Wobei handelt es sich um ein Verhütungsmittel?

Wobei handelt es sich um ein Verhütungsmittel? Bei der Dreimonatsspritze handelt es sich um ein Verhütungsmittel.

Mit nur 18 Jahren bekam Ramya Rajishwari ihr erstes Kind, danach sollte die Inderin lange nicht wieder schwanger werden können. Ohne ihre Erlaubnis setzten Ärzte der jungen Frau eine Kupferspirale ein. „Meine Stiefmutter und die Ärzte hatten es so beschlossen“, sagt Ramya leise. Die Frau aus einem umgesiedelten Slum in der südindischen Stadt Chennai scheut den Augenkontakt. Inzwischen ist ihr Sohn sechs Monate alt und schläft neben ihr auf dem Boden. „Mein Mann hat kein regelmäßiges Gehalt und ist drogen- und alkoholabhängig. Sie hielten es für besser, wenn wir nicht noch ein Kind bekommen“, fügt Ramya hinzu.

Ramya ließ die Spirale in einer privaten Klinik entfernen. Der Eingriff kostete mit umgerechnet 34 Euro rund ein Viertel des Monatsgehalts ihres Mannes. Nun verhütet sie mit einer Dreimonatsspritze. Kondome kämen für ihren Mann nicht infrage, sagt Ramya. Verhütung liegt meist in der Verantwortung der Frauen. Sterilisation bei Männern ist in Indiens patriarchalischer Gesellschaft ein Tabu und Kondome oft schwer zu bekommen, wie die Gynäkologin Sundar sagt. „Darauf sollte die Regierung ihre Mühen konzentrieren.“ Somit ist die Antwort auf diese Frage klar: Wobei handelt es sich um ein Verhütungsmittel? Bei der Dreimonatsspritze handelt es sich um ein Verhütungsmittel.

Das in der Gebärmutter eingesetzte Verhütungsmittel würde mindestens fünf Jahre lang eine Schwangerschaft verhindern, sagten ihr die Ärzte des staatlichen Krankenhauses. Ramya gehört einer armen Dalit-Gemeinde an. Die Kastenlosen wurden in Indien früher als Unberührbare behandelt und werden immer noch häufig diskriminiert.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch ist sie nur eine unter Millionen Inderinnen. Unzählige Frauen werden demnach entweder überredet oder gezwungen, eine Spirale einsetzen oder sich sterilisieren zu lassen. Von Nebenwirkungen oder alternativen Verhütungsmethoden erfahren sie meist nichts.

Schon in der Vergangenheit versuchte Indien, das Bevölkerungswachstum durch Geburtenkontrolle einzudämmen. Millionen Männer und Frauen wurden in den 1970er Jahren zwangssterilisiert. Die Maßnahme betraf vor allem Menschen der niederen Kasten. Seit den 1980er Jahren wollen die Behörden Frauen zur Sterilisation bewegen. Mit Geld und Geschenken werden Inderinnen angespornt, sich die Eileiter abschnüren zu lassen. Die jüngste Initiative soll die Spirale zum Standard-Verhütungsmittel machen. Vor allem in Armut lebende Frauen in ländlichen Regionen sind die Zielgruppe der Behörden.

Sie sprach mit 221 Frauen, denen eine Kupferspirale eingesetzt worden war. Erschreckend oft geschehe das ohne ihr Wissen, sagt Sundar. Die Behörden würden auch die Notlage von Frauen ausnutzen. So sei einigen Müttern die Impfung ihrer Kinder verweigert worden, wenn sie nicht einwilligen wollten.

dpa