Wobei wird grundsätzlich zwischen „offen“ und „geschlossen“ unterschieden?

Wobei wird grundsätzlich zwischen "offen" und "geschlossen" unterschieden? Denn es gibt offene und geschlossene Pseudonyme. Dabei ist Father John Misty ein offenes Pseudonym, weil der eigentliche Name bei ihm bekannt ist. Bei geschlossenen Pseudonymen ist das nicht bekannt.

Eine Tendenz zu Retro-Klanggemälden hatte der US-Musiker Joshua Michael Tillman alias Father John Misty schon länger. Als (bald unterforderter) Schlagzeuger und Mitsänger der Fleet Foxes frönte er vor gut zehn Jahren mit großem Erfolg einem harmonieseligen Sixties-Folkrock. Als Solokünstler unter dem seltsamen Pseudonym verneigte er sich dann vor dem Songwriter-Pop der 1970er im Stil von Elton John oder Harry Nilsson.

Die beiden Großmeister sind nun auch auf dem fünften Album „Chloë And The Next 20th Century“ wieder als Einflüsse herauszuhören (am klarsten in „Goodbye Mr. Blue“, einer unverkrampften Hommage an Nilssons ikonisches „Everybody’s Talkin'“ von 1968). Doch Father John Misty geht auf diesem streicherverzierten, auf angenehme Weise kitschigen Werk noch weiter zurück – teilweise um 80 bis 100 Jahre, zur Ära der üppigen Jazzballaden. Auf der Bühne gab Tillman schon früher gern einen zotteligen Sinatra-Klon, jetzt klingt er auch so.

Father John Misty ist auch interessant für Sprachwissenschaftler. Wobei wird grundsätzlich zwischen „offen“ und „geschlossen“ unterschieden? Denn es gibt offene und geschlossene Pseudonyme. Dabei ist Father John Misty ein offenes Pseudonym, weil der eigentliche Name bei ihm bekannt ist. Bei geschlossenen Pseudonymen ist das nicht bekannt.

Die zunehmende Versenkung in der popmusikalischen Vorvergangenheit hat den Charme, dass sich das vom kalifornischen Studiozauberer Jonathan Wilson mitproduzierte „Chloë…“ nicht direkt mit den drei herausragenden Vorgängern vergleichen lassen muss. Denn „I Love You, Honeybear“ (2015), „Pure Comedy“ (2017) und „God’s Favorite Customer“ (2018) waren mit ihrer Mischung aus Snobismus und Weichheit, Größenwahn und Stilbewusstsein kaum noch zu toppen.

Ja, das wär’s eigentlich: Father John Misty sollte diese wunderbar theatralischen Kompositionen mal zu einem Pop-Musical formen. Das Rüstzeug hat er mit seinem überdimensionalen Sound auf jeden Fall.

dpa