistisch dürfte der Wechsel von den detailliert und liebevoll gezeichneten TV-Serien der 80er und frühen 90er Jahre zum heutigen Programm für viele Eltern gewöhnungsbedürftig sein.

„Peppa Wutz“ setzt auf eine ganz neue Form von Minimalismus, die „Paw Patrol“ auf 3D-Animation aus der Retorte, ganz ohne Ecken und garantiert ohne Kanten. Diese Hunde wollen nicht anecken, sondern einfach nur „lieb sein“. Damit muss man erstmal warm werden. Insgesamt bringt es die Serie aktuell auf sieben Staffeln und rund 170 Folgen. Zusätzlich liefen bereits drei längere Feature-Filme im Fernsehen.

Trotz der visuellen Abstriche und dem ein oder anderen Drehbuch, welches Eltern mit einem lauten „Cringe!“ die Augen vor dem Bildschirm verdrehen lässt, gehört „Paw Patrol“ zu den Lieblingen im Kinderzimmer. Dazu trägt vor allem die aggressive Vermarktung zu:  Passendes Franchise-Spielzeug, qualitativ meist irgendwo zwischen üblen Plastikschrott und „Kann man ja mal mitnehmen, tut ja keinem weh“ angesiedelt, stapelt sich bei vielen Familien bis zur Decke.

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Darunter: Spielfiguren, Bettwäsche, Kuscheltiere, T-Shirts. Es überrascht nur wenig, dass „Paw Patrol – Der Kinofilm“ auch gleich noch mit einem gleichnamigen Videospiel für Nintendo Switch, PlayStation und Xbox um die Ecke kommt. Währenddessen lässt ein namhafter Lebensmittel-Discounter die Werbeglocken zum Kinofilm quer durch die Republik läuten.

Paw Patrol als Serie: Kein Einsatz zu groß, keine Pfote zu klein!

Paw Patrol: Der Kinofilm

Die Helden aus „Paw Patrol“. Foto: Paramount Pictures/Spin M/dpa

Die Hunde hören auf die Namen „Chase“, „Skye“, „Zuma“, „Rubble“, „Marshall“ und „Rocky“. Angeführt wird das muntere Team von Paw Patrol-Chef „Ryder“, der die Bande immer wieder zu spannenden Rettungsaktionen führen muss. Ok, mal mehr (ein Vulkan bricht aus!), mal weniger spannend (Bauer Alex braucht Hilfe!).

Der Clou: Jeder Hund steuert bei den Einsätzen ein eigenes Gefährt, gestartet wird stilecht per Turborutsche im großen Hauptquartier-Turm – inklusive passendem Theme-Song, der mittlerweile weltberühmt sein dürfte. So darf der tollpatschige Dalmatiner „Marshall“ im Feuerwehrwagen los düsen, Cockapoo „Skye“ fliegt im Hubschrauber und der deutsche Schäferhund „Chase“ schwingt sich in den flinken Polizeiwagen.

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Pädagogisch wertvoll ist „Paw Patrol“ nur dann, wenn man tief stapelt: Anderen Menschen  zu helfen ist schließlich immer eine gute Sache. In vielerlei Hinsicht ist die Serie „Trash TV“ für Kinder, praktisch auf einem Level mit „Alarm für Cobra 11“ – nur halt aus Kanada und dementsprechend handzahm.

Tipp: Wer mal wieder von den Nachkommen zum Zugucken gezwungen wird, der sucht sich am besten eine der folgenden Seriennummern der ersten drei Staffeln heraus – und ist vielleicht irgendwann selbst ein Fan der Fellfreunde.

  • Staffel 1, 19b, Ryders Roboterhund
  • Staffel 1, 20a, Großes Affentheater
  • Staffel 1, 20b, Der kleine Tut
  • Staffel 1, 26, Der Piratenschatz
  • Staffel 2, 2a, Der Besucher aus dem All
  • Staffel 2, 7a, Einsatz im Dschungel
  • Staffel 2, 13, Die Meerfellfreunde
  • Staffel 2, 26, Die Dinosaurier sind los
  • Staffel 3, 5, Fliegende Fellfreunde
  • Staffel 3, 9a, Keine halben Drachen
  • Staffel 3, 10b, Der Affen-Naut
  • Staffel 3, 15, Hier kommt Tracker
  • Staffel 3, 23a, Einsatz auf der Vulkaninsel

Das steckt hinter „Paw Patrol – Der Kinofilm“

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Im Gegensatz zur visuell kaum bemerkenswerten Animationsserie wirkt „Paw Patrol“ auf der großen Leinwand um einiges beeindruckender: Die Hunde flitzen herrlich wuschig und lebhaft von Mission zu Mission, die Szenerie der Abenteuerstadt ist bildgewaltig und brodelt mit großen Menschenmassen und viel Verkehr. Das alles mit angenehmer Leichtigkeit auf den Bildschirm zaubern die Franzosen von „Mikros Image“, welche zuletzt auch „Sponge Bob“ zu zwei visuell äußerst eindrucksvollen Animationsfilmen verholfen haben.

Da sich eine zusammenhängende Geschichte über 86 Minuten wohl nur schwierig in Verbindung mit einem so jungen Publikum etablieren lässt, setzen die Macher des Films auf das altbewährte „Fall“-Format der Serie. Einmal in der Abenteuerstadt angekommen, wird zuerst ein zerstörerisches Feuerwerk eingedämmt, wenig später die Gäste einer Metro aus prekärer Überkopf-Lage gerettet werden. So hangelt man sich von Mission zu Mission.

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Neue Hunde, neue Bösewichte, prominente Synchronsprecher

Abseits der klassischen Paw Patrol-Besetzung gibt es erstaunlich wenige Auftritte der seit Jahren etablierten Figuren aus „Adventure Bay“. Natürlich lassen sich auch Bürgermeisterin Gutherz und Alliteration-Alleinunterhalter Käpt’n Turbot kurz blicken, der Fokus liegt aber klar auf den bekannten Hunden der Paw Patrol, Ryder und Bürgermeister Besserwisser als Bösewicht. In späteren Staffeln zugelaufene Pfoten wie Everest, Tracker und Rex werden komplett ausgeblendet. Zudem müssen Zuma-Fans stark sein: Der Profi für Unterwassereinsätze findet in der Großstadt logischerweise kaum Herausforderungen, darf aber immerhin am Ende kurz sein Können beweisen.

Auch neue Gesichter gesellen sich hinzu: „Liberty“ ist die neue Hündin aus Abenteuerstadt, deren großer Traum es ist der „Paw Patrol“ beizutreten. Gesprochen wird der knuffige Langhaardackel von Lea van Acken, bekannt aus „Das Tagebuch der Anne Frank“ und  der Netflix-Erfolgsserie „Dark“. „Sportstudio“-Moderatorin Dunya Hayali hingegen darf sich als Kendra Wilson beweisen: Die Erfindung der Wissenschaftlerin aus Abenteuerstadt sorgt für einen spannenden Showdown.

Zudem mit an Bord der deutschen Synchronisation sind Sat.1-Moderator Daniel Boschmann und sein Sat.1-Kollege und Filmkritiker Christoph Scheermann. Beide gesellen sich als  Fieslinge Borris und Ruben an die Seite von Bürgermeister Besserwisser. Im Original feiern zudem Kim Kardashian und Comedian Jimmy Kimmel prominente Synchro-Auftritte.

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Ein Besuch mit Kindern im Kino ist kein Vietnam

Paw Patrol: Der Kinofilm

Chase ist immer im Einsatz. Foto: Paramount Pictures/Spin M/dpa

In den letzten zwei Jahren durfte ich persönlich gleich zwei Premieren meiner gut dreißigjährigen Kino-Geschichte feiern: 2020 ging es das erste Mal alleine in Kino, 2021 folgte nun das genaue Gegenteil – das erste Mal mit der Familie im Kino. Zwei Kinder, vier und sechs Jahre alt, sowie die werte Chefin des Hauses sind mit an Bord im Cinemaxx in Essen.

Der Film soll um 15 Uhr starten, was nebenbei auch so ziemlich die früheste Uhrzeit gewesen dürfte, zu der ich je im Kino gesessen habe. Nur einen Meter hinter der Eingangstür (warum fühlen sich Kino-Türen immer so an, als würden sie 500 Kilogramm wiegen?) empfängt uns bereits eine drei Kilometer lange Schlange. Alle wollen Popcorn. Ich mache mit meiner Frau aus, später nochmal vorbeizuschauen.

Der erste Blick in den Kino-Saal lässt die Augen meiner Kinder leuchten. Ohne genauen Gegencheck: Kino 2 dürfte einer der größten Säle vor Ort sein. Ich muss grinsen – und wünsche mir insgeheim genau DIESEN Moment nochmal als junges Gegenstück erleben zu dürfen. Da das Kino noch recht leer ist, nimmt mein Sohn sofort Platz. Meine mit Tafeln und viel Kreide untermalten Erklär-Versuche dass wir in der „hintersten Reihe ganz links“ Platz nehmen müssen scheitern brutal. Der erste Schrei-Anfall ist da, also genau das was so ziemlich alle Eltern bei ihrem ersten Kinobesuch befürchten dürften.

Das Schlimmste: Ich kann ihn verstehen. Als Kind ist „weiter vorne“ immer geiler. Das Problem: Die Vorstellung war bei der Ticketbuchung bereits fast ausverkauft. Um die Situation zu entschärfen und ihn zu beruhigen tue ich, was alle Väter an meiner Stelle getan hätten: Ich renne weg und hole etwas zu futtern. Die Schlange am Eingang dürfte sich mittlerweile gelichtet haben. Hatte sie nicht.

Aufgrund der frühen Uhrzeit verzichte ich gerne auf die jenseits von Gut und Böse überteuerte Nachos mit Käsesauce und greife stattdessen zu einem einzigen „Popcorn plus Getränk“-Menü für 10,49 Euro. Sohnemann bekommt zusätzlich ein Eis (vom Geschmack her bereits seit Pre-Corona in der Truhe tiefgefroren), die Tochter einen Frozen-Fanta-Drink – schnell sind die 20 Euro voll.

Bei der Rückkehr ist das Geschrei vorbei, der Saal dunkel, die Leinwand hell erleuchtet. Die Augen meiner Kinder starren noch immer ungläubig auf diese riesige Fläche, deren Magie wohl nie wirklich verschwinden wird – da mag ich noch so oft lamentieren, dass die 4K-Auflösung daheim auf dem 65-Zöller „viel geiler als Kino“ ist. Meine Tochter verschwindet für die nächste halbe Stunde in der Popcorn-Tüte, Sohnemann wechselt nur zweimal in den folgenden 90 Minuten seinen Sitzplatz. Aufgrund von Corona haben wir genug Ausweichmöglichkeiten nach links und rechts.

Das Beste: Aufgrund von unzähligen anderen Kindern im Saal habe ich ein wahres Kreisch-Inferno befürchtet, ein kinetisches Tollhaus, ein „Ich liebe den Gestank frischer Windeln am Nachmittag“-Vietnam für Eltern im Dauerstress. Nach den 89 Minuten kann ich nun stolz (und etwas verwirrt) behaupten: Ich hatte schon lange kein so entspanntes Publikum mehr im Kino. Und in den vorgegeben Applaus der Großen stimmten die Kleinen am Ende des Films gerne mit ein. Herrlich!

Fazit zu „Paw Patrol – Der Kinofilm“

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Nach 170 Folgen und mindestens ebenso vieler Wiederholungen jeder einzelnen Folge könnte man meinen, dass das Ende der Fahnenstange so langsam erreicht ist. Umso überraschender kam ich am Ende des Films aus dem Saal heraus, blickte auf zwei freudestrahlende Kinder und muss für mich selbst resümieren: Der erste Kino-Auftritt der  „Paw Patrol“ ist richtig, richtig gut geworden. Selbstverständlich ist es kein „Pixar-Meisterwerk“, kein Meilenstein á la Disney oder Ghibli. Aber die Macher hinter den Kulissen wissen die richtigen Knöpfe an genau den richtigen Stellen zu drücken.

Noch wichtiger: Sie geben den Kindern Pausen zum Durchschnaufen. Die teilweise nah an Michael Bay inszenierten Rettungsmissionen sind spannend und kreativ. Selbst die Gags sitzen und lassen sogar Erwachsene laut lachen, welche die Serie sonst nicht mit der Kneifzange anfassen würden. Tatsächlich ist es nicht nur der audiovisuelle Zugewinn, der die „Paw Patrol“ auf ein neues Level hebt: Mit viel Mut zur Selbstironie und einigen netten „Spitzen“ spricht man endlich auch das Publikum an, welches seine Kinder (teils seit Jahren) bei den Abenteuern rund um Adventure Bay treu begleitet. Danke dafür!

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Schön: Auf die Nachfrage wie sich die „Paw Patrol“ dieses neue Hauptquartier inmitten der Abenteuerstadt leisten könne, kramt Ryder ein T-Shirt mit „Paw Patrol“-Aufdruck hervor und resümiert: „Die Lizenz bringt genug Geld.“ Ein wenig von dieser Form der Selbstironie täte sicher auch der Serie gut – Peppa Wutz macht es erfolgreich vor.

Den meisten Kindern bleiben diese Metaebenen selbstverständlich verschlossen. Dafür bekommen sie einen fast 90minütigen „Action-Blockbuster“ präsentiert, der sie jederzeit an den Sitz fesselt, laut lachen und überrascht in die Hände klatschen lässt. Dass das zerebrale Zentrum dabei nicht wirklich überfordert wird – geschenkt! Ins Programmkino geht es schon noch früh genug.

Bleiben am Ende 3 von 5 treuen Vierbeiner-Pfoten als reiner Animationsfilm, sowie mindestens 4,5 von 5 perfekt auf den Punkt gebrachten Rettungseinsätzen als Film für die jüngsten Kinogänger und alle Liebhaber von „Paw Patrol“.

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