NFL-Star Tom Brady hört auf: Die letzte Saison gehörte seinen deutschen Fans

Nach 23 Jahren hat Tom Brady seine Karriere als NFL-Quarterback beendet. Dass ihm dies erst im zweiten Anlauf gelungen ist, war für Fans in Deutschland ein großes Glück.
Tom Brady
Tom Brady ist der beste Quarterback der NFL-Geschichte. Foto: AP Photo/Matt Patterson
Tom Brady ist der beste Quarterback der NFL-Geschichte. Foto: AP Photo/Matt Patterson

Ein großes Ziel hat Tom Brady dann doch nicht mehr erreicht. Er wolle spielen, bis er 50 sei, hatte der alles und jeden überragende NFL-Superstar in den vergangenen Jahren wiederholt klargestellt. Nun ist jedoch „schon“ im Alter von 45 Jahren Schluss. Das gab der siebenfache Super-Bowl-Champion am gestrigen Mittwoch in einem aufreizend beiläufig produzierten Selfie-Video bekannt.

„Hallo Leute, ich will direkt auf den Punkt kommen. Ich höre auf“, sagt Brady im nur gut eine Minute langen Clip, den er über seine Social-Media-Kanäle mit seinen Millionen von Fans teilte. Dass er tatsächlich so gradlinig zum Punkt gekommen war, verblüffte anscheinend auch ihn selbst, schob er doch mit einem Schmunzler nach: „Beim letzten Mal war das schon eine ziemlich große Sache.“

Brady opferte seine Ehe mit Gisele Bündchen dem Football

Denn schon im vergangenen Jahr hatte Brady seinen Quarterback-Helm an den Nagel gehangen. Der Perfektionist hatte sich eine hollywoodreife Inszenierung zurechtgelegt – nur, um dann vom NFL-Insider Adam Shefter gecrasht zu werden: der Journalist hatte vorab von Bradys Karriereende erfahren und darüber berichtet. Huldigungen und Abschiedsbriefe fluteten das Netz, ehe der Protagonist selbst überhaupt zu Wort gekommen war.

Nun also der zweite Anlauf. Kurz, nüchtern, unaufgeregt – aber nicht weniger schmerzhaft. Brady kämpft im seinem verwehten Abschiedsvideo, für das er sich an einen Sandstrand in seiner Wahlheimat Florida fläzte, mit erstickter Stimme gegen die Tränen. 23 Jahre stand er als Spielmacher in den Stadien der NFL im Rampenlicht. Über drei Jahrzehnte verlangte er sich und seinem Körper alles ab, um erst den New England Patriots und später auch noch den Tampa Bay Buccaneers die Vince Lombardi Trophy einzubringen. So etwas schüttelt kein Mensch von jetzt auf gleich einfach ab. Selbst Brady nicht. Auch der „GOAT“, the greatest of all times, der größte aller Zeiten, hat Gefühle

Football war immer Bradys große Leidenschaft. Sein Lebensinhalt, für den er sogar seine Ehe mit Supermodel Gisele Bündchen opferte: Die Brasilianerin war es auch, die ihn zum kurzzeitigen Karriereende 2022 drängte. Football oder ich, soll die Wahl gewesen sein, vor die der ehemalige „Victoria’s Secret“-Engel ihn stellte.

 

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Er entschied sich für seine Frau und das Familienleben. Zumindest für sechs Wochen. Dann nahm er Reißaus von Zuhause und stand wieder auf dem Trainingsplatz der Buccaneers. Brady konnte und wollte nicht ohne das Lederei in den Händen leben.

Hätte Brady sich die letzte Saison bei den Buccaneers nicht besser sparen können?

Doch anders als noch im Februar 2022 sind zwölf Monate später kritische Stimmen zum Brady-Abschied deutlich zu vernehmen. Der Grundtenor der Nörgler: zu spät, zu unwürdig. Und tatsächlich lässt sich köstlich darüber diskutieren, ob der Superstar diese letzte Saison bei den Tampa Bay Buccaneers wirklich noch gebraucht hat. Dass er nach dem rauschhaften Erfolg im Heim-Super-Bowl 2021 die Titelverteidigung ausruft und ehrenhaft in der Divisional Round am späteren Champions, den LA Rams, scheitert: okay, passt. Aber was war sein Antrieb in der aktuellen Saison?

Fakt ist: die Buccaneers waren vor Beginn der Spielzeit kein Titelfavorit. Und wenn sie doch als möglicher Super-Bowl-Teilnehmer in den Ring geworden worden sind, dann immer nur, weil doch noch irgendein Experte Brady den großen Wurf zugetraut hat. Nur wurde daraus nichts. Stattdessen beendete der erfolgreichste Spieler der NFL-Historie erstmals eine Saison mit einem negativen Verhältnis von Siegen zu Niederlagen – und verpasste so den Einzug in die Playoffs.

Hätte er sich das nicht besser sparen können? Nein, werden mindestens 70.000 Football-Fans sagen. Denn Bradys Entscheidung, diese Saison noch einmal aufs Feld zurückzukehren, ermöglichte es ihnen, den „GOAT“, das Idol ihrer Sportart, einmal im Leben live in Aktion zu sehen. Beim NFL Munich Game in der Münchner Allianz Arena Mitte November, als er mit seinen Buccaneers gegen die Seattle Seahawks antrat. Ein Touchdown-Pass, gar ein Sieg von Tom Brady in Deutschland. Das wird bleiben. Für immer. Allein dafür hat sich diese letzte Saison schon gelohnt. Wenn nicht für Brady selbst, dann zumindest für seine Fans.