AMC und Universal landen Deal – der Anfang vom Ende des Kinos?

Die Filmbranche steht vor einer Revolution. AMC und Universal haben sich darauf geeinigt, dass neue Filme schon nach 17 Tagen Zuhause abrufbar sind.
Kino Saal leer
Foto: Shutterstock/Julia_Luzina
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Die Filmbranche steht vor einer Revolution. Die weltgrößte Kinokette AMC und das Filmstudio Universal haben ihren erbitterten Streit mit einem Deal beigelegt. Neue Filme können so schon nach drei Wochenenden Zuhause geschaut werden – wenn auch zum Preis eines Kinobesuchs. Bleiben die Säle in Zukunft leer?

Das Hollywood-Studio Universal Pictures wird seine Filme in den USA bereits 17 Tage nach dem Kinostart in den Online-Verleih bringen können. Dabei geht zwar es um sogenannte Premium-Angebote, bei denen Filme für 15 bis 20 Euro ausgeliehen werden können – also zum Preis eines Kinobesuchs. Dennoch hat der Deal zwischen Universal und der weltgrößten Kinokette AMC das Potenzial, das Geschäft der gesamten Branche zu verändern. Denn bisher waren neue Filme üblicherweise mehrere Monate nur im Kino zu sehen – und die Kinobetreiber verteidigten diese Exklusivität.

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Das Zeitfenster ist in den vergangenen Jahren bereits kürzer geworden. Doch die Corona-Krise beschleunigte den Wandel des Geschäfts noch einmal drastisch – und das löste einen erbitterten Streit zwischen Universal und AMC aus, der nun beigelegt wurde.

Während Kinos geschlossen blieben, schoben viele Studios den Start ihrer potenziellen Blockbuster auf. Universal brachte stattdessen seinen Animationsfilm „Trolls World Tour“ im Frühjahr direkt in den Online-Verleih. Das zahlte sich aus: In drei Wochen spielte der Film allein am US-Markt knapp 100 Millionen Dollar ein. Der Chef des Konzerns NBCUniversal, Jeff Shell, machte daraufhin eine weitreichende Ankündigung: „Wir gehen davon aus, dass wir Filme in beiden Formaten veröffentlichen werden, wenn die Kinos wieder öffnen.“ Der Filmtheater-Betreiber AMC, zu dem in Deutschland die UCI-Kinos gehören, kündigte daraufhin an, gar keine Streifen des Studios mehr zu zeigen.

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AMC-Chef Adam Aron zeigte sich nun zufrieden mit dem drastisch verkürzten Exklusiv-Zeitfenster: Den Großteil der Kinoerlöse spiele ein Film typischerweise an den ersten drei Wochenenden ein, die von den 17 Tagen abgedeckt werden. Außerdem erhoffe er sich, dass Studios dank dem Modell mehr Geld verdienen – und dadurch mehr Filme auch fürs Kino produzieren können. AMC gehe davon aus, dass das Kinoerlebnis mit großer Leinwand und wuchtigem Ton weiterhin Menschen anlocken werde. Vom Online-Verleih will der Kinobetreiber zugleich mit dem eigenen Service AMC Theatres On Demand profitieren.

Die Konditionen für Europa sollen in den kommenden Wochen ausgehandelt werden, wie AMC und Universal in der Nacht zum Mittwoch mitteilten. Die Unternehmen machten keine Angaben zu finanziellen Details der Vereinbarung.

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Kinos standen angesichts des Streaming-Booms bereits vor der Corona-Krise unter Druck und hielten sich unter anderem dank Blockbustern wie den „Marvel“-Comic-Verfilmungen über Wasser. Universal hat potenzielle Kinohits wie die nächsten Filme der Reihen „Jurassic World“, „Fast & Furious“ und „Minions“ in der Pipeline.

dpa