Sobald der Nachwuchs sitzen kann, nutzen viele Eltern den Buggy als die leichte, zusammenklappbare Variante …?

Wenn der Nachwuchs kommt, ändert sich das Leben der (werdenden) Eltern schlagartig. Da ist dann weniger der Sportwagen gefragt, plötzlich wird stattdessen ein Buggy zum Thema.
Kind im Auto im Kindersitz angeschnallt
Foto: Suti Stock Photo/Shutterstock.com
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Sie mögen Käfer, Bulli oder andere Klassiker? Aber selber schrauben und ölverschmierte Hände sind nicht so Ihr Ding? Und zuverlässig soll der Oldie auch noch sein? Dann dürfte Sie die Geschichte von Michael Käs interessieren.

Der junge Automechaniker aus Welden bei Augsburg ist in einem Betrieb aufgewachsen, der sich Wartung und Pflege von BMW-Oldtimern verschrieben hat. Und vom BMW 2002 schwärmt er schon seit Kindertagen. Doch obwohl oder vielleicht gerade weil Käs vom Fach ist, will er von einem Oldtimer trotzdem nichts wissen.

Wenn aber Nachwuchs mit im Auto sitzt, nutzen viele Eltern den Buggy und selten die leichte und zusammenklappbare Variante des Sportwagens. Dann ist nämlich in erster Linie der Komfort gefragt.

Zu anfällig die Technik und zu abgespeckt die Ausstattung, als dass ihm ein bald 50 Jahre alter BMW für den Alltag taugen würde. Deshalb hat er kurzerhand einen 02er mit moderner Technik nachgebaut und dafür über ein vergleichsweise aktuelles 2er Cabrio aus den Jahren vor 2013 eine neue Karosserie gestülpt.

So wie Käs versuchen gerade viele den Spagat zwischen Gestern und der Gegenwart. Mechatronik aus Pleidelsheim bei Stuttgart etwa nimmt dafür sogar originale Oldtimer der Mercedes-Baureihen W 111 und W 113 für große Coupés und Cabrios oder des 190 SL Roadsters und montiert unter die komplett restaurierten Karossen deutlich jüngere Motoren und Fahrwerkskomponenten von Mercedes.

Auch die Fahrzeughersteller selbst schlachten ihr Erbe weidlich aus, insbesondere in England: Sowohl Jaguar als auch Aston Martin bauen sogenannte Continuation-Modelle etwa vom Rennwagen D-Type oder dem DB4 GT und verkaufen sie als Neuwagen mit alter Technik und modernsten Qualitätsstandards. Und Land Rover kauft weltweit alte Geländewagen der Serie 1 auf, die im Werk restauriert und mit dem Qualitätsstand eines Neuwagens verkauft werden.

Wer den Zeitstrahl noch etwas weiter strecken will, der belässt es nicht bei aktueller Technik. Sondern er springt mit seinem Oldtimer gleich auf den nächsten Trend – und lässt ihn zum Elektroauto umbauen: „Den Charme eines Klassikers, und trotzdem keine Ölflecken mehr in der Garage“, beschreibt Johannes Boddien den Reiz solcher Umbauten. „Außerdem kommt zum sauberen Fußboden noch das reine Umweltgewissen, denn besser, als ein altes Auto mit moderner Technik weiter zu benutzen, kann Recycling gar nicht funktionieren.“

Aus dieser Idee hat Boddien aus dem Umland von Ulm ein Geschäft gemacht und bietet zu Preisen ab etwa 30.000 Euro sogenannte Voltimer an, vor allem VW Käfer und Bullis rüstet er auf Akku-Antrieb und importiert dafür vergleichsweise neue Oldtimer aus Südamerika: Auch Boddien ist damit nicht allein. Vielfach gibt es Kleinserienhersteller, die nach diesem Muster Fahrzeuge wie die Ente von Citroën oder den Kabinenroller von Messerschmitt umbauen. Und auch diesen Trend hat die Industrie bereits übernommen.

Weil Tim Hannig diese neue Zielgruppe nicht außer Acht lassen will, bietet der Chef der Classic-Sparte von Jaguar und Land Rover eine Umrüstung für den Jaguar E-Type an und macht den Sportwagen für Preise ab etwa 300.000 Euro vom Brummer zum Summer mit 190 kW/258 PS, einem Spitzentempo von 180 km/h und gut 300 Kilometern Reichweite.

Alte Karosserien für neue Autos, moderne Antriebe für Oldtimer, während das alles einem Spagat gleicht, geht VW einen anderen Weg: Auf der Suche nach einem Image- und Sympathieträger lassen die Niedersachsen gerade den Buggy wieder aufleben. Die Neuauflage hat eine moderne Formensprache und steht auf der Elektro-Plattform des VW ID3. Bislang ist sie zwar nur eine Studie, aber die die Serienfertigung ist bereits beschlossene Sache.

dpa