Röhren wie brunftige Hirsche – skurriler Wettkampf der Hirschrufer

Brünftige Hirsche in der Westfalenhalle? Klingt so, stimmt aber nicht: In Wahrheit haben 15 Männer und eine Frau um die Krone der Hirschimitatoren gekämpft.
Fuchs
Foto: Pascal Halder/Shutterstock.com
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Es röhrt, keckert und bellt, dann wiederum scheint fast das Muhen einer Kuh zu hören zu sein.

Die Deutschen Meisterschaften der Hirschrufer sind seit Jahren das Highlight auf der Messe «Jagd und Hund» in den Dortmunder Westfalenhallen. Dort haben sich am Freitag nicht nur die 16 Teilnehmer, sondern auch zahlreiche Schaulustige die «Hohe Schule» der Lock- und Rufjagd der Jäger angesehen – und angehört.

«Das ist anspruchsvollstes, jagdliches Handwerk», erklärt der Moderator der Meisterschaft, Heiko Hornung, Chefredakteur der Zeitschrift «Wild und Hund», die die Meisterschaft ausrichtet. Werde der Hirsch misstrauisch, setze er sich schnell ab. Die Kunst sei es, es nicht «menscheln zu lassen». «Hört man den Menschen auch nur kurz raus», sei die Bewertung im Wettbewerb sofort deutlich schlechter.

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Diese Erfahrung musste zum Beispiel der Titelverteidiger Andreas Töpfer aus Niedersachsen machen. Nachdem die Jury seine beiden Auftritte nur mit dem achten Platz bewertet hatte, verließ der Bewerber aus Hann. Münden vorzeitig und noch vor der Siegerehrung die Bühne.

Ein anderer Teilnehmer, Hans-Günter Schärf, der Mitbegründer der Hirschrufmeisterschaften im Harz, kritisierte die aus seiner Sicht schwankenden Noten der Jury und forderte ein neues Bewertungssystem. Es sei wohl gar nicht so genau abgesprochen, was eigentlich bewertet werde, sagte er.

Eine dreiköpfige Jury hat bei dem Wettbewerb die schwierige Wahl, wer mit seinen speziell bearbeiteten Tröten, Schneckenhäusern und Hörnern den Ruf des Hirschen am besten imitiert. Die Kandidaten mussten in den ersten beiden Runden röhren wie ein junger, suchender Hirsch und wie ein Platzhirsch mit seinen weiblichen Tieren. Die besten sieben Imitatoren mussten dann im Finale ein Rufduell mit zwei Hirschstimmen nachstellen.

Dabei röhrte sich der Hobby-Jäger Enrico Braun aus Wittstock in Brandenburg zum Sieg. «Seit 2012 bin ich dabei und jetzt Meister», freute sich der Rotwildjäger, der einen überraschenden Tipp parat hat. «Ich habe mit einer Gießkanne angefangen zu üben. Zur Not tut es auch ein Bierglas», so Braun. Zur Feier des Tages werde er nicht den Hirschen, sondern «die Sau rauslassen», kündigte der Sieger an.

Das Nachahmen des Hirschrufes gehört seit Jahrhunderten zum Handwerk der Jäger. Während der Brunftzeit im Herbst locken sie damit den Platzhirschen aus der Deckung. Die Hirschrufer ahmen nach, wie das Tier seinen Machtanspruch demonstriert und versucht, mit seiner Stimme zu imponieren.