Wer veröffentlichte 2020 mit seinem siebten Soloalbum „Blaue Stunde“ sein erstes rein deutschsprachiges Werk?

Deutschlands Reggae-Star Gentleman singt jetzt auf deutsch. Der 45-Jährige veröffentlicht mit "Blaue Stunde" sein siebtes Album.
Musiker Gentleman
Foto: Uli Deck/dpa
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Deutschlands Reggae-Star Gentleman singt jetzt auf deutsch. Der 45-Jährige, der eigentlich Tillmann Otto heißt, aus einem Pastorenhaushalt im Landkreis Osnabrück stammt und in Köln aufwuchs, veröffentlicht mit „Blaue Stunde“ sein erstes Album mit durchgehend deutschen Titeln – und klingt dabei trotzdem weiter recht unverfälscht nach Kingston, der Hauptstadt Jamaikas, Geburtsort des Reggae.

Weil er aber nicht mehr in der jamaikanischen Kreolsprache Patois singt, rücken die Texte auf „Blaue Stunde“, das am Freitag erscheint, stärker in den Mittelpunkt: erstmals wird Gentleman in seiner Heimat quasi barrierefrei verstanden.

Die Zeile „Zwischen Tuff-Gong-Studios und Kirchenmusik“ aus dem Song „Zwischen den Stühlen“ fasst gut, zwischen welchen Polen sich das Leben des Musikers abspielt. Tuff Gong, das war der Spitzname Bob Marleys, der als Urvater der Musik gilt, die 2018 von der Unesco zum immateriellen Welterbe erklärt wurde. Unter diesem Namen gründeten Marley und die Wailers vor inzwischen gut 50 Jahren ihr legendäres Plattenlabel. Die Studios, in denen Marley Welthits wie „Buffalo Soldier“ oder „Redemption Song“ aufnahm, sind heute ein Mekka für Musiker aus aller Welt.

Von Kingston bis Köln sind es etwa 8000 Kilometer Luftlinie. Naturgemäß liegen da nicht dieselben Geschichten auf der Straße, unterscheiden sich die Erfahrungen und die Themen, die sich aufdrängen. „Blaue Stunde“ ist ein biografisches Album, eine Momentaufnahme. Und Gentleman ist in dieser Phase seines Schaffens offenbar nicht mehr getrieben, die vielleicht bestehenden Erwartungen an klassische Themen eines Reggae-Albums zu erfüllen.

Es darf auch mal um Gartenarbeit gehen, darum, wie man sich das Alter vorstellt und wie man den Enkeln einmal von dieser verrückten Zeit wird erzählen können, in der er von Köln bis Kingston Menschen zum Tanzen brachte. Statt Ky-Mani Marley oder Shaggy geben sich nun eben Sido oder Luciano bei Gastauftritten die Klinke in die Hand. Der 45-Jährige ist darüber mit sich offenbar im Reinen. „Freu mich dass der Mann im Spiegel zu mir Peace sagt“, heißt es in der ersten Single „Ahoi“.

dpa