Keine Lust mehr: Welcher Weltmeister kündigte 2022 an, seinen Titel nicht zu verteidigen?

Eine kuriose Entschuldigung: Welcher amtierende Weltmeister kündigte 2022 an, seinen Titel nicht zu verteidigen, weil er keine Lust mehr darauf habe? Wir liefern die Antwort!
Magnus Carlsen Schach Schachturnier
Magnus Carlsen aus Norwegen tritt während des Tata Steel Chess Tournament 2023 in Wijk aan Zee, Niederlande, an. Foto: Sylvia Lederer/XinHua/dpa
Magnus Carlsen Schach Schachturnier
Magnus Carlsen aus Norwegen tritt während des Tata Steel Chess Tournament 2023 in Wijk aan Zee, Niederlande, an. Foto: Sylvia Lederer/XinHua/dpa

Bereits seit 10 Jahren ist er nicht nur Schachweltmeister, sondern auch aus der Szene nicht mehr wegzudenken: Der Norweger Sven Magnus Øen Carlsen sorgt regelmäßig für Aufsehen im Schnellschach und Blitzschach. So auch bei seiner legendären Absage im Vorjahr.

Keine Motivation: Schach-Weltmeister Carlsen verteidigt Titel nicht

Nach seinem souveränen Sieg über den Russen Jan Nepomnjaschtschi im Dezember 2021 hatte Carlsen durchblicken lassen, dass er kein Interesse an einer Neuauflage hat. Nepomnjaschtschi wäre nach seinem Sieg beim Kandidatenturnier Anfang Juli 2022 in Madrid aber wieder Herausforderer. Damit würde er 2023 nun normalerweise zu einem WM-Duell gegen den Chinesen Ding Liren antreten, den Zweiten der WM-Ausscheidung.

Carlsen berichtete, er sei zu Gesprächen mit dem Schach-Weltverband Fide in Madrid gewesen. Er sei ohne Forderungen oder Vorschläge gekommen, sondern um seinen Verzicht mitzuteilen. „Wir hatten eine kleine Diskussion. Sie haben ein paar Vorschläge gemacht. Einige haben mir gefallen, andere nicht. Meine Entscheidung steht aber“, betonte Carlsen. Er habe darüber bereits seit anderthalb Jahren nachgedacht. Insgesamt gewann er fünf WM-Duelle.

Der Norweger schloss eine Rückkehr ins Welt-Schach nicht aus und betonte, er werde weiterhin Schach spielen. Unter anderem wird er bei der Schach-Olympiade im indischen Chennai in diesem Jahr für sein Heimatland antreten.

US-Schachspieler Niemann verklagt Weltmeister Carlsen

Einige Monate später ging der Schach-Skandal zwischen Hans Niemann und Magnus Carlsen in die nächste Runde. Der 19-jährige US-Amerikaner hatte Medienberichten zufolge eine Verleumdungsklage gegen den norwegischen Weltmeister Carlsen eingereicht. Niemann forderte wegen der Betrugsvorwürfe gegen ihn mindestens 100 Millionen Dollar (rund 102 Millionen Euro) Schadenersatz, hieß es in den Berichten. Eingereicht wurde die Klage demnach vor einem Bundesgericht im US-Staat Missouri. Sie richte sich unter anderem auch gegen das Internet-Portal Chess.com.

Niemann steht im Zentrum eines Skandals, der seit September 2022 die Schachwelt erschüttert. Beim Sinquefield Cup in St. Louis verlor der norwegische Superstar Carlsen überraschend gegen Niemann und zog sich erstmals in seiner Karriere von einem Turnier zurück. Die Schachszene deutete Carlsens Ausstieg als Betrugsvorwurf gegen Niemann.

In einem Interview während des Cups gab Niemann dann zu, zweimal als Teenager bei Online-Partien betrogen zu haben, nie jedoch in Präsenz am Schachbrett. Der 31-jährige Carlsen warf Niemann daraufhin in einem Statement vor, öfter und auch in jüngerer Vergangenheit betrogen zu haben. Ein Untersuchungsbericht des Portals Chess.com legte Anfang Oktober nahe, Niemann habe wahrscheinlich in mehr als 100 Online-Partien betrogen, darunter auch in Preisgeldturnieren.

Niemann wirft den Beschuldigten vor, sich verbündet zu haben, um seinen Ruf und seinen Lebensunterhalt zu zerstören. Chess.com wies die Vorwürfe in US-Medien zurück. Carlsen reagierte zunächst nicht.

dpa