Köln gegen Nizza: Ausschreitungen überschatten Fußballspiel

Am Mittag vor dem Europacup-Spiel beim OGC Nizza feiern Fans des 1. FC Köln noch friedlich im Zentrum der südfanzösischen Stadt. Am Abend sorgen dann Anhänger beider Clubs für schlimme Ausschreitungen. Das Spiel findet trotzdem statt. Das 1:1 wird zur Nebensache.
OGC Nizza - 1. FC Köln
Nizza gegen Köln. Foto: Friso Gentsch/dpa
Nizza gegen Köln. Foto: Friso Gentsch/dpa

Es begann als große Party an der Cote d’Azur, dann folgten schlimme Ausschreitungen im Stadion – und am Ende verpasste der 1. FC Köln durch einen unglücklichen Elfmeter den verdienten Sieg zum Auftakt der Conference League. Das erste Gruppenspiel des 1. FC Köln im Europacup seit knapp fünf Jahren wurde zur emotionalen Achterbahnfahrt. Letztlich musste sich das gesperrte Team auf der Tribüne sitzenden Trainers Steffen Baumgart trotz lange Zeit starker Leistung mit einem 1:1 (1:0) beim OGC Nizza begnügen.

Schwerer als der Frust über den verpassten Sieg wogen allerdings die Eindrücke der schweren Ausschreitungen vor dem ersten Conference-League-Gruppenspiel. Die Austragung stand zwischenzeitlich auf der Kippe, am Ende wurde die Partie mit 55 Minuten Verspätung um 19.40 Uhr angepfiffen. Bei einem weiteren Zwischenfall werde die Partie sofort abgebrochen, hatte die UEFA gedroht. Doch dieser blieb aus. Nach Angaben der Polizeipräfektur Nizza wurden 32 Menschen verletzt.

Der im Sommer aus Dortmund gekommene Steffen Tigges hatte mit seinem ersten Pflichtspiel-Tor für die Kölner (19.) für die Pausenführung gegen das Team des langjährigen Bundesliga-Trainers Lucien Favre gesorgt. Nizza gelang durch einen Handelfmeter von Andy Delort der Ausgleich (62.). Timo Hübers hatte den Ball bei einem Freistoß in der Mauer stehend gegen den Arm bekommen.

Die Partie wird für den FC wegen der Ausschreitungen ein emotionales wie finanzielles Nachspiel haben. „Es war nicht einfach, den Fokus wieder auf Fußball zu richten“, sagte der etatmäßige Co-Trainer André Pawlak, der Baumgart an der Seitenlinie vertrat. „Bei dem, was vor dem Spiel vorgefallen ist, fehlen einem fast die Worte. Es ist traurig, was da passiert ist.“

Auch Kölns Geschäftsführer Christian Keller war sichtlich angefasst. „Ich bin fassungslos“, sagte er vor dem Spiel bei RTL. „Von unseren 8000 Fans haben sich 7900 top verhalten, von Nizza waren es auch nicht viel mehr als ein paar Dutzend Vollchaoten. Wobei Chaoten ein zu schwaches Wort ist. Da fallen mir nur Schimpfwörter ein, die hier nicht hergehören.“

Amateur-Videos von Fans zeigten, wie ein Anhänger von der Tribüne im Mittelrang stürzte, als er einem Feuerwerkskörper ausweichen wollte. Dabei handelte es sich laut Polizeipräfektur um einen Anhänger aus Paris, zu denen FC-Ultras eine Fanfreundschaft pflegen. Ein weiterer soll mit einem Messer attackiert worden sein. „Es zeigt, dass das, was hier passiert ist, pervers ist“, sagte Keller.

Den Ablauf schilderte er wie folgt: „Mein Informationsstand ist, dass zuerst Hooligans aus Nizza in unseren Fanblock eingedrungen sind. Daraufhin sind Hooligans aus unserem Fanblock, die größtenteils aus Paris kommen sollen und als Kölner verkleidet waren und natürlich ein paar aus Köln hinterher.“ Die Leute, die das gemacht haben, müsse man ausfindig machen und ohne jeden Kompromiss und mit voller Härte betrafen. „Sie dürfen nie, nie wieder ins Stadion kommen, zumindest nicht ins Kölner.“ Viele FC-Fans sangen während der Ausschreitungen: „Wir sind Kölner und ihr nicht.“

Kölns Spielführer Jonas Hector und Nizzas Kapitän Dante traten mit Mikrofonen vor ihre Fan-Blöcke. „Wir wollten mit euch ein Fußball-Fest feiern. Wir wollen immer noch spielen, aber das können wir natürlich nicht gutheißen“, sagte Hector: „Wir haben uns den Arsch aufgerissen, um uns für die Conference League zu qualifizieren, und wollen das hier auch spielen. Verhaltet euch bitte ruhig, wir wollen hier Fußball feiern und keine Gewalt haben.“

Am Mittag waren Tausende FC-Fans durch die Stadt gezogen und hatten mit Karnevalshits und einem großen Umzug die Rückkehr ihres Vereins in den Europapokal gefeiert. Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi war allerdings verärgert über die Hinterlassenschaft und das Verhalten von FC-Anhängern. „Ich bedauere das unhöfliche und skandalöse Verhalten der Kölner Fans und den mangelnden Respekt gegenüber der Stadt, die sie großzügig und brüderlich empfängt“, twitterte er mit Fotos von Müllresten in der Stadt. „Die Rechnungen für Schäden und die Reinigung öffentlicher Plätze werden wir an den Kölner Verein schicken“, kündigte er an.

dpa