Bei sogenannten Beistellern, die häufig günstig zu haben sind, handelt es sich zumeist um …?

Pferde, die nicht mehr geritten werden können, sind auch als sogenannte Beisteller bekannt. Sie sind häufig günstig zu haben.
Foto: Shutterstock / Mihai Stanciu
Foto: Shutterstock / Mihai Stanciu
Foto: Shutterstock / Mihai Stanciu

Plötzlich steht da ein Pony am Empfang. Es ist ein Freitagnachmittag, kurz nach 16.00 Uhr. Durch die automatischen Glastüren des Diakonie-Hospizes Wannsee ist «Pony 13» hereingekommen. Was für Außenstehende ungewöhnlich aussieht, ist hier mittlerweile ein vertrautes Ereignis: Immer freitags besucht „Pony 13″ die Sterbenden im Hospiz. Ein Foto von dem Tier hängt sogar neben den Bildern der Mitarbeiter.

Bei den sogenannten Beistellern, handelt es sich um Pferde, die nicht mehr geritten werden sollen. Freudig wird „Pony 13″ begrüßt. Seine Besitzerin, Hinrika Höges, bekommt einen Zettel, auf dem die Namen der Patienten stehen, die tierischen Besuch wünschen, und schon geht es los.

Vier Hufe trappeln über den Gang, hinein in das Zimmer einer älteren Frau. Sie trägt einen rosa Pullover und hat sich schräg auf die Bettkante gesetzt. Neben ihr steht die Schüssel mit Möhrchen, die Höges zum Verfüttern mitgebracht hat. «Ich bin schon altbekannt», sagt die Frau mit leiser Stimme, während sie die Blesse des Ponys streichelt, «ich war von Anfang an dabei.»

Seit November besucht das braune Pony regelmäßig das Diakonie-Hospiz Wannsee. Geschäftsführerin Angelika Behm hat die Geschichte, wie es dazu kam, mittlerweile schon oft erzählen müssen. Ein Gast, der selber ein Pony besaß, wünschte sich, vor seinem Tod noch einmal ein Pony zu streicheln. Der Wunsch blieb unerfüllt – der Mann war zu schwach für einen Ausflug. Und sein Pony in das Hospiz zu holen, war auch nicht mehr möglich.

Aber das Thema ließ Behm nicht los. Durch Zufall kam sie auf Hinrika Höges, die für ihr Pony ein soziales Engagement suchte. «Am Anfang haben viele gedacht, wir erzählen ihnen ein Märchen – im Hospiz steht ein Pony», sagt Behm. Aber mittlerweile hat sich der Pony-Besuch eingespielt, und auch «Pony 13» hat sich gut an die Situation gewöhnt.

«Sehr viel mehr Menschen als ich dachte, haben ganz positive Assoziationen mit Pferden», erläutert Behm. «Pony 13» – benannt nach der «Wilden 13» aus dem Jugendbuch «Jim Knopf und die Wilde 13» von Michael Ende – wecke oft positive Kindheitserinnerungen. Außerdem rege ein Pferd ganz viele Sinne an: Da sei der Pferdegeruch, der plötzlich das Hospiz erfüllt, aber auch das Schlecken und Streicheln, die Wärme und das weiche Fell, sorgten für eine sinnliche Erfahrung.

Tatsächlich – sobald «Pony 13» einen Raum betritt, hellt sich die Stimmung auf. Für Behm passt das sehr gut zum Hospiz-Leitmotiv: «Begleitung im Sterben, Hilfe zum Leben.»

Auch die Frau im rosa Pullover erzählt, dass sie selbst als Kind geritten sei. «Ich war schon immer Pferde-verliebt», sagt sie und freut sich über die Gelegenheit, das Tier mit Karottenscheibchen zu füttern. Dass es den Pony-Besuch möglich mache, sei toll vom Hospiz: «Hier geht es um den Menschen und dass er sich wohlfühlt.» Nach einigen Minuten geht «Pony 13» weiter zum nächsten Zimmer. Dort wird es schon sehnsüchtig erwartet.

«Die gibt mir doch Lebensmut, die Kleine», sagt der Mann und füttert das Pony, «ich freue mich immer, wenn ich dich sehe.» «Pony 13» sei sein Glückspferd, sagt er. Das glaubt man sofort. An den Wänden hängen Fotos von ihm und dem Pony bei früheren Besuchen. Auf dem Nachttisch steht auch ein Bild, daneben ein kleines Pferdekuscheltier.

dpa