Welche regionale Spezialität ehrt die Stadt Frankfurt mit Gewächshäusern?

Welche regionale Spezialität ehrt die Stadt Frankfurt mit einem aus sieben Gewächshäusern bestehenden Denkmal? Ist es Äppelwoi, Handkäs mit Musik, grüne Soße oder der Frankfurter Kranz?
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Altstadt-Romerberg mit Justitia-Statue in Frankfurt. Foto: Shutterstock.com / Pigprox
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Altstadt-Romerberg mit Justitia-Statue in Frankfurt. Foto: Shutterstock.com / Pigprox

Sieben Gewächshäuser für sieben Zutaten, die in die berühmte „grüne Soße“ kommen. So ehrt die Stadt Frankfurt ein hessisches Kultgericht. Die Heimat der echten Grünen Soße-Kräuter ist seit Generationen der Frankfurter Stadtteil Oberrad mit seinen weitläufigen Anbauflächen.

Frankfurt bekannt für die „Grüne Soße“

Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch: Diese sieben Kräuter machen die Frankfurter Grüne Soße aus, und diese Kräuter sind es auch, für die das Grüne-Soße-Denkmal von Olga Schulz jeweils ein Gewächshaus vorsieht. Die Häuser sind aus Polycarbonat gefertigt, wobei das durchsichtige Material grün eingefärbt ist und dabei den Farbton „seiner“ Pflanze aufgreift. In der Abenddämmerung beginnen sie, smaragdgrün zu leuchten.

Mit dem Denkmal wird einer Frankfurter Spezialität die Ehre erwiesen. „Grüne Soße“ – das ist zunächst einmal eine kalte Soße, meist auf Basis von Milcherzeugnissen, die frische Kräuter enthält. Während die Zubereitung dieser Soße variiert, ist seit 2016 die Kräutermischung selbst ein spezielles Produkt mit der geschützten geografischen Angabe (g.g.A.) „Frankfurter Grüne Soße“ oder „Frankfurter Grie Soß“: Es muss die sieben genannten Kräuter enthalten, wobei die Zusammensetzung unterschiedlich sein kann – Hauptsache, eine Zutat ist nicht mehr als zu einem Drittel vertreten; ein Gebinde muss in der Rhein-Main-Region gewachsen und mit der Hand zusammengesteckt worden sein. Entsprechend steht das Denkmal an einem typischen Herkunftsort: an den Oberräder Kräuterfeldern.

Selbstverständlich taucht auch bei diesem Thema der berühmteste Sohn Frankfurts auf: Goethes Vorliebe für die Grüne Soße ist legendär – seine Mutter soll eine Meisterin der Zubereitung gewesen sein und regelmäßig Nachschub mit der Postkutsche von Frankfurt nach Weimar geschickt haben. Nachweislich falsch ist die Geschichte, sie sei auch die Erfinderin der Köstlichkeit gewesen.

Grüne Soße mit Kartoffeln und gekochten Eiern gilt als ein Hauptgericht, das von Gründonnerstag bis zum ersten Frost auf den Speisekarten steht. Alternativ wird die Soße auch als Beilage angeboten, etwa zu Tafelspitz oder Schnitzel. Außerdem gibt es alljährlich das Grüne-Soße-Festival wie auch den Grüne-Soße-Tag in Frankfurt.

Auch nordhessische „Ahle Wurscht“ europaweit geschützt

Die EU-Kommission hat der nordhessischen „Ahle Wurscht“ das Schutzsiegel „geschützte geografische Angabe (g.g.A.)“ erteilt. Wie die Hessische Staatskanzlei am Montag mitteilte, ist die traditionelle Spezialität damit seit vergangener Woche ein europaweit geschützter Begriff, der in einer Reihe mit „Nürnberger Lebkuchen“, „Schwäbischen Spätzle“ und der Frankfurter Spezialität „Grüne Soße“ steht.

„Mit dieser Entscheidung darf sich ein Wursterzeugnis nur dann Ahle Wurscht nennen, wenn sie in Nordhessen hergestellt wurde. Das heißt, die Schlachtung, Zerlegung und Verarbeitung sowie der Reifungsprozess der Wurst muss in diesem geografischen Gebiet stattfinden“, erklärte die Staatskanzlei. Hessens Europaministerin Lucia Puttrich gratulierte den Antragstellerinnen und -stellern. „Die Auszeichnung ist nicht nur ein Qualitätsnachweis für echte nordhessische Tradition, sondern eröffnet regionalen Anbietern auch neue Vermarktungs- und Marketingstrategien“, sagte sie laut Mitteilung.

Bis dahin war es ein langer Weg. „Vor 16 Jahren haben in Nordhessen die Bemühungen um die Erlangung eines EU-Siegels für die Nordhessische Ahle Wurscht begonnen“, teilte der Förderverein Nordhessische Ahle Wurscht mit. Dessen Vorsitzender Rolf Schott freue sich „riesig über diesen endlich erreichten Eckpunkt der Qualitätssicherung und Anerkennung der nordhessischen kulinarischen Spezialität“.

Das Besondere an der luftgetrockneten oder geräucherten Mettwurst sind die Warmverarbeitung und die Naturreifung. Die Schweine werden für die Verwendung in der „Ahle Wurscht“ länger gemästet als gewöhnlich und müssen bei der Schlachtung ein Lebendgewicht von durchschnittlich mindestens 125 Kilogramm aufweisen. Neben dem Begriff „Ahle Wurscht“ sind laut EU auch die Bezeichnungen „Feldkieker“, „Dürre Runde“, „Ahle Worscht“ oder „Stracke“ zulässig.

Die geschützten geografischen Angaben wurden 1992 in der EU zum Schutz und zur Förderung traditioneller regionaler Lebensmittelerzeugnisse eingeführt.

dpa