Verrückt! Schalker Pokalspiel nach Gerichtsentscheid vorerst abgesetzt

Kurz vor dem Auftakt im DFB-Pokal greift das Münchner Landgericht ein. Türkgücü München soll den Platz von Schweinfurt einnehmen.
FC Schalke 04 David Wagner
Foto: Guido Kirchner/dpa
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Kurz vor dem Auftakt im DFB-Pokal greift das Münchner Landgericht ein. Drittligist Türkgücü München soll den Platz des bayerischen Rivalen Schweinfurt einnehmen und gegen den FC Schalke 04 spielen. Der Bayerische Fußballverband will das nicht hinnehmen.

Das für Sonntag geplante DFB-Pokalspiel des FC Schalke 04 ist nach einem Gerichtsentscheid vorerst abgesetzt worden. Zuvor hatte das Landgericht München I am Freitag entschieden, dass Drittliga-Aufsteiger Türkgücü München anstelle des Regionalligisten 1. FC Schweinfurt 05 gegen den Bundesligisten antreten soll. Auf Antrag des Bayerischen Fußballverbandes (BFV) verschob der Deutsche Fußball-Bund am Freitagabend bis zur endgültigen Klärung des Rechtsstreits die Erstrundenpartie.

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Türkgücü war vor dem Landgericht gegen den Beschluss des BFV vorgegangen, die Schweinfurter als bestes bayerisches Amateurteam neben dem TSV 1860 München für den DFB-Pokal zu melden. Die „Löwen“ hatten das Ticket über den Toto-Pokal gebucht. Türkgücü war vom BFV in der Corona-Pause zum Aufsteiger in die 3. Liga benannt worden und wurde deshalb nicht für den DFB-Pokal berücksichtigt. Das Landgericht sah diesen BFV-Beschluss als „rechtswidrig“ an und erließ die von Türkgücü beantragte einstweilige Verfügung.

„Die kurzfristige Satzungsänderung des BFV, die Schweinfurt 05 zum DFB-Pokal zugelassen hätte, zeigt, dass die ursprüngliche und stets von Türkgücü München verteidigte Position rechtmäßig ist. Unsere Teilnahme an der 3. Liga war von Anfang an auch mit der geplanten Teilnahme am DFB-Pokal verbunden“, wurde Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny in einer Mitteilung des Clubs vom Freitag zitiert.

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Der BFV kündigte Widerspruch an. „Die Überlegungen und Verantwortungen, die sich der BFV seit Monaten fortwährend macht, um allen Vereinen in der Covid-19-Krise gerecht zu werden, wurden vom Gericht nicht verstanden“, wurde Verbandsvizepräsident Reinhold Baier in einer Mitteilung zitiert.

Eine Entscheidung in der nächsten Instanz könne aber „aus rein praktischen Gründen nicht mehr an diesem Wochenende“ fallen. Daher sei der DFB gebeten worden, die Partie zu verschieben. Der DFB will über die Neuansetzung der Partie entscheiden, sobald die juristische Klärung herbeigeführt ist, wie es in einer Mitteilung hieß.

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Das Pokalspiel von Schweinfurt gegen Schalke war eigentlich für Sonntag (15.30 Uhr) geplant. Der Regionalligist hatte wegen der Corona-Auflagen sein Heimrecht abgegeben, die Partie sollte in Gelsenkirchen ausgetragen werden. Von der Nachricht über das Gerichtsurteil sei man auch überrascht worden, sagte eine Sprecherin der Schweinfurter der Deutschen Presse-Agentur am Freitag.

Schalke kritisiert Bayerischen Fußballverband

„Letztendlich kann man jedoch nur den Kopf über die Vorgehensweise des Bayerischen Fußballverbandes schütteln, der über Wochen und Monate hinweg offensichtlich nicht in der Lage war, den rechtmäßigen Vertreter am DFB-Pokal zu bestimmen“, sagte der Schalker Sportvorstand Jochen Schneider. Dass das Pokalspiel ausfallen müsse, sei „sehr ärgerlich“.

„Wenn Türkgücü München nach Ansicht des Landgerichts München der rechtmäßige Teilnehmer am DFB-Pokal ist, dann respektieren wir diese Entscheidung und freuen uns auf das Spiel gegen Türkgücü – wann immer es stattfinden wird“, sagte Schneider. Gleiches gelte selbstverständlich, wenn Schalke gegen den 1. FC Schweinfurt 05 spielen solle. Informationen zum weiteren Vorgehen würden folgen.

BFV wehrt sich gegen Schalker Kritik

Der Verband wehrte sich gegen die Kritik. „Der BFV hat bereits im Mai 2020 eine entsprechende Regelung erlassen und veröffentlicht, von deren Rechtmäßigkeit wir nach wie vor überzeugt sind und von der wir ausgehen, dass diese auch gerichtlich bestätigt wird“, sagte BFV-Vizepräsident Reinhold Baier der Deutschen Presse-Agentur am Samstag. Baier ist Richter am Oberlandesgericht und im Landesverband des Freistaats für Rechtsfragen zuständig.

Als Reaktion auf den Unmut von Schalke sagte er: „Warum Türkgücü München erst jetzt, also 72 Stunden vor Anpfiff, Rechtsmittel eingelegt hat, anstatt dies in den vergangenen vier Monaten zu tun, ist eine Frage, die Herr Schneider Türkgücü stellen sollte.“

Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny sagte in einem Interview mit dem „Sportbuzzer“, er habe mit der Klage so lange warten müssen, bis der BFV offiziell seine Starter benannt hatte. Das war erst vor rund einer Woche der Fall.

dpa