Beim 1. FC Köln ist kein weiterer Spieler positiv auf das Coronavirus getestet worden. Wie der Fußball-Bundesligist am Montag mitteilte, waren alle am Vortag durchgeführten neuerlichen Tests bei der Mannschaft sowie beim Trainer- und Betreuerstab negativ.
Nach zuvor positiven Befunden bei zwei Profis und einem Betreuer waren Zweifel am Geisterspiele-Plan der Bundesliga zur Fortsetzung der Saison aufgekommen. Alle drei Infizierten befinden sich in Quarantäne. Am Montagnachmittag wird die Mannschaft von Cheftrainer Markus Gisdol wieder in Gruppen trainieren.
Der frühere Spitzenfunktionär Wolfgang Holzhäuser hält den Plan zur Wiederaufnahme der Fußball-Bundesliga mit Geisterspielen durch die drei Coronavirus-Fälle beim 1. FC Köln nicht für gefährdet. „Ich sehe das ähnlich wie der 1. FC Köln. Nämlich, dass letztlich die drei Fälle entdeckt worden sind, weil flächendeckende Tests eingesetzt wurden“, sagte der einstige Geschäftsführer von Bayer Leverkusen der Deutschen Presse-Agentur.
Bestätigung des DFL-Sicherheitskonzepts?
Wenn man flächendeckend teste und die Beteiligten alle drei Tage Tests unterziehe, sei die Chance eine infizierte Person zu entdecken und sie zu isolieren größer. „Ich halte es deshalb für eine Bestätigung des Konzepts der Deutschen Fußball Liga“, sagte Holzhäuser. Bei den Rheinländern waren zuletzt drei Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden, sie mussten in 14-tägige Quarantäne.
Sportminister über Bundesliga-Neustart: Ein Corona-Fall – und das ganze Team muss in Quarantäne
Die DFL hofft am Mittwoch bei der Konferenz der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel auf die Entscheidung, die Bundesliga-Spielzeit noch im Mai ohne Zuschauer fortsetzen zu können.
NRW-Innenminister Reul bleibt optimistisch
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul hat seine positive Grundhaltung zu möglichen Geisterspielen der Fußball-Bundesliga in der Coronavirus-Krise bekräftigt. Der Plan der Deutschen Fußball Liga muss sich aber aus Sicht des CDU-Politikers in der Realität beweisen. „Das Konzept ist schlüssig, ob es funktioniert, weiß man immer erst nachher“, sagte Reul bei „Radiowelt“ auf Bayern 2 am Montag. „Man kann das Risiko kalkulieren und auf der anderen Seite muss auch jeder Beteiligte wissen, wenn es da Probleme gibt, dass dann so eine Geschichte auch wieder abgebrochen werden kann.“
Die DFL hofft darauf, die derzeit unterbrochene Saison mit Geisterspielen fortsetzen zu können und hat dafür ein Konzept zu Hygiene und Sicherheit vorgelegt. „Wenn man die Menschen so praktisch isoliert, permanent testet, dann kann das sein, aber wissen tue ich das jetzt auch noch nicht“, sagte Reul über die Erfolgschancen.
Nächster Plan für den Neustart: Bundesliga-Profis sollen mit Masken spielen
Zum positiv getesteten Trio, das in 14-tägige Quarantäne musste, während das übrige Team weiter in Gruppen trainiert, sagte der Politiker: „Ja, das ist doch bei anderen Menschen auch so. Es werden nicht alle in Quarantäne gesetzt, sondern diejenigen, bei denen dieser Nachweis geführt worden ist.“
Die „schwierigste Frage“ ist aus Sicht des NRW-Innenministers, was bei möglichen Fanaufläufen vor Stadien und in Städten passieren werde. „Das wird für die Polizei eine große Herausforderung sein, weil nicht nur an einer Stelle, sondern an mehreren Stellen, werden Ansammlungen sein“, sagte Reul. „Wir werden da auch sicherlich einige Anzahl an Polizisten benötigen.“
Ist eine schnelle Wiederaufnahme „naiv“?
Doch es gibt auch kritische Stimmen. Debatten gibt es vor allem über die Quarantäne-Regel für Fußballprofis. Zudem hat mit Kölns Mittelfeldspieler Birger Verstraete erstmals ein Spieler öffentlich Bedenken und Ängste geäußert. Eine schnelle Wiederaufnahme der Saison hält der 26 Jahre alte Belgier für „naiv“.
Tim Meyer, Leiter der Task Force der Deutschen Fußball Liga, räumte am Wochenende eine Rest-Anfälligkeit des Hygiene-Konzepts der DFL ein. „Wenn es zu viele positive Fälle gibt, kann dieses System sicherlich ins Wanken geraten. Das ist gar keine Frage“, sagte der Nationalmannschaftsarzt bei Sport1. Deswegen sei „extreme Disziplin“ aller Beteiligten auch abseits des Spielfeldes wichtig.
Corona – diese Bundesliga-Spieler wissen nicht, wie es weitergeht
Nach „kicker“-Recherchen fielen die ersten Untersuchungen auf das Coronavirus bei mindestens 14 Bundesligisten negativ aus. Nach den bekannt gewordenen positiven Resultaten in Köln sei die Situation „nur noch an drei Standorten undurchsichtig“, schrieb der „kicker“ am Sonntagabend. Die Ergebnisse beim FC Augsburg seien noch nicht bekannt; Borussia Mönchengladbach und RB Leipzig wollen demnach „keine Zwischenergebnisse zwischen den Testreihen bekanntgeben beziehungsweise sich nur im Wochenrhythmus äußern“, hieß es.
„Einige positive Fälle bei Bundesliga-Tests erwartet“
Da fast 2000 Personen in der Bundesliga getestet worden seien, habe man „einige positive Fälle erwartet“, sagte Meyer: „Ich möchte nicht ausschließen, dass es weitere gibt.“ Es sei natürlich auch möglich, dass zunächst negativ getestete Spieler „nachträglich positiv werden. Das ist auch einer der Gründe, warum wir wiederholt testen.“ Beim geplanten Einstieg ins Mannschaftstraining dürfen nur zweimal negativ getestete Spieler teilnehmen. Es gebe, so Meyer, „kein einhundertprozentiges System, das war auch kein realistisches Ziel“.
Beim 1. FC Köln waren zwei Spieler und ein Betreuer positiv getestet worden. Das Trio war in Abstimmung mit dem zuständigen Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt worden. Der Rest des Teams setzt das Training wie bisher in Kleingruppen fort. Dies ist auch im medizinischen Konzept der DFL für den Neustart der Bundesliga so vorgesehen. „Die sogenannte häusliche Absonderung ist nur für Personen der Kategorie 1 vorgesehen. Nicht wir, sondern das Gesundheitsamt bewertet, auf wen dies zutrifft“, sagte Kölns Mannschaftsarzt Paul Klein.
1. FC Köln plant „quarantäne-ähnliches Trainingslager“
Am Sonntagabend teilte der FC mit, dass man im Fall der Fortsetzung der Saison plane, ein „quarantäne-ähnliches Trainingslager“ zu beziehen. „Der 1. FC Köln wird einen möglichen Einstieg ins Mannschaftstraining freiwillig unter den Bedingungen eines Trainingslagers absolvieren“, teilte der Club mit. Zuvor hatte die „Bild“ von den Plänen berichtet. Die Rheinländer hätten neben Hotels auch die Sportschule Hennef südöstlich von Siegburg geblockt.
Die Bundesligisten hatten in der Hoffnung, an diesem Mittwoch nach der Konferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten die Genehmigung für den Liga-Start noch im Mai zu bekommen, am Donnerstag mit Corona-Tests aller Spieler und Betreuer begonnen. „Wir sehen jetzt im Alltag, dass unser Konzept frühzeitig Risiken erkennt und reduziert“, betonte Meyer.
Birger Verstraetes Rolle rückwärts beim 1. FC Köln
„Ich fand es, ehrlich gesagt, ein bisschen bizarr“, sagte der belgische Mittelfeldspieler Verstraete dem TV-Sender VTM auf die Frage, warum er nicht in Quarantäne sei. „Der Physiotherapeut ist der Mann, der mich und andere Spieler wochenlang behandelt hat. Und mit einem der beiden fraglichen Spieler habe ich am Donnerstag im Fitnessstudio ein Duo gebildet“, sagte Verstraete in dem Interview, über das „Het Laatste Nieuws“ berichtete.
Weil Eurosport nicht zahlt: Keine Freitagsspiele im Fernsehen?
Es sei daher „nicht ganz richtig“, dass kein anderer aus dem Team der Kölner mit den Betroffenen in Kontakt gekommen sei. Verstraetes Freundin zählt wegen einer Herz-Vorerkrankung zur Risikogruppe. „Ich will, dass erst jeder wieder gesund ist und dann erst wieder Fußball spielen“, betonte er.
Am Sonntag verschickte der FC eine ausführliche Pressemitteilung mit Erläuterungen zu dem Vorgang. „Nachdem die drei positiven Fälle in unserem Kreis bekannt wurden, habe ich einem Interview über meine persönlichen Sorgen vor einer Ansteckung meiner Freundin berichtet. Dabei habe ich mich an einigen Stellen falsch ausgedrückt, so dass in der Übersetzung ein missverständlicher Eindruck entstanden ist, der mir leid tut“, wurde Verstraete zitiert.
dpa