Welche Partei, die in der Weimarer Republik mehrfach den Kanzler stellte, ist seit Januar nach 65 Jahren wieder im Bundestag vertreten?

Welche Partei, die in der Weimarer Republik mehrfach den Kanzler stellte, ist seit Januar nach 65 Jahren wieder im Bundestag vertreten? Es ist die Partei "Zentrum", die seit den 1960er-Jahren wieder im Bundestag ist.

Uwe Witt ist ein Politiker im deutschen Bundestag. Zugegebenermaßen: Bei Straßenumfragen dürften nicht viele den Mann aus Schleswig-Holstein kennen, geschweige denn erkennen. Allerdings hat er die politische Landkarte im Januar 2022 ziemlich auf den Korb gestellt.

Er sorgt dafür, dass die Antwort auf diese Frage „Zentrum“ ist: Welche Partei, die in der Weimarer Republik mehrfach den Kanzler stellte, ist seit Januar nach 65 Jahren wieder im Bundestag vertreten? Denn noch als Mitglied der Bundestagspartei AfD hat er sein Bundestagsmandat erhalten, ist dann aber aus der Partei ausgetreten. Nach eigenen Angaben ist er mittlerweile Mitglied der Zentrumspartei. Damit ist die Partei erstmals seit den 1960er-Jahren wieder im Bundestag.

Der aus der AfD und aus der AfD-Bundestagsfraktion ausgetretene Abgeordnete Uwe Witt ist nach eigenen Angaben jetzt Mitglied der Zentrumspartei. „Ich freue mich, zukünftig christlich-soziale und menschengerechte Politik im Deutschen Bundestag für die Zentrumspartei machen zu dürfen“, sagte Witt am Dienstag bei einem Online-Pressegespräch. Es handele sich um eine Oppositionspartei, die fest auf dem Boden des Grundgesetzes stehe. Die Zentrumspartei entstand im 19. Jahrhundert als Interessenvertretung der katholischen Bevölkerung und spielte bis zur Weimarer Republik eine große Rolle. Heute hat sie nach eigenen Angaben rund 300 Mitglieder.

Witt hatte kurz vor dem Jahreswechsel seinen Austritt aus der AfD und deren Fraktion im Bundestag erklärt und das mit „Grenzüberschreitungen“ von AfD-Mitgliedern begründet. Der bayerische Abgeordnete Johannes Huber war ebenfalls ausgetreten. In dem Pressegespräch begründete Witt, der als Vertreter der moderaten Strömung in der Partei galt, nun, warum er der AfD den Rücken kehrte. Er „möchte keine großartige Schmutzwäsche waschen“, sagte er, dennoch geriet das Ganze zu einer kleinen Abrechnung mit der AfD.

Der 62-Jährige aus Schleswig-Holstein berichtete unter anderem von einer Vortragsveranstaltung im vergangenen August, an der er teilnahm. Dabei habe ein von der AfD empfohlenes Team für Sicherheit gesorgt, bei dem sich später ein Bezug zu einer rechtsterroristischen Gruppierung herausgestellt habe. Aufs „Tiefste schockiert“ sei er zudem gewesen, dass der Abgeordnete Thomas Helferich aus Nordrhein-Westfalen, der nicht bestreitet, sich in einem älteren Chat als „freundliches Gesicht des NS“ bezeichnet zu haben, über ein AfD-Ticket in den Bundestag gekommen sei.

Helferich verzichtete zwar nach Bedenken von Abgeordneten, darunter Witt, auf einen Antrag auf Aufnahme in die AfD-Fraktion und ist nun fraktionsloser Abgeordneter. Die fraktionsinterne Diskussion über das Thema habe ihn aber «in den Grundfesten» seiner Überzeugung erschüttert, dass es in der Bundestagsfraktion „keine Sympathisanten rechtsradikalen wenn nicht sogar rechtsextremen Gedankenguts gibt“, sagte Witt. Er rechnet damit, dass Helferich im Laufe des Jahres in die Fraktion aufgenommen wird.

dpa