Über wen heißt es im letzten Satz des Romans: „Kein Geistlicher hat ihn begleitet“?

Die Leiden des jungen Werther sind alles andere als unumstritten, unter anderem auch wegen des Endes. Darum geht es in Goethes Werk.
Johann Wolfgang von Goethe
Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa
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Schüler sollten im Deutschunterricht nicht mehr mit Goethes „Werther“ behelligt werden – meint Bestsellerautor Richard David Precht. „Werther halte ich für einen unglaublichen Kitsch, diese verlogene Sozialromantik, diese ausgestorbene Thematik“, sagte der Schriftsteller im „Stern“-Interview.

Das Werk „Die Leiden des jungen Werther“ aus dem Jahre 1774, das mit den Worten „Kein Geistlicher hat ihn begleitet“ endet thematisiert unter anderem einen Selbstmord. Die Schüler könnten zum Beispiel besser Werke des zeitgenössischen, türkischstämmigen Schriftstellers Feridun Zaimoglu lesen. „Was der über Liebe schreibt, ist viel schöner und wahrhaftiger als der junge Goethe“, meint Precht. Überhaupt enthielten die Lehrpläne viel zu viel Ballast.

Der tragische Liebesroman wurde sofort nach seinem Erscheinen ein europaweiter Bestseller, allein Napoleon las das Werk nach eigenem Bekunden sieben Mal. Der Selbstmord Werthers am Ende des Romans zog eine Welle von Nachahmungstaten nach sich („Werther-Effekt“). Goethe hatte selbst Liebeskummer und Selbstmordgedanken, als er das Buch schrieb.

Bei einer Auktion hat die Stadt Wetzlar 2012 einen kostbaren Brief des Goethe-Freundes Karl Wilhelm Jerusalem ersteigert, in dem dieser seine Erfahrungen am Reichskammergericht schildert. Johann Wolfgang von Goethe soll die in dem Schriftstück aus dem Jahr 1771 dargestellten Ereignisse in seinem Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ literarisch verarbeitet haben, wie die Stadt am Montag mitteilte.

Den Wert des sogenannten „Jerusalem-Briefes“ bezifferte ein Sprecher der Stadt auf eine fünfstellige Summe. Er sprach von einer „sensationellen Neuerwerbung“. Das Schriftstück des Juristen Jerusalem war bei einer Versteigerung beim Baseler Auktionshaus Moirandat aufgetaucht. Jerusalem und Goethe kannten sich von ihrer gemeinsamen Zeit am Reichskammergericht in Wetzlar.

dpa