Berliner Derby: Union-Spieler verhindern Platzsturm der Fans

Nach dem Berliner Derby haben Fans beider Teams für unschöne Szenen gesorgt. Hertha-Fans feuerten Raketen in den Block, Unioner wollten den Platz stürmen.
1. FC Union Berlin Fans Platzsturm Rafael Gikiewicz
Foto: Britta Pedersen, Andreas Gora/dpa
Foto: Britta Pedersen, Andreas Gora/dpa

Nach dem ersten Berliner Bundesliga-Derby haben Fans beider Mannschaften für unschöne Szenen im Stadion gesorgt. Hertha-Anhänger feuerten am Samstag nach der 0:1-Niederlage Raketen auf den Rasen und den gegnerischen Block. Union-Spieler um Torwart Rafal Gikiewicz verhinderten wiederum einen Platzsturm von vermummten Fans aus dem Heimbereich.

Die Partie in dem mit 22.012 Zuschauern ausverkauften Stadion an der Alten Försterei war nach dem Abbrennen zahlreicher Pyro-Fackeln in beiden Fanblöcken und mehrerer abgefeuerter Leuchtraketen aus dem Hertha-Fanlager in der zweiten Halbzeit für mehrere Minuten unterbrochen worden.

Nach dem Abpfiff stellten sich mehrere Union-Spieler vermummten eigenen Fans entgegen, die über den Rasen Richtung Hertha-Block laufen wollten. „Es ist unsere Pflicht, die eigenen Fans auch vor Dummheiten zu beschützen“, erklärte Siegtorschütze Polter das Einschreiten.

Auch bei seinem Auftritt nach dem Abpfiff des skandalösen Stadt-Derbys blieb Rafal Gikiewicz klarer Sieger. Als vermummte Fans des 1. FC Union versuchten, auf den Rasen zu stürmen und Richtung Hertha-Anhang zu gelangen, stellte sich der Torwart des Aufsteigers in erster Reihe wütend entgegen. Der Pole, der zu den ehrgeizigsten und meinungsstärksten Union-Profis gehört, schrie die Chaoten an. Zusammen mit Keven Schlotterbeck und Christopher Lenz bildete Gikiewicz eine Abwehrkette, schubste die mit Kapuzen und Sturmhauben Vermummten mit entschlossenem Blick und viel Mut zurück.

1. FC Union Berlin - Hertha BSC
Vermummte Union-Fans wollten den Platz stürmen. Foto: Britta Pedersen/dpa

„Es ist unsere Pflicht, dass wir die eigenen Fans vor Dummheiten bewahren“, sagte Siegtorschütze Sebastian Polter über die Aktion des Torwarts. Gikiewicz kam im Sommer 2018 vom SC Freiburg zu den Eisernen und eroberte sich den Stammplatz. Und er war in der Vorsaison der Erste, der offen vom Aufstieg in die Bundesliga sprach.

Der 32-Jährige weicht auch kritischen Situationen und Kritik nie aus. Für sein Einschreiten gegen die Platzstürmer bekam er Beifall von den Union-Fans, die sich mit „Gikiewicz, Gikiewicz“-Sprechchören von den Chaoten distanzieren. „Vielleicht hat er ja nach der Karriere einen neuen Job als Ordner“, bemerkte sein Kollege Robert Andrich. Für den Scherz war die Situation eigentlich zu ernst.

Polter berichtete, dass eine Leuchtrakete während der ersten Halbzeit einen Meter neben seinen beiden Kindern und seiner Freundin auf der Haupttribüne eingeschlagen sei. „Das ist schrecklich und nicht zumutbar“, sagte Polter. „Wenn man weiß, dass die eigenen Kinder getroffen werden könnten, wünscht man das keinem – weder blau-weiß oder rot-weiß.“ Anschließend sei seine Freundin mit den Kindern von der Tribüne gegangen und habe das Spiel vor dem Fernseher verfolgt. „Meine Kinder hatten einen Schreck bekommen“, sagte Polter. „Es sind Idioten, die sowas irgendwo hinzünden.“

Dennoch wollte sich der 28-Jährige nicht grundsätzlich gegen Pyrotechnik in Fußballstadien aussprechen. „Nichtsdestotrotz finde ich, dass Pyro irgendwie bei einem Stadtderby dazugehört“, betonte Polter. „Aber es muss gewährleistet sein, dass niemand verletzt wird. Man darf diese Pyro sicher nicht irgendwo rumschießen. Sie können Leuchtraketen zünden und losschießen, solange sie niemanden gefährden.“

Das Sportliche geriet in den Hintergrund: Polter schoss den 1. FC Union zum umjubelten Sieg im ersten Bundesliga-Duell mit dem Stadtrivalen Hertha BSC. Mit seinem verwandelten Foulelfmeter bestrafte der eingewechselte Stürmer am Samstagabend in der 87. Minute die Passivität der Gäste. „Wir haben das gut gemacht, dass wir uns nicht haben locken lassen. Wir hätten es noch zielstrebiger machen können. Wir waren die dominantere Mannschaft und sind deshalb der verdiente Sieger“, sagte Union-Profi Christian Gentner bei Sky.

1. FC Union Berlin - Hertha BSC Pyrotechnik
Raketen flogen in die Ränge. Foto: Britta Pedersen/dpa

Die Polizei hat nach den Raketenwürfen und dem Pyro-Skandal beim Bundesliga-Derby 1. FC Union gegen Hertha BSC Strafermittlungsverfahren eingeleitet. Zwei Menschen wurden bei den Ausschreitungen verletzt. Das teilte die Berliner Polizei am späten Samstagabend mit: „Wir standen während des gesamten Spiels in Kontakt mit dem Veranstalter sowie dem Sicherheitsdienst und haben die Situation zu jeder Zeit bewertet.“

Aufgrund festgestellter Straftaten, unter anderen wegen des Einsatzes von Pyrotechnik, würden nun die nächsten Schritte erfolgen. Durch das Abfeuern von Pyrotechnik aus dem Gäste-Fanblock seien „nach aktuellem Stand“ ein Heim-Fan und ein Polizist verletzt worden, hieß es weiter.

Nach wiederholtem Zünden von Pyros in beiden Fanblöcken und mehreren Raketen aus dem Gäste-Sektor, die auf dem Spielfeld und auch auf der Tribüne gelandet waren, hatte Aytekin die Partie kurz nach der Pause unterbrochen.

Danach habe er mit den Trainern über die Lage gesprochen. „Letztendlich haben wir dann auch in Abstimmung mit der Polizei – da waren wir in sehr engem Kontakt – entschieden, das Spiel zu Ende zu bringen. Weil die Gesamtverantwortung für das Spiel und die Sicherheit im Raum stehen“, sagte Aytekin.

dpa