„Jungtürken“ – Marcel Reif redet sich im „Doppelpass“ um Kopf und Kragen

Im "Doppelpass" auf "Sport1" wird über Fußball geredet. Immer wieder steht das Thema Rassismus im Zentrum. Diesmal durch Marcel Reif.
TV-Experte Marcel Reif
Foto: Uwe Anspach/dpa
TV-Experte Marcel Reif
Foto: Uwe Anspach/dpa

Immer wieder sonntags sitzen die Fußball-Gelehrten der Nation ab 11 Uhr gemeinsam beim „Doppelpass“ auf und analysieren die wichtigen und die unwichtigen Themen des Bundesliga-Spieltags auf „Sport1“. Doch immer wieder läuft die Diskussion aus dem Ruder. Und immer wieder steht das Thema Rassismus dabei im Mittelpunkt.

Jetzt fiel Experte Marcel Reif mit einem blöden Spruch auf. Seine anschließende Entschuldigung wirkte zudem nicht authentisch. In den vergangenen Wochen hatten bereits Ex-Nationalspieler Steffen Freund und Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge ziemlich zweifelhafte Äußerungen in der Talkrunde zum besten gegeben.

>> Hintergrund: Rassismusvorwürfe gegen Steffen Freund <<

Nun also Reif. In der Sendung am Sonntag, in der Eintracht Frankfurts Sport-Vorstand Fredi Bobic unter anderem zu Gast war, diskutierten die Experten natürlich auch über die starke Leistung von Borussia Dortmund am Samstag beim 3:1-Auswärtssieg im Bundesliga-Topspiel bei RB Leipzig. Reif war begeistert vom BVB, nannte den Auftritt der Mannschaft von Neu-Trainer Edin Terzic „viel erwachsener“.

Der 71 Jahre alte Experte ließ sich dann jedoch zu einer merkwürdigen Aussage hinreißen: „Nach dem Spiel gegen Stuttgart gab es die Herren Reus und Hummels, nicht etwa irgendwelche Jungtürken, sondern schon die Herren, um die es geht, die gesagt haben: ‚Pass auf, wir sind eine Mannschaft, die kann nicht verteidigen.'“

Und diese Äußerung wurden in den Sozialen Medien durchaus kritisch bewertet.

Das Wort „Rassismus“ machte schnell die Runde:

Auch Weltmeister Lukas Podolski äußerte sich nicht besonders erfreut über Reifs Aussage:

Einige TV-Zuschauer zweifelten schon am eigenen Gehör:

Einige gaben sich die Mühe, die Diskussion differenziert zu betrachten:

https://twitter.com/ProphetenZwulch/status/1348241864206528513

Für einige TV-Zuschauer war Reifs Spruch aber einfach zu viel:

Doch es gab auch Twitter-User, die Reif zur Seite sprangen und seinen Spruch nicht kritisch sahen:

Reif sah sich gezwungen, sich für seine Worte später in der Sendung zu entschuldigen. Wobei dies nicht wirklich glaubwürdig geschah. Es war vielmehr der Ansatz einer Erklärung für seinen Spruch. Was wohl auch daran lag, dass Reif seinen verbalen Fehltritt gar nicht einsah. Aber seht selbst:

https://twitter.com/Ebbelwoicola/status/1348217682894721024

Später sagte Reif während der Sendung: „Ich gebe zu, dass ich das Wort Jungtürken manchmal im Sprachgebrauch habe. Aber ist da ein rassistischer Unterton? Helft mir mal bitte, falls ich da etwas verpasst habe. Sollte ich irgendjemandes Gefühle verletzt haben, entschuldige ich mich dafür in aller Form. Mir fehlt aber so ein bisschen die Tiefe des Gedanken.“

Das Thema Rassismus war zuletzt in schöner Regelmäßigkeit allgegenwärtig im „Doppelpass“. Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge hatte am 20. Dezember 2020 nach der Spuckattacke des Gladbachers Marcus Thuram im „Doppelpass“ ebenfalls für fragwürdige Schlagzeilen gesorgt. Thuram hatte beim 1:2 gegen Hoffenheim seinem Gegenspieler Stefan Posch ins Gesicht gespuckt und dabei beim Stand von 1:1 die Rote Karte gesehen.

„Das ist ein absolutes No-Go“, hatte Rummenigge des Fehlverhalten kritisiert, um dann verbal nachzulegen und über das Ziel hinaus zu schießen: „Ich habe mich gefragt, was wäre eigentlich passiert, wenn es umgekehrt passiert wäre, der Posch den Thuram bespuckt hätte – dann hätten wir wieder eine Rassismus-Debatte oder was?“ Für diese Wertung wurde Rummenigge im Anschluss in den sozialen Medien kritisiert, ihm wurde vorgeworfen, Rassismus damit zu verharmlosen.

Auch Ex-Nationalspieler Steffen Freund hatte am 29. November 2020 mit Rassismusvorwürfen nach der Sendung zu kämpfen. Der frühere Schalker Profi zog damals eine Verbindung zwischen Undiszipliniertheiten der Schalker Spieler Nabil Bentaleb und Amine Harit und deren Herkunft. Hier könnt ihr die Geschichte nachlesen.