Zahlreiche auf Tourismus ausgerichtete deutsche Gemeinden schmücken sich offiziell mit dem Prädikat „staatlich …“?

"Staatlich anerkannter Erholungsort" – mit diesem Prädikat schmücken sich viele deutsche Gemeinden.

Die Residenzstadt Neustrelitz (Mecklenburgische Seenplatte) hat erstmals den Titel „Staatlich anerkannter Erholungsort“ zuerkannt bekommen. Der Bescheid sei vom Gesundheits- und Sozialministerium in Schwerin erteilt worden, wie die Pressestelle der Stadt am Donnerstag mitteilte. Zur ehemaligen „Hauptstadt“ des früheren Großherzogtums Mecklenburg-Strelitz gehören auch die Ortsteile Fürstensee und Klein Trebbow. Die Anerkennung erhalten Kommunen, die ihre Infrastruktur in besonderer Weise auf Urlaub, Freizeit und Erholung ausgebaut haben.

„Staatlich anerkannter Erholungsort“ – mit diesem Prädikat schmücken sich viele deutsche Gemeinden.

Das Verfahren dazu lief im Jahr 2021. „Die Anerkennung ist für uns die beste Nachricht zu Beginn des Jahres 2022“, sagte Bürgermeister Andreas Grund (parteilos).Die 21.000-Einwohner-Stadt, nur 80 Kilometer nördlich von Berlin, ist vor allem für ihre denkmalgeschützte Stadtarchitektur nach dem Vorbild einer italienischen Stadt bekannt, verfügt über Schlosspark, Tiergarten, Theater und Stadthafen.

Geplant ist laut Grund unter anderem, eine Kurabgabe sowie eine Gästekarte für das Bus-Projekt „Seenplatte rundum“ einzuführen. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es insgesamt mehr als 70 solcher besonderen Tourismusorte, wovon etwa 30 «Erholungsorte» sind. Seltener sind Seebäder (26), Seeheilbäder (7), Luftkurorte (3) wie Plau, und Heilbäder (2), zu denen Waren gehört.

Ein weiterer Erholungsort: Prora auf Rügen ist vor allem für seine monumentale und nie ganz zu Ende gebaute „Kraft durch Freude“-Ferienanlage aus der Nazi-Zeit bekannt – nun ist es staatlich anerkannter Erholungsort.

Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) übergab die Ernennungsurkunde am Freitag in dem Ostseeort Binz, zu dem Prora gehört. „Prora überzeugt Urlauber und Anwohner mit einem großen Freizeit- und Erholungswert“, sagte Glawe laut Ministerium. Mit dem Titel Erholungsort kann Prora Kurtaxe und eine Fremdenverkehrsabgabe erheben. Dies soll früheren Angaben zufolge ab 2019 geschehen.

Die NS-Hinterlassenschaft Prora war nach dem Verkauf des Bundes an Privatinvestoren in den vergangenen Jahren saniert worden. Hunderte Ferien- und Eigentumswohnungen entstanden in dem Areal, das die Nationalsozialisten einst als gigantische Ferienanlage planten und das zu DDR-Zeiten als großer Militärstandort ausgebaut wurde.

dpa