Was sagt Goethes Faust beim berühmten Osterspaziergang?

Mittlerweile eher durch eine Werbeslogan bekommt, kommt der Satz "Hier bin ich Mensch..." eigentlich von Goethe aus dessen Stück Faust. Mit "Wo rohe Kräfte", "Wer reitet so spät" und "Durch diese hohle Gasse" hat es nicht zu tun.

Was hat Goethe mit Zahnpasta zu tun? Viel, folgt man Götz Werner, dem Gründer der Karlsruher Drogeriemarktkette dm. 40 Jahre nach Eröffnung des ersten dm-Marktes und wenige Monate vor seinem 70. Geburtstag hat er seine Autobiografie vorgelegt. Darin beschreibt der „Zahnpasta-Verkäufer“ (Werner über Werner), wie er aus dem Nichts sein Drogerie-Imperium aufgebaut hat, zum Verfechter moderner Managementmethoden wurde und zum Vorkämpfer für ein Grundeinkommen. In seiner Biografie „Womit ich nie gerechnet habe“ verrät Werner auch etwas über sich und einiges über seinen langjährigen Konkurrenten Schlecker.

Seit der Schlecker-Pleite ist der Karlsruher Drogist Branchenprimus. Nicht nur, weil die Zahlen stimmen, sondern auch, weil die Eigenmarken günstig sind. „Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein“, lautet der dm-Slogan frei nach Goethe („Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.“).

Branchenkenner bescheinigen Werner, all das richtig gemacht zu haben, was Schlecker falsch machte. Doch wie hat er das geschafft? So genau weiß er das selbst nicht: „In der Schule sitzengeblieben, nach elf Schuljahren abgegangen. Deutscher Jugendmeister im Rudern, Drogist gelernt, Prokurist geworden. Verstoßener Sohn. Realträumer. Gründer wider Willen“, beschreibt Werner seine Anfänge. Und doch steht nach vier Jahrzehnten ein Unternehmen mit 30.000 Mitarbeitern, 2000 Filialen und einem bundesweiten Umsatz von fünf Milliarden Euro, eine Uni-Professur als krönender Abschluss dazu.

„Wer hätte damit rechnen wollen?“, fragt sich der Autor. „Ich hatte einfach sehr viel Glück.“ Nicht nur, wie das Buch auf 300 Seiten deutlich macht. Der Drogisten-Sohn aus Heidelberg hatte vor allem die Gabe, aus Niederlagen Kraft zu schöpfen und neue Ideen gegen alle Unkenrufe beharrlich durchzusetzen.

Dass der 28-jährige „Spinner“ das Discounterprinzip im Drogeriemarkt nach dem Aldi-Vorbild umsetzen wollte, stieß zunächst auf völliges Unverständnis. Im Sommer 1973 wusste er dennoch: „Jetzt oder nie.“ Im früheren Stammgeschäft der Karlsruher Drogerie Roth eröffnete er seinen ersten Selbstbedienungs-Drogeriemarkt (dm). Auf dreifacher Fläche und mit stark reduzierten Sortiment im Vergleich zu herkömmlichen Drogerien. Gleich am ersten Tag war so viel los, dass die Kasse vor Überlastung qualmte.

dpa