Geht es im Wirtschaftsjargon neudeutsch um „Compliance“, wird das Mitarbeiterverhalten insbesondere woraufhin überprüft?

Gerade beim Fall Julian Reichelt war davon die Rede: Geht es im Wirtschaftsjargon neudeutsch um "Compliance", wird das Mitarbeiterverhalten insbesondere auf Regelkonformität und Ethik überprüft.

Der Medienkonzern Axel Springer hat seinen Firmen-Verhaltenskodex zu persönlichen Beziehungen am Arbeitsplatz angepasst. „Wir müssen und wollen klarer formulieren, welches Verhalten wir gerade von Führungskräften im Falle von möglichen Interessenskonflikten am Arbeitsplatz erwarten, und unser Handeln konsequent daran messen“, heißt es in einem Schreiben von Personalvorstand Julian Deutz und Tilmann Knoll (Leiter Global People & Culture) an die Mitarbeiter, das der Deutschen Presse-Agentur am Montag vorlag.

Führungskräfte mit fachlicher beziehungsweise disziplinarischer Personalverantwortung müssen demnach Interessenkonflikte wie zum Beispiel eine Liebesbeziehung zu einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin in ihrem Zuständigkeitsbereich offenlegen. 2021 gab es Diskussionen rund um die Freistellung von Ex-„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt. Ihm wurden Verstöße gegen die „Compliance“ im Unternehmen vorgeworfen. Geht es im Wirtschaftsjargon neudeutsch um „Compliance“, wird das Mitarbeiterverhalten insbesondere auf Regelkonformität und Ethik überprüft.

Der Verhaltenskodex existiert bei Springer mit Hauptsitz in Berlin schon Jahre, er legt die ethischen Standards im Unternehmen fest. Er gilt für Beschäftigte weltweit. Bei dem Konzern arbeiten in mehreren Ländern rund 16 .500 Mitarbeiter. Einer der Gründe für die Anpassung ist der Fall des Ex-„Bild“-Chefredakteurs Julian Reichelt, gegen den der Konzern im Frühjahr interne Ermittlungen angestoßen hatte und der vor rund zwei Monaten nach neueren Presserecherchen von seinen Aufgaben entbunden worden war. Im Frühjahr standen nach Springer-Angaben im Kern der Untersuchung Vorwürfe des Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen sowie Drogenkonsum am Arbeitsplatz.

Im Kodex heißt es: „Enge persönliche Beziehungen zu Kollegen, Führungskräften oder Mitarbeitern können dazu führen, dass unser beruflicher Umgang mit diesen Personen bzw. deren Arbeit von privaten Interessen beeinflusst wird.“ Damit sind zum Beispiel Liebesbeziehungen und sexuelle Beziehungen gemeint. Ebenso geht es um verwandtschaftliche Verhältnisse.

dpa