Neue Serie auf Netflix: So gut ist „Dogs of Berlin“

In der brisanten Crime-Story von "Dogs of Berlin“ geht es um kriminelle Clans, Neonazis, Rassismus und soziales Elend in der Hauptstadt.
Foto: Stefan Erhard/dpa
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Nach „Dark“ setzt Netflix zum zweiten Mal auf eine deutsche Serie. In der brisanten Crime-Story von „Dogs of Berlin“ geht es um kriminelle Clans, Neonazis, Rassismus und soziales Elend in der deutschen Hauptstadt. Die Zielgruppe sind Zuschauer rund um den Globus.

Die deutsche Hauptstadt ist kein Pflaster für Sensibelchen. Die raue Seite Berlins zeigt eine ganze Reihe von Serien-Produktionen von der Clan-Story „4 Blocks“ bis zum 20er-Jahre-Krimi „Babylon Berlin“. Jüngst startete beim Streamingdienst Amazon Prime Video der in der Berliner Clubszene spielende Thriller „Beat“. Netflix setzt mit seiner zweiten deutschen Serie nach „Dark“ nun ebenfalls auf den Schauplatz Berlin: Die Crime-Story „Dogs of Berlin“ ist ab Freitag (7. Dezember) in 190 Ländern zu sehen.

Neonazis, kriminelle Clans, Elend und Rassismus

„Dogs of Berlin“ mixt überzeugend derzeit angesagte Krimi-Zutaten mit gesellschaftspolitischer Relevanz: Neonazis, kriminelle Clans, im sozialen Elend aufwachsende Kinder, Rassismus und auseinanderdriftende Lebenswelten in einer abgerockten Hauptstadt. Helden der Serie sind zwei coole Ermittler. Der verschuldete Ost-Berliner Kurt Grimmer (Felix Kramer) mit zweifelhafter Vergangenheit und der schwule Deutsch-Türke Erol Birkan (Fahri Yardim) mit Kreuzberger Kiez-Erfahrung gehen ihren ersten gemeinsamen Fall mit reichlich persönlichem Ballast an.

Gemeinsam sollen die sich misstrauisch belauernden Cops den Tod eines prominenten Fußballspielers aufklären. Orkan Erdem, türkischstämmiger Topspieler der deutschen Nationalmannschaft, wird einen Tag vor der WM-Qualifikation gegen die türkische Mannschaft ermordet in einer Hochhaus-Siedlung in Berlin-Marzahn gefunden. Ein Finger wurde der Leiche abgeschnitten. Grimmer kommt an diesem Abend durch Zufall zum Tatort – in Badelatschen und mit Baby auf dem Arm. Und sofort wittert er die Chance, mit dem Fall auch seine privaten Probleme zu lösen.

Seht euch den Trailer zu „Dogs of Berlin“ hier an:

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Das Mordopfer war ein Aushängeschild für gelungene Integration. Polizeidirektor Seiler (Urs Rechn) entscheidet, dass der Mord auf keinen Fall vor dem Spiel bekanntwerden darf. „Wenn wir nicht aufpassen, haben wir ratzfatz einen Rassenkrieg an der Backe“, prophezeit Grimmer. Vor dem Fußballspiel kochen ohnehin die Emotionen hoch. Manche Türken nehmen es Erdem übel, dass er für die Deutschen spielt. Deutsche Rechtsextreme wollen nicht, dass ein türkischstämmiger Spieler der Star der Nationalmannschaft ist.

Als Birkan zu den Ermittlungen stößt, haben er und sein Team gerade einen komplett aus dem Ruder gelaufenen Einsatz gegen einen berüchtigen Drogendealer-Clan hinter sich. Schnell stellt sich heraus, dass es zahlreiche Querverbindungen zwischen den Milieus und Sphären verschiedener krimineller Banden gibt. Etwas stereotyp gerät dabei die Darstellung von arabischstämmigen Berlinern als potenziellen Verbrechern und kriminellen Aufsteigern, Deutschen als dumpfen Neonazis und Osteuropäern als brutalen Mafiosi.

Grimmer nutzt die polizeiliche Aufklärungsarbeit zunächst allerdings vor allem für seine eigenen Zwecke. Er hat bei „ein paar harten Jungs“ immense Wettschulden. Weil er nicht zahlen kann, ist er ständig auf der Flucht und der Suche nach neuen Geldquellen. Grimmers Geliebte Bine (Anna Maria Mühe) lebt mit zwei vernachlässigten Kindern in prekären Verhältnissen und führt einen fatalen Kleinkrieg gegen eine Arbeitsagentur-Mitarbeiterin.

Zuhause bei seiner „echten“ Familie kämpft sich Grimmers Frau Paula (Katharina Schüttler) währenddessen allein durch den Alltag. Und der Kontakt zu Grimmers Mutter Eva (Katrin Sass) und Bruder Ulf (Sebastian Zimmler), beide überzeugte Anhänger der Rechtsextremen-Szene, erinnern den Ermittler ständig unangenehm an die eigene Vergangenheit.

Regisseur und Drehbuchautor Christian Alvart („Tschiller: Off Duty“, „Antikörper“) lässt sich trotz schneller Szenenfolgen, viel Action und wechselnder Schauplätze durchaus Zeit für die Ausarbeitung seiner Charaktere. Und die spannende Figurenzeichnung ist es auch, die „Dogs of Berlin“ zu einer Crime-Story mit Sogwirkung macht. Die zehn, jeweils rund einstündigen Episoden bieten was die Hauptfiguren angeht kein schlichtes Gut/Böse-Szenario.

Die Cops haben Ecken und Kanten. Ihre schnoddrigen Figuren changieren zwischen Ironie, trotzigem Kampfgeist und existentieller Not. „Dogs of Berlin“ hat als TV-Serien-Unterhaltung alle Zutaten, um auch auf dem internationalen Markt zu reüssieren.

(dpa)