Regel-Irrtum kostet Lewis Hamilton den Siegrekord von Michael Schumacher

Formel 1 in Russland: Auf den Siegrekord von Michael Schumacher muss Lewis Hamilton nach einem peinlichen Regel-Irrtum noch etwas warten.
Grand Prix von Russland Lewis Hamilton
Foto: Bryn Lennon/Pool Getty/dpa
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Auf den Siegrekord muss Lewis Hamilton noch etwas warten. In Sotschi handelt sich der Formel-1-Superstar schon früh unnötige Strafen ein und muss Platz eins seinem Teamkollegen überlassen.

Übel gelaunt ließ Lewis Hamilton nach dem verpassten Siegrekord den Champagner aus der Riesenflasche tröpfeln. Wegen verbotener Probestarts und knallharter Zeitstrafen hatte sich der Weltmeister am Sonntag in Sotschi schimpfend mit Platz drei begnügen müssen, nichts war es vorerst mit dem 91. Grand-Prix-Sieg und der Einstellung von Michael Schumachers Bestmarke.

„Es war nicht der tollste Tag für mich“, knurrte der Mercedes-Pilot, eher er sichtlich genervt die Podiums-Zeremonie über sich ergehen ließ. Den größten Pokal bekam diesmal sein Teamkollege Valtteri Bottas, Zweiter wurde Max Verstappen im Red Bull.

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Die Geschichte des Tages aber lieferte wieder einmal Hamilton mit seinem peinlichen Regel-Irrtum. Teamchef Toto Wolff bezeichnete das rennentscheidende Urteil der Kommissare als „weit hergeholt“, schloss aber einen nachträglichen Protest aus. „Es ist jetzt nicht mehr wichtig, ich nehme die Punkte, die ich bekommen habe“, sagte Hamilton nach der Zieldurchfahrt kurz angebunden. Die nächste Chance auf den Schumacher-Rekord bietet sich ihm in zwei Wochen am Nürburgring.

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In der WM-Gesamtwertung liegt der Silberpfeil-Star trotz des Patzers am Schwarzen Meer weiter komfortabel vorn. 44 Zähler beträgt sein Vorsprung auf den Finnen Bottas, der beim siebten Gastspiel der Formel 1 auf dem Olympia-Gelände von 2014 den siebten Mercedes-Erfolg einfuhr und sich auch die schnellste Rennrunde schnappte. „Ich muss jetzt versuchen, das Momentum zu bewahren. Ich werde weiter pushen und nicht aufgeben“, sagte der 31-Jährige.

Sebastian Vettel enttäuscht erneut im Ferrari

Für Sebastian Vettel war sein 250. Grand-Prix-Start einmal mehr ein Rennen zum Vergessen. Nach seinem heftigen Unfall am Vortag in der Qualifikation war der 33-Jährige nur von Rang 14 gestartet und kam in seinem unterlegenen Ferrari als überrundeter 13. an. „Ich hatte keine gute erste Runde, war dann festgesteckt im Verkehr und habe mir die Reifen kaputt gefahren“», sagte Vettel bei Sky. Zwischendurch habe er sich gar wie ein „Bremsklotz“ gefühlt.

Auch der Finne Kimi Räikkönen, der mit seinem 322. Rennen den Rekord von Rubens Barrichello einstellte, verpasste als 14. die Punkteränge.

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Im Mittelpunkt aber stand ohnehin Hamilton, der schon vor Rennbeginn für Aufregung sorgte. Mit zwei Probestarts an einer nicht dafür vorgesehenen Stelle rief er die Rennkommissare auf den Plan. Dennoch durfte der WM-Führende noch zum 96. Mal in seiner Karriere von der Pole Position losfahren.

Wie von ihm befürchtet, nutzte Teamkollege Bottas hinter ihm zunächst den Vorteil des Windschattens auf der langen Fahrt zur ersten Kurve. Der Finne zog an Verstappen vorbei und setzte sich auch neben Hamilton. Doch der Titelverteidiger konterte und war wieder vorn.

Dahinter krachte es. Der spanische McLaren-Pilot Carlos Sainz jr. kürzte eine Schikane ab, rumpelte dabei gegen die Barriere und schoss quer über die Strecke. Vettel konnte gerade noch ausweichen. Sein Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc kollidierte mit Lance Stroll, der Kanadier im Racing Point rauschte in die Begrenzung. Prompt rückte das Safety-Car aus.

Lewis Hamilton: „Wo steht das im Regelbuch?“

Nach sieben Runden wurde das Rennen wieder freigegeben. Hamilton entschied den Neustart clever für sich. Doch dann der Schock: Wegen seiner verbotenen Probestarts verdonnerten die Rennrichter den Mercedes-Star zu zwei Fünf-Sekunden-Strafen. „Was ist passiert? Wo steht das im Regelbuch?“, fragte Hamilton irritiert, als ihm am Boxenfunk das Urteil übermittelt wurde.

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Nach 17 Runden bog der sechsmalige Champion in die Boxengasse ab und verbüßte beim Reifenwechsel die Zeitstrafe. „Das ist lächerlich, Mann“, klagte Hamilton über die Zwangspause. Als Elfter kam er zurück auf die Strecke, der Sieg war damit außer Reichweite.

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Bottas kontrollierte bis zum Schluss ganz kühl das Geschehen an der Spitze, Verstappen konnte ihm nicht ganz folgen. Daran änderte sich auch nach den Boxenstopps der beiden nichts. „Ich habe getan, was ich konnte“, sagte Verstappen. Spannung gab es bestenfalls bei einigen Positionskämpfen im Mittelfeld. Dabei lieferte vor allem Vettels Stallrivale Leclerc eine starke Vorstellung und kämpfte sich mit guter Reifenstrategie von Startplatz elf auf Rang sechs.

Vettel selbst hingegen quälte sich einmal mehr. Auch das kleine Update bei der Aerodynamik an seinem Ferrari half offenbar nicht für das von ihm erhoffte bessere Fahrgefühl. Vettel wurde sogar noch überrundet. So dürfte beim Hessen kaum Vorfreude auf das Heimspiel in der Eifel in zwei Wochen aufkommen.

dpa