Max Verstappen gewinnt zum ersten Mal die Formel-1-WM – Mercedes-Protest abgewiesen

Max Verstappen hat zum ersten Mal den Fahrertitel in der Formel 1 geholt und Rekordweltmeister Lewis Hamilton entthront. Der 24 Jahre alte Niederländer machte seinen Triumph am Sonntag im Red Bull durch einen dramatischen Sieg beim Saisonfinale in Abu Dhabi perfekt.
Max Verstappen Ziel Weltmeister
Foto: AP Photo/Kamran Jebreili
Max Verstappen Ziel Weltmeister
Foto: AP Photo/Kamran Jebreili

In einem irren WM-Finale hat Max Verstappen seinem Rivalen Lewis Hamilton die WM-Krone auf den letzten Metern noch entrissen und zum ersten Mal die Weltmeisterschaft gewonnen. Als seine Chancen im Final-Thriller von Abu Dhabi am Sonntag schon so gut wie dahin waren, nutzte der Niederländer zwei Safety-Car-Phasen und kürte sich mit einer famosen Aufholjagd zum 34. Weltmeister der Geschichte. „Oh mein Gott, ich fasse es nicht“, schrie Verstappen in der Wüstennacht von Abu Dhabi über Funk.

Der 24 Jahre alte Niederländer zerstörte mit seiner Adrenalinfahrt die Hoffnung von Hamilton auf dessen achten Titel – der 36 Jahre alte Brite bleibt bei sieben wie Michael Schumacher.

Mercedes legt Einspruch ein – abgelehnt

Nach dem kontroversen Formel-1-Finale von Abu Dhabi mit dem neuen Weltmeister Max Verstappen haben die Stewards beide Proteste von Mercedes abgewiesen. Die Rennkommissare erachteten zwar beide Einsprüche Stunden nach dem Rennende als zulässig. Eine nachträgliche Strafe für Verstappen oder Red Bull gab es jedoch nicht. Der Niederländer wurde damit weiter als Rennsieger und auch Weltmeister gewertet. Ein weiteres Vorgehen von Mercedes gegen die Entscheidung der Stewards war aber nicht ausgeschlossen.

Die Silberpfeile hatten nach dem Grand-Prix-Sieg von Verstappen gleich zwei angebliche Regelbrüche im letzten Rennen des Jahres am Sonntag beanstandet. Beide Zwischenfälle bezogen sich auf die letzte Safety-Car-Phase kurz vor dem Ende, als Verstappen Hamilton schließlich doch noch überholen konnte und erstmals Weltmeister wurde.

Twitter (X)

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von Twitter (X) angezeigt werden.
Datenschutzseite

Einverstanden

Der erste Protest bezog sich darauf, dass Verstappen Hamilton regelwidrig während der Safety-Car-Phase überholt haben soll. Die Stewards bewerteten den Einspruch auch als zulässig und stimmten zu, dass der Niederländer «für einen sehr kurzen Zeitraum» leicht vor dem Briten gelegen haben soll. Zum Ende der Safety-Car-Phase habe dies aber nicht mehr zugetroffen.

In einem zweiten Protest monierte Mercedes den angeblich nicht korrekten Ablauf während der letzten Safety-Car-Phase. Im Kern ging es darum, dass das Safety Car hätte länger draußen bleiben müssen – dann wäre das Rennen hinter dem Wagen von Bernd Mayländer beendet worden und Hamilton Weltmeister geworden. Denn Überholen ist dann nicht mehr erlaubt. Die Stewards wiesen aber auch diesen Protest ab.

Verstappen gegen Hamilton – ein legendäres Duell

Es war ein Jahr der Grenzerfahrung. Die Formel 1 steuerte durch die nächste Corona-Saison – und in Verstappen vs. Hamilton fand sie das atemloseste Titelduell seit Jahren. In den 259 Tagen seit dem Start der Saison in Bahrain bekämpften sich die Ausnahmepiloten knallhart auf dem Asphalt – auch auf dem Yas Marina Circuit. Gift wurde versprüht zwischen dem niederländischen Frühreifen, 2016 in Spanien mit 18 Jahren und 228 Tagen jüngster Grand-Prix-Gewinner, und dem Formel-1-Aushängeschild aus England.

>> Hintergrund: Verstappen oder Hamilton? Wer holt sich heute die WM? <<

Silverstone, Monza, Dschidda – es krachte auch zwischen Verstappen und Hamilton. Vor dem Finale herrschte höchste Eskalationsgefahr: Crasht sich Verstappen zum ersten Titel? Die Ausgangslage war klar: Fallen beide punktgleichen Fahrer aus, wäre der Red-Bull-Mann wegen der höheren Zahl der Saisonsiege erstmals Weltmeister. „In 10, 20 Jahren werden die Leute auf diese WM zurückschauen und sich daran erinnern – ich auch“, meinte Verstappen über das Duell.

Erstmals seit 1974 punktgleich ins WM-Finale

Erstmals seit 1974 rasten zwei Piloten punktgleich ins Finale. Verstappen hob das Spannungslevel mit seiner Fabel-Pole am Samstag sogar nochmal an, Hamilton lauerte direkt dahinter. Dann dieser Start des Briten! Hamilton schoss förmlich davon, Verstappen rollte nur langsam los – eine Zehntelsekunde in der Reaktionszeit war nach dem Erlöschen der Roten Ampeln entscheidend.

Schon auf der ersten Runde in Kurve sechs attackierte der Niederländer am Limit, bremste extrem spät und ließ seinem Rivalen keinen Platz. Der Engländer musste den Kurs verlassen. Erst beklagte sich Verstappen, dass Hamilton die Strecke verlassen habe. Dann beklagte sich Hamilton, dass ihn Verstappen rausgedrängt habe. „Das ist unglaublich“, schimpfte Verstappen. Er sah sich nicht ansatzweise mitschuldig und flüchtete sich in die Opferrolle.

>> Hintergrund: Max Verstappen macht Liebe zu Ex von Rennfahrer-Kollege offiziell <<

Nach einem Bremsplatten in der Qualifikation ging Verstappen mit der weichsten Reifenmischung ins Rennen. Diese ist zwar schneller, baut aber auch schneller ab. Hamilton hatte die haltbareren Mediums am Mercedes. Verstappen wusste: Jetzt spricht alles gegen ihn. „Wir sind alle ein bisschen schockiert“, reagierte Red-Bull-Teamchef Christian Horner empört auf die Entscheidung der Rennleitung, den Fast-Crash nicht zu untersuchen.

Holländische Fans werden leise

Die vielen Fans in Orange auf den Tribünen wurden immer leiser. Denn nach dem verpatzten Start ihres PS-Stars ließen auch noch die Reifen nach – nicht überraschend. Der Plan, mit den Softs einen Vorsprung rauszufahren, schlug komplett fehl. In Runde 14 wechselte Verstappen als Erster die Gummis und stieg auf die härteste Mischung um. Mercedes reagierte einen Umlauf später, obwohl Hamilton noch hätte weiterfahren können. Ein Sicherheits-Boxenstopp – dem Gegner nur keinen möglichen taktischen Vorteil lassen.

Hamilton hatte nun Verstappens Geleitschutz Perez vor sich. Knapp zwei Runden lang hielt der Mexikaner hart dagegen, kostete den Mercedes-Mann rund sechs Sekunden, ehe dieser sich wieder an die Spitze setzte. „Checo ist eine Legende“, lobte Verstappen via Funk.

Nun war der Niederländer nur noch eine Sekunde hinter Hamilton, der sich aber anschließend wieder absetzen konnte. Dann ein Virtuelles Safety Car. Red Bull ging ins Risiko. Verstappen bekam in Runde 37 neue Mediums – Hamilton blieb aber draußen. Sein Vorsprung betrug nur noch 17 Sekunden. Und dieser schmolz! Aber nicht zu rapide.

In Runde 53 von 58 nun Safety-Car-Phase. Verstappen holte sich die schnellsten Gummis – Hamilton wurde wieder nicht reingeholt. „Das ist unglaublich, Leute“, schimpfte der Brite, dessen Stimme auf den letzten Kilometern längst nicht mehr so fest und entspannt wie gewohnt war. Nach der Rennfreigabe setzte sich Verstappen in einem unglaublichen Duell aber noch vor Hamilton. Der Titel!

>> Formel 1 2021: Rennkalender, TV-Übertragungen, Fahrer, Teams – alle Infos <<

dpa