Katar-Boykott in Köln: Diese Kölsch-Kneipen zeigen keine WM-Spiele

Die WM 2022 in Katar (Arabische Emirate) erhitzt in der westlichen Welt viele Gemüter. In Köln boykottieren immer mehr Kneipen Public Viewing Events.
Chlodwig-Eck
Das Chlodwig-Eck in der Südstadt. Foto: Chlodwig-Eck/Facebook
Das Chlodwig-Eck in der Südstadt. Foto: Chlodwig-Eck/Facebook

Am 21. November 2022 geht es wieder los: Die Fußball-Weltmeisterschaft beginnt um 11 Uhr morgens deutscher Zeit. Das erste Spiel wird im Arabischen Emirat Katar angepfiffen. Doch bereits im Frühjahr 2022 haben kölsche Kneipiers sich mit dem Thema Public Viewing auseinandergesetzt – oder besser gesagt: mit dem Boykott der feucht-fröhlichen Fußballabende, an denen sie viel Geld scheffeln könnten. Und zwar nicht wegen der eisigen Temperaturen Ende November, sondern wegen der menschenunwürdigen Zustände in Katar. Denn: Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sind bereits 15.000 Gastarbeiter beim Bau der neuen Stadien in dem Wüstenemirat gestorben.

Kölner Südstadt: Chlodwig-Eck boykottiert Katar-WM

Familie Hilbers, die das beliebte Chlodwig-Eck in der Südstadt betreibt, verzichtet freiwillig auf die Public-Viewing-Events – und somit auch auf die Einnahmen: „Mein Vater kritisiert die Kommerzialisierung des Fußballs schon lange und als dann die Idee von jemandem aus unserer Belegschaft kam, die WM-Spiele gar nicht erst zu zeigen, waren wir sofort dabei“, so Oliver Hilbers. Der Sohn des Chlodwig-Eck-Betreibers Robert Hilbers findet: „Wenn wir das zeigen würden, würden wir quasi mit Fußball, der auf Leichen gespielt wird, Geld verdienen.“ Davon will die kultige Südstadt-Kneipe ganz klar Abstand nehmen. Und was sagen die Stammgäste, die dort jedes Wochenende Fußball gucken, zur WM-Absage? Oliver Hilbers: „Wir haben nur positives Feedback bekommen.“

Kölner Kneipe Lotta boykottiert Katar-WM

Und das Chlodwig-Eck ist längst nicht die einzige Kneipe in Köln, die 2022 keine WM-Spiele zeigen wird. Auch die Lotta macht mit einem Katar-Boykott sichtbar von sich reden. Bereits am 6. Mai hing die linke Südstadt-Kneipe ein Plakat mit der Aufschrift „#Boycott Qatar 2022“ über den Laden-Eingang und postete auf Facebook ein Statement: „Bisher haben wir in der LOTTA, mit immer weniger Begeisterung, die Spiele der Fußball WM gezeigt. Doch mit der Vergabe der WM nach Katar ist uns endgültig die Laune vergangen.

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Die Kommerzialisierung des Fußballgeschäftes hat mit dieser WM seinen Höhepunkt erreicht.“ Nicht nur die 15.000 Verstorbenen gehen den Lotta-Betreibern gegen den Strich. Auch die fehlenden Menschenrechte bringen die linken Wirte auf die Palme: „Dazu kommt, dass Katar ein Land ist, dass auf die Menschenrechte einen Scheiß gibt. Frauenrechte, Rechte von Homosexuellen oder queeren Menschen, alles nicht vorhanden. Beschlüsse und Verlautbarungen der FIFA, die gegen Diskriminierung gerichtet sind, zeigen sich hier als hohle Phrasen.“

Für die deutliche Ansage erntet die Lotta viel Zuspruch auf Facebook. Weitere Gastronomen schließen sich an. So etwa Thomas Fichert, der in Elsdorf eine Kölsch-Kneipe betreibt und auch auf Public Viewing verzichten will. Auch das Low Budget im Belgischen Viertel sei bei der WM 2022 „raus“, heißt es in den Kommentaren.

Köln: Diese Clubs und Kneipen zeigen keine WM

Auch der Club Bahnhof Ehrenfeld (CBE) in der Bartholomäus-Schink-Straße 65 im Herzen von Ehrenfeld ist dem Kölner Bündnis BoycottQatar beigetreten und zeigt keine Spiele. Ähnlich sieht es beim Bumann und Sohn nebenan aus. Der Club teilte mit, es gebe „keinen Raum, keine Leinwand und keine Aufmerksamkeit“ für die WM. Die Barracuda Bar und die Forelle Blau postete ein Bild von einem durchgestrichenen Schweinsteiger nach der letztem WM und schrieb dazu: „Wir werden die WM in Katar nicht bei uns zeigen.“ Und: Auch die Wohngemeinschaft im Belgischen Viertel zieht mit und schreibt auf Facebook: „Die Organisation und Ausrichtung der WM in Katar beruht auf moderner Sklaverei, der Missachtung von grundlegenden Menschenrechten und tausenden von Toten. Wir werden dieser WM keinen Raum, keine Leinwand und keine Aufmerksamkeit geben sondern sie konsequent boykottieren. Wir spielen nicht mit Menschenrechten!“

Das Brauhaus zur Malzmühle kommentiert: „Wir können nicht einfach die Ukraine-Flaggen an unserer Fassade gegen Deutschland-Fahnen austauschen und so tun, als sei alles gut! Die Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberland und das Leid der zahlreichen Gastarbeiter sind nicht mit unseren Werten vereinbar.“

Im Low Budget auf der Aachener Straße verzichtet man ebenfalls auf die Weltmeisterschaft in der Wüste. Die Betreiber auf Facebook: „Wir sind da komplett raus aus der WM-Nummer.“