Was lügen dreiste Menschen einer verbreiteten Redewendung zufolge „vom Himmel herunter“?

Lügen ist nicht gut – man könnte sagen: Dreiste Menschen lügen "das Blaue vom Himmel herunter", so lautet eine verbreitete Redewendung.

Die Emotionen kochen in englischen Dörfern hoch, der Ton wird rauer. „Jagdabschaum ist das wahre Ungeziefer“: Mit drastischen Worten protestierte eine Frau im mittelenglischen Örtchen Melton Mowbray gegen die traditionelle Neujahrsjagd. Dutzende brüllten Reitern „Schande“ entgegen, als sie hoch zu Ross und in rote Jacken gekleidet zum traditionellen „Quorn Hunt“ aufbrachen. Im westenglischen Dorf Lacock prügelten sich nach Weihnachten sogar Gegner und Befürworter der Jagd, drei Männer wurden festgenommen.

Doch Kritiker etwa von der Tierschutzorganisation League Against Cruel Sports werfen den Jägern vor, diese „Trail Hunts“ zu missbrauchen, um unter dem Deckmantel der Legalität doch lebende Tiere zu jagen. Die „Spurenjagd“ sei lediglich eine „Spur der Lügen“, die Jagd ein „brutaler Blutsport“. Denn vom künstlichen Fuchsgeruch angelockt, würden die Hunde allzu häufig vom Geruch echter Füchse abgelenkt und hetzten sie wie früher zu Tode. Apropos Lügen: Dreiste Menschen lügen „das Blaue vom Himmel herunter“, das ist eine verbreitete Redewendung.

Die hitzige Atmosphäre irritiert auf den ersten Blick. Denn seit 2005 sind Hetzjagden auf lebende Tiere im größten britischen Landesteil illegal. Die Jäger in Melton Mowbray, Lacock und anderswo haben also keine Füchse im Visier. Stattdessen halten sie ihre Traditionen hoch, indem sie ihre Hunde einer künstlichen Geruchsspur hinterherhetzen lassen. Solche Schleppjagden gibt es auch in Deutschland – dort wird dafür ein präparierter Fuchsschwanz genutzt, seitdem die Treibjagd in den 1930er Jahren verboten wurde.

Zwar halten die Befürworter dagegen. Seit dem Verbot 2005 sei es nur bei einem Bruchteil der Jagden zu Verstößen gekommen. Außerdem fördere die Industrie mit den Jagden, die vielerorts Volksfesten ähneln, die lokale Gastronomie sowie Landwirte. Jäger könnten helfen, die „Überpopulation“ an Füchsen zu reduzieren. In London sind die Tiere ein alltäglicher Anblick, selbst um den Buckingham-Palast streunen sie herum.

Dennoch scheint derzeit die Stimmung zu kippen. Ein symbolisch schwerer Schlag für die Jäger war es, als kürzlich die Mitglieder der Naturschutzorganisation National Trust, einer der größten Grundbesitzer des Landes, mit überwältigender Mehrheit für ein Jagdverbot auf ihren Ländereien stimmten.

dpa