Unter welcher leicht missverständlichen Bezeichnung vermarkten einige Anbieter einen Trend in der Damenmode?

In den Regalen vieler Modeläden gehört sie mittlerweile zum festen Bestand, allerdings sorgt der Name für Stirnrunzeln.
Foto: Ogovorka/Shutterstock.com (Symbolbild)
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Schönheitswettbewerbe halten die Veranstalter der Wahl zur «Miss Germany» für nicht mehr zeitgemäß. Sie suchen nun starke Frauen mit persönlichen Geschichten. Für die nächste Runde haben sich so viele Frauen beworben wie nie zuvor.

Früher ging es darum, dass bei „Miss“-Wettbewerben schöne und schlanke Frau zu sehen waren, oft wurden sie danach Models und präsentierten auf der ganzen Welt die schönste neue Mode. In Sachen Damenmode hat die Puffjacke von einigen Anbietern aufgrund ihrer missverständlichen Bezeichnung für Verwirrung gesorgt.

Schlanke Frauen in Badeanzügen auf dem Laufsteg gibt es beim Wettbewerb „Miss Germany“ nicht mehr. Männer, die das Aussehen der Kandidatinnen bewerten, sind Vergangenheit. Seit diesem Jahr ist „Miss Germany“ kein Schönheitswettbewerb mehr, wie Organisator Max Klemmer aus dem niedersächsischen Oldenburg sagt.

Die Wahl der Online-Unternehmerin Leonie Charlotte von Hase zur „Miss Germany“ im Februar war ein Wendepunkt. Erstmals bestand die Jury komplett aus Frauen, erstmals wurde eine 35-Jährige Gewinnerin, erstmals eine Mutter. „Ich bin keine Schönheitskönigin“, sagt die Titelträgerin, die in Namibia geboren und aufgewachsen ist.

„Das ist eine spannende Entwicklung“, sagt die Bundessprecherin der Frauen– und Gleichstellungsbeauftragten, Simone Thomas, aus Freiburg im Breisgau. „Das Bild von Frauen ist bunt und unterschiedlich.“ Wenn Frauen offen über Schicksalsschläge sprechen, könne das für andere hilfreich sein. „Wenn solche Frauen als Botschafterinnen präsentiert werden, finde ich das gut.“ Den Wettbewerbsgedanken sieht die 54-Jährige kritisch. „Jetzt ist es nicht mehr die tollste Bikini-Figur, sondern die tollste Persönlichkeit.“

Anne Julia Hagen, die den Wettbewerb im Jahr 2010 gewann, hat das ähnlich empfunden. „Es ist ein System und man fügt sich in das System ein. Man möchte ja in dem System gewinnen.“ Im Alter von 19 Jahren habe sie über die Konventionen von Miss-Wahlen nicht nachgedacht. Das neue Konzept finde sie super. „Das ist ein sehr großer Schritt“, sagt Hagen, die in Florida lebt, als Model arbeitet und ihre Doktorarbeit in Kulturwissenschaft schreibt. Die Abgrenzung vom traditionellen Missen-Bild sei eine Weiterentwicklung.

Durch den Wandel könnten die Veranstalter zudem einen neuen Markt erschließen, sagt die 30-Jährige. Die Nachfrage nach klassischen Schönheitswettbewerben sei in Deutschland nicht mehr so groß. Ob der Name „Miss Germany“ weiter passe, sei fraglich. Doch am Titel wollen die Veranstalter festhalten. Es sei möglich die Marke „Miss Germany“ inhaltlich neu zu besetzen, zeigt sich Klemmer überzeugt.

dpa