In welchem grimmschen Märchen stirbt niemand – weder Tier noch Mensch?

Es ist eines der bekanntesten Werke der Gebrüder Grimm. Im grimmschen Märchen "Bremer Stadtmusikanten" stirbt aber niemand – weder Tier noch Mensch.
Die Bremer Stadtmuskanten als Irrgarten (2013). Foto: Peter Kneffel/dpa
Die Bremer Stadtmuskanten als Irrgarten (2013). Foto: Peter Kneffel/dpa

Bremen widmet seinen berühmtesten Musikanten zum 200-jährigen Jubiläum eine facettenreiche Sonderausstellung. 1819 haben die Gebrüder Grimm das Märchen über vier ausgestoßene Tiere auf Reisen niedergeschrieben. „Tierischer Aufstand“ ist die Schau in der Bremer Kunsthalle überschrieben. Eine pikante Information gibt es schon, was die Bremer Stadtmusikanten betrifft: Denn im grimmschen Märchen „Bremer Stadtmusikanten“ stirbt niemand – weder Tier noch Mensch. Gerade, weil andere Werke aus der Zeit sehr blutrünstig sind, ist das ein besonderer und interessanter Aspekt.

Sie beleuchtet die Rolle der Märchenfiguren in Kunst, Kitsch und Gesellschaft. Die Ausstellung gehört zu einem Sommer voller Konzerte und Veranstaltungen in Bremen zum Jubiläum der Stadtmusikanten.

„Es geht uns nicht nur um übereinander gestapelte Tiere», sagte Manuela Husemann, die zusammen mit Jennifer Smailes die Schau kuratiert hat. „Die Bremer Stadtmusikanten stehen auch für eine soziale Utopie.“ Esel, Hund, Katze und Hahn verkörperten im Märchen das Gesinde, das sich, im Alter nicht mehr arbeitsfähig und verarmt, zu einer starken Gemeinschaft zusammengeschlossen habe.

„Die Themen Altersarmut, Ausbeutung und Wohnungslosigkeit sind so aktuell wie damals“, sagte Smailes. Die Schau zeigt die Foto-Serie „Case History“ des ukrainischen Künstlers Boris Michailow, der Obdachlose porträtiert hat. In Karl Horst Hödickes Gemälde „Die Hausbesetzer“ aus dem Jahr 1983 kommen die Stadtmusiker hingegen krawallig daher und leisten zivilen Ungehorsam. Wer hier der Räuber sei, könnten sich die Besucher leicht erschließen, sagte Smailes.

Gezeigt wird auch, wie sich die Darstellung der Stadtmusikanten über zwei Jahrhunderte entwickelt hat – von tierischen Furien auf alten Illustrationen bis zum bunten Viereridyll auf dem Sofa bei Janosch.

dpa