In welchem unserer Nachbarländer hat die größte Stadt rund sechsmal so viele Einwohner wie die zweitgrößte?

In welchem unserer Nachbarländer hat die größte Stadt rund sechsmal so viele Einwohner wie die zweitgrößte? Ist das so in Polen, Österreich, oder den Niederlanden? Wie sieht es in Frankreich aus? Wir liefern die Antwort!
St. Anton am Arlberg in Österreich
Foto: Johann Groder/APA/EXPA/dpa
Foto: Johann Groder/APA/EXPA/dpa

Die größte Stadt in einem unserer Nachbarländer hat rund sechsmal so viele Einwohner wie die zweitgrößte. Doch von welchem Land und welcher Stadt wird hier gesprochen? Die richtige Antwort ist: Österreich! Es ist nicht Polen, nicht die Niederlande und auch nicht Frankreich.

In Österreich hat Wien laut Bevölkerungsregister (2022) eine Einwohnerzahl von 1,9 Millionen, dahinter folgt Graz mit über 260.000 Einwohnern. Damit hat Wien rund sechsmal so viele Einwohner wie Graz. Auf den weiteren Plätzen folgen Linz (207.000), Salzburg (155.000) und Innsbruck (119.000).

150 Jahre Fellner & Helmer: Wie zwei Wiener viele Städte prägten

Innerhalb von etwa 40 Jahren bauen sie Dutzende Theater und Opernhäuser – zwischen Hamburg und Odessa: die Wiener Architekten Friedrich Fellner und Hermann Helmer. Vor 150 Jahren ging die Erfolgsgeschichte ihres gemeinsamen Büros los.

Was haben Wiesbaden, Zürich und Zagreb gemeinsam? In den unterschiedlichen Städten stehen weitgehend baugleiche Theatergebäude. Das neobarocke Hessische Staatstheater, das Opernhaus Zürich und das Kroatische Nationaltheater stammen vom Atelier Fellner und Helmer, das 1873 – also vor 150 Jahren – in Wien gegründet wurde. Bis heute prägen in Europa Dutzende Bauten des Architekten-Duos das Stadtbild von Metropolen. Die Zwei erfüllten dem Bürgertum den Wunsch nach Glanz und Glamour – von Hamburg bis Odessa.

Wenn man es einmal weiß, dann erkennt man die Objekte der einstigen Stars des Theaterbaus recht rasch. Kennste eines, kennste alle – was natürlich nicht ganz so stimmt.

Vielen Kulturinteressierten ist der Einfluss der geschäftigen Baumeister Ferdinand Fellner und Hermann Helmer, die man heute wohl als Workaholics bezeichnen würde, kaum bekannt. Beide wurden Ende der 1840er Jahre geboren: Helmer in Harburg (heute Hamburg) und Ferdinand Fellner der Jüngere (auch sein Vater war schon Architekt) in Wien.

Die zwei „Theater-Konfektionäre“

Manche nennen die Zwei „Theater-Konfektionäre“, denn sie bauten Neobarock, Neorenaissance, auch im Jugendstil. Hatte das Duo etwas einmal entworfen, dann schuf es gern mal noch Dubletten woanders.

Die Auftraggeber etwa in Prag, Karlovy Vary (Karlsbad), Bratislava (Pressburg), Graz, Salzburg, Budapest oder Szegedin bekamen Kulturtempel von der Stange – mit viel Stuck und Plüsch. Manche schwärmen für die prunkvollen Veranstaltungspaläste und nennen sie bewundernd «Räume für Träume».

Von den drei eingangs genannten Theatergebäuden der Gründerzeitarchitekten wurde 1891 Zürich als erstes eröffnet. Drei Jahre später war in Wiesbaden Kaiser Wilhelm II. bei der Einweihung des sogenannten Neuen Königlichen Hoftheaters dabei – und 1895 wurde das Hrvatsko Narodno Kazalište in Zagreb in Betrieb genommen.

Angefangen hat der Hype in Mähren. Den ersten großen Auftrag in der damaligen Habsburger Monarchie bekamen die Wiener Architekten aus Brünn (Brno). Das Stadttheater dort (heute Mahen-Theater nach dem tschechischen Dramatiker und Dichter Jiří Mahen genannt), war 1882 das erste Theater Europas mit elektrischer Beleuchtung.

Vorher hatte es immer wieder Theaterbrände gegeben, was dazu führte, dass die Obrigkeit Sicherheitsvorschriften erhöhte. Das neue Theater wurde mit einem Brandvermeidungskonzept errichtet – frei stehend.

Das neue Theaterhaus in Brno bekam viel Anerkennung. Schnell meldeten sich weitere Städte der Donaumonarchie bei den Wiener Architekten, die sich alsbald auf schnelle Abläufe (auch im Vergleich zu heutigen Prestige-Bauten) und vergleichsweise niedrige Kosten spezialisierten.

Oft standen die bestellten Bühnenhäuser schon nach anderthalb Jahren fix und fertig in den Städten. Außer ihren etwa vier Dutzend Theatern realisierten Fellner und Helmer auch elegante Grandhotels wie etwa das „Pupp“ in Karlsbad sowie Krankenhäuser, Kaufhäuser, Villen.

Theater aus Österreichs Goldenen Zeitalter

In den Theatern aus Österreichs sogenanntem Goldenen Zeitalter ist die damalige Gesellschaft zu Stein geworden: Zu den teuren Plätzen führen aus der Vorhalle reich verzierte Treppenhäuser, zu den billigen Plätzen weiter oben davon getrennte, schmucklosere Aufgänge.

Bei Fellner und Helmer lasse sich „ausgesprochen gut beobachten“, wie sich Architektur an gesellschaftliche und politische Ordnungen anpasse, sagt der Architektur-Professor Christian Hanus. „Bei Theaterbauten manifestiert sich die Hierarchie in besonderer Weise. Man denke an die Ausgestaltung einer Kaiserloge, an Zahl und Form der anderen Logenplätze, an separierende Stiegenhäuser, an Anzahl und Ausstattung der Ränge und des Parketts.“

Die Faszination für die stattlichen Bauten entstehe „im Zusammenspiel von Rationalität und stilistischer Ausschmückung“, sagt Professor Hanus von der Donau-Universität Krems in Niederösterreich. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sei es schon möglich gewesen, „Baumaterialien von weit her zu transportieren und auch stilistische Zier-Elemente seriell zu produzieren“. „Auf diese Weise wurde dem vorherrschenden konservativen Geschmack auf rationelle Weise mit damals modernen Produktions- und Konstruktionsmethoden entsprochen.“ Am Historismus, der sich bei Baustilen wie Gotik, Renaissance oder Klassizismus bediente, gab und gibt es jedoch auch Kritik. „Der geschmackliche Zuspruch in der Öffentlichkeit ist bis heute groß. Viele Architekturtheoretiker, auch schon zur damaligen Zeit, kritisieren aber den Mangel an eigenem architektonischen Ausdruck.“

Nur rund ein Dutzend Theater bauten Fellner und Helmer im – aus ihrer Perspektive – Ausland, sprich: nicht in Österreich-Ungarn. Das war dann etwa in Bulgarien, Rumänien und der Schweiz. In Deutschland gibt es von ihnen heute noch das Stadttheater Augsburg (1877), die als „Theater Unter den Linden“ gebaute Komische Oper Berlin (1892; Außenbau im Zweiten Weltkrieg zerstört), das Hessische Staatstheater in Wiesbaden (1894), das Konzerthaus Ravensburg (1897), das Schauspielhaus Hamburg (1900), das Stadttheater Fürth (1902) sowie das Stadttheater Gießen (1907). Letzteres ähnelt in seiner vom Jugendstil beeinflussten Architektur dem Stadttheater Klagenfurt und dem Theater im tschechischen Jablonec nad Nisou (Gablonz/Neiße).

mit dpa