NFL-Skandal: Browns-Profi Myles Garrett schlägt mit Helm auf Steelers-Quarterback ein

Wilde Szenen in der NFL zwischen den Cleveland Browns und Pittsburgh Steelers: Myles Garrett schlägt mit einem Helm auf Mason Rudolph ein.
Myles Garrett Mason Rudolph Schlag Helm Cleveland Browns Pittsburgh Steelers
Foto: dpa/David Richard
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Wilde Szenen im Thursday-Night-Game der NFL zwischen den Cleveland Browns und den Pittsburgh Steelers: Acht Sekunden vor Schluss gerät Myles Garrett mit Mason Rudolph aneinander und löst damit eine Schlägerei aus.

Es war der Höhepunkt eines ohnehin schon extrem hart geführten Football-Spiels. Ein Spieler der Browns und fünf der Steelers – darunter Diontae Johnson, der aus dem Ohr blutete und sich eine Gehirnerschütterung zuzog – hatten sich während der Partie verletzt. Acht Sekunden vor Schluss kämpfte sich Defensive End Myles Garrett bei einem Angriff der Steelers bis zu deren Quarterback Mason Rudolph durch und rang ihn zu Boden. Obwohl der Football schon längst außer Reichweite war, ließen die beiden nicht voneinander los.

An sich nichts Ungewöhnliches, doch anschließend nahm das Privatduell so richtig an Fahrt auf. Nachdem Rudolph versucht hatte, seinem Gegenspieler den Helm vom Kopf zu reißen, rastete dieser völlig aus. Garrett, der mit 123 Kilogramm 16 mehr auf die Waage bringt als Rudolph, brachte sich in eine bessere Position, schleuderte den Signal Caller durch die Gegend und riss ihm dann den Helm herunter.

Revanche geglückt, möchte man zumindest meinen. Denn obwohl bereits etliche Flaggen der Schiedsrichter, die ein Vergehen signalisieren, auf dem Boden lagen, hatte Garrett noch nicht genug. Mit dem „gewonnenen“ Helm drosch er auf Rudolph ein, bis Mannschaftskollegen ihrem Quarterback zur Hilfe eilten und sich dabei selbst nicht mit Ruhm bekleckerten: Center Maurice Pouncey schlug auf Garrett ein und trat gegen dessen Kopf.

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Der Pittsburgh-Spielmacher blieb unversehrt; dabei wiegt ein Helm zwischen eineinhalb und zweieinhalb Kilogramm. „Er hätte ihn töten können. Was, wenn er ihn an der Schläfe trifft?“, schimpfte Pouncey, „Das ist unverzeihlich“, sagte sogar Garretts Quarterback-Teamkollege Baker Mayfield. „Rivalität hin oder her, so etwas kann man nicht tun.“ Garret erklärte: „Ich habe die Ruhe verloren und das bereue ich.“

Auch vor den Bildschirmen waren die Menschen empört. „Das ist das Schlimmste, was ich je gesehen habe“, sagte TV-Kommentator Joe Buck, Ex-Profi und Experte Troy Aikman meinte: „Mir fehlen die Worte.“ Quarterback-Star Patrick Mahomes twitterte vor dem Fernseher: „Ich kann nicht glauben, was da passiert ist.“

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Rudolph, dessen mäßige Leistung mit einem Touchdown-Pass und vier Interceptions ebenso in den Hintergrund rückte wie der 21:7-Sieg von Garretts Browns, sprach von einer „ziemlich feigen“ und „ziemlich hinterwäldlerischen“ Attacke. Über das Strafmaß für seinen Gegenspieler wollte der 24-Jährige nicht spekulieren.

Das taten andere. „Das ist absolut verrückt und geht über alles hinaus, was ich je gesehen habe“, sagte Mike Pereira, der langjährige NFL-Schiedsrichterchef und heutige Regel-Experte des Senders Fox. „Garrett wird eine ziemlich lange Sperre erhalten.“ Beobachter halten es für möglich, dass der als Hitzkopf bekannte Profi in diesem Jahr nicht mehr spielen darf. „Hier ist eine SPERRE FÜR DIE GANZE SAISON nötig“, twitterte der bekannte Reporter Stephen A. Smith empört. Selbst Garretts Teamkollege, der Wide-Receiver-Star Odell Beckham Jr., sagte über die Aktion: „Das ist hässlich. Das ist etwas, was wir in der NFL nicht haben wollen.“

Womöglich erhält der Verteidiger, der beim NFL-Draft 2017 noch als Nummer-1-Pick ausgewählt worden war, eine Rekordstrafe. 2006 war Albert Haynesworth (Tennessee Titans) für fünf Spiele gesperrt worden, weil er einem auf dem Boden liegenden Gegenspieler auf den Kopf stieg, nachdem dieser den Helm verloren hatte. Das ist die längste Sperre der NFL-Historie für ein einzelnes Vergehen auf dem Feld. Oaklands Vontaze Burfict wurde Ende September wegen eines Fouls für den Rest der Saison und damit zwölf Spiele gesperrt; für das Strafmaß wurden allerdings vorherige Vergehen mit eingerechnet.

mit Agenturmaterial (dpa)