NHL-Märchen: David Ayres fährt eigentlich die Eismaschine, plötzlich steht er im Tor

Der Sport schreibt verrückte Geschichten. Doch das, was David Ayres in der NHL erlebt hat, ist ein Märchen. Der Eismaschinen-Fahrer ist jetzt NHL-Goalie. 
David Ayres Toronto Maple Leafs - Carolina Hurricanes
Foto: Frank Gunn/The Canadian Press/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Foto: Frank Gunn/The Canadian Press/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der Sport schreibt verrückte Geschichten. Doch das, was David Ayres jetzt in der besten Eishockey-Liga der Welt erlebt hat, ist ein wahres Märchen. Der Eismaschinen-Fahrer ist jetzt NHL-Goalie.

Verrücktes Debüt in der NHL: Normalerweise fährt David Ayres in Toronto die Eismaschine. Nur selten trainiert der 42-Jährige beim Eishockeyteam der Maple Leafs mal mit, wenn noch ein Goalie gebraucht wird.

Und eigentlich wollte Ayres am Samstag (Ortszeit) einen gemütlichen Abend als Fan verbringen. Doch am Ende feierte er als sogenannter „Notfalltorhüter auf Abruf“ sein Profi-Debüt im Trikot des Gegners – der Carolina Hurricanes.

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Durch den 6:3 (0:1, 4:2, 2:0)-Auswärtserfolg wurde Ayres der älteste Schlussmann in der Geschichte der nordamerikanischen Eishockey-Liga, der sein erstes Hauptrundenspiel gewann. „Es war unglaublich und wild“, sagte er. „Obwohl ich im gegnerischen Team war, haben mich die Fans in Toronto gefeiert. Das Team und alle Fans waren großartig zu mir.“

In der Kabine wurde er ein kleines bisschen abgefeiert:

https://twitter.com/Canes/status/1231423595735396354

Zu Beginn des Spiels saß er gemeinsam mit seiner Ehefrau noch auf der Tribüne, als zunächst Carolinas Starttorwart James Reimer verletzt vom Eis musste. Ayres ging daraufhin schon einmal in die Kabine und bereitete sich auf den möglichen Ernstfall vor.

Dieser trat im zweiten Drittel ein. Denn Carolinas Ersatztorwart Petr Mrazek musste nach einer Kollision mit Torontos Kyle Clifford ebenfalls ausgewechselt werden. Ayres hatte davon zunächst nichts mitbekommen, doch die Textnachrichten auf seinem Handy häuften sich – und er musste tatsächlich aufs Eis. Der „Notfalltorhüter“ wird in der NHL von der Heimmannschaft gestellt. Dies ist kein aufstrebender Goalie, sondern jemand mit Torhüter-Erfahrung und oft anderem Beruf.

„Ich war ein bisschen geschockt. Aber ich habe es geliebt. Ich hatte die beste Zeit meines Lebens da draußen“, sagte Ayres. „Die Jungs waren großartig. Sie haben mir gesagt: ‚Hab Spaß und mach dir keine Sorgen darüber, wie viele Tore reingehen. Dies ist dein Moment.'“

Und es wurde sein Moment. Die ersten beiden Schüsse ließ Ayres noch passieren, danach glänzte er mit acht Paraden und erlebte einen wohl unvergesslichen Abend. Für seinen kuriosen Einsatz bekam er 500 Dollar, sein Trikot darf er behalten. Nach dem Spiel war er der Star der Kabinenparty. „Im zweiten Drittel war ich ein bisschen wacklig, aber ich habe den Jungs gesagt: ‚Wenn das dritte Drittel beginnt, werde ich ruhig und bereit sein, das Spiel zu gewinnen.'“ Der verletzte Reimer meinte: „Was er geleistet hat, er ist eine Legende.“

Auch beim deutschen Vizemeister EHC Red Bull München hatte es im vergangenen Oktober eine kuriose Torhüter-Entscheidung gegeben. In der Champions League saß Manager Christian Winkler als Ersatztorwart auf der Bank. Der Sportdirektor wurde für das Vorrundenspiel bei Färjestads BK im schwedischen Karlstad als Backup für Kevin Reich lizenziert, kam beim 1:3 aber nicht zum Einsatz.

Winkler war zu seiner aktiven Zeit Torhüter, auch in der Bundesliga. Der kuriose Schritt war notwendig geworden, weil Daniel Fießinger als Nummer zwei wegen einer ansteckenden Erkrankung kurzfristig ausgefallen war.

dpa