Chelsea und die Abramowitsch-Strafen: Im Billigflieger zum Auswärtsspiel?

Beim FC Chelsea ist nach dieser Woche nichts mehr, wie es war. Die Sanktionen gegen Inhaber Abramowitsch haben den Club hart getroffen. Coach Thomas Tuchel muss sich auf den Verlust einiger Leistungsträger einstellen. Die sportliche Zukunft der Blues ist in Gefahr.
Roman Abramowitsch FC Chelsea
Roman Abramowitsch, Noch-Besitzer des FC Chelsea. Foto: Adam Davy/PA Wire/dpa
Roman Abramowitsch FC Chelsea
Roman Abramowitsch, Noch-Besitzer des FC Chelsea. Foto: Adam Davy/PA Wire/dpa

Muss der Champions-League-Sieger FC Chelsea am Mittwoch mit dem Billigflieger zum Champions-League-Spiel beim OSC Lille fliegen? Nachdem die britische Regierung den russischen Inhaber Roman Abramowitsch mit harten Sanktionen belegt hat, gelten für Chelsea strenge Auflagen, darunter eine Beschränkung der Reisekosten.

Trainer Tuchel nimmt die Sache noch mit Humor. „Meine letzte Information ist, dass wir ein Flugzeug haben, also können wir fliegen. Wenn nicht, fahren wir mit dem Zug oder mit dem Bus. Wenn ich einen Siebensitzer fahren muss, dann werde ich das tun“, sagte der Coach am Sonntag. Außerdem kündigte er an, in jedem Fall bis zum Saisonende bleiben zu wollen.

Wer wird neuer Chelsea-Eigentümer?

Zwar dürfen die Blues vorerst weiter Fußball spielen. Fraglich ist aber, ob der Verein aus London, der in den vergangenen 20 Jahren zahlreiche Titel abgeräumt hat, auch in Zukunft sportliche Erfolge feiern wird. Alles hängt davon ab, wer der neue Eigentümer wird. Vor dem 1:0-Arbeitssieg am Sonntag gegen den neureichen Scheichclub Newcastle United, den ein spätes Tor von Kai Havertz in der 89. Minute sicherte, gab es für die Chelsea-Fans immerhin ein Fünkchen Hoffnung. Die Regierung will einen Verkauf des Clubs gestatten und führt Gespräche mit der US-Bank Raine, die von Chelsea mit dem Geschäft beauftragt worden war.

Nach Angaben des Magazins „The Athletic“ könnte der Verein innerhalb der nächsten vier bis sechs Wochen den Besitzer wechseln. Wie die Regierung erreichen will, dass Abramowitsch gemäß ihrer Auflagen nichts an dieser Transaktion verdient, blieb zunächst offen – wie derzeit so vieles bei Chelsea.

Leistungsträger wie der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger, dessen Vertrag im Sommer endet, werden angesichts der Unsicherheit kaum an der Stamford Bridge zu halten sein. Eine dramatische Situation für die Blues: Sie dürfen weder Spieler verpflichten oder verkaufen, noch neue Verträge aushandeln. Für Trainer Thomas Tuchel, seine Spieler und die Mitarbeiter des Club-Weltmeisters gilt momentan: Abwarten, Tee trinken, und auf das Beste hoffen.

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Chelsea: Keine Privatjets und Luxushotels mehr

Laut einem Bericht der britischen Boulevardzeitung „Sunday Mirror“ wurden die Chelsea-Profis und sonstige Angestellte bereits informiert, dass Privatjets und Luxushotels ab sofort erstmal tabu sind. „Im Club wird gescherzt, dass sie mit Easyjet zu den Auswärtsspielen fliegen“, zitierte das Blatt einen Insider, „aber sie sagen es nur halb im Scherz“. Ein Luxusproblem – im Wortsinn.

Nur dank einer Sonderlizenz der britischen Regierung darf Chelsea den Spielbetrieb überhaupt fortsetzen. Zu den Auflagen gehört, dass die Reisekosten zu einem Auswärtsspiel nicht über 20 000 Pfund (ca. 24.000 Euro) betragen dürfen. Die maximalen Kosten für die Ausrichtung eines Heimspiels wurden auf Bitten des Clubs von 500.000 auf 900.000 Pfund (ca. 1,1 Millionen Euro) hochgestuft. Matchtickets und Fanartikel darf Chelsea vorerst nicht mehr verkaufen. Mehrere Werbepartner, darunter der Trikotsponsor, setzten ihr Engagement aus.

Am Freitag war Abramowitsch von der Premier League ganz offiziell aus der Führung des Fußballvereins ausgeschlossen worden. Demnach darf der 55-jährige Russe nicht mehr als Direktor im Club tätig sein. Was er allerdings ohnehin nicht war. Den Posten hat seine langjährige Assistentin Marina Granowskaja, die über Verpflichtungen von Spielern und Trainern entscheidet – und auch Tuchel holte. Angesichts der Entwicklungen wird jedoch spekuliert, dass Granowskaja nicht mehr lange Chelsea-Direktorin bleibt. An der Londoner Stamford Bridge stehen sie vor einer ungewissen und schwierigen Zukunft.

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dpa