DFB-Elf läuft mit „Human Rights“-Shirts auf – Fans kritisieren „leere Worte“

Vor dem Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Island ist die DFB-Elf mit "Human Rights"-Shirts aufgelaufen. Vielen Fußball-Fans ist das aber nicht genug, sie fordern einen Boykott der WM 2022 in Katar.
Deutschland - Island Human Rights Shirts
Foto: Tobias Schwarz/AFP-Pool/dpa
Foto: Tobias Schwarz/AFP-Pool/dpa

Im Rahmen des ersten Qualifikationsspiels für die WM 2022 in Katar hat die deutsche Nationalmannschaft ein Zeichen für die Menschenrechte setzen wollen. Vor dem Spiel ist die DFB-Elf mit „Human Rights“-Shirts aufgelaufen – Kritik gibt es für die Aktion auf Social Media aber jede Menge.

Sportlich war es ein ordentlicher Auftakt in die WM-Qualifikation 2022 – gegen Island hat die DFB-Elf im ersten Spiel nach der Abschiedsankündigung von Joachim Löw einen 3:0-Sieg eingefahren.

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Wofür das aber? Die WM in Katar steht im Winter 2022 an und immer mehr Menschen rufen dazu auf, das Turnier zu boykottieren. Grund dafür sind die Umstände, in denen die WM auf die Beine gestellt wurde – im Mittelpunkt steht dabei die Zahl 6500. Das ist die Zahl der versklavten Arbeiter, die bereits für die WM im Wüstenstaat ums Leben gekommen sind.

Bereits am Mittwoch war die Aktion der norwegischen Nationalmannschaft um BVB-Stürmer Erling Haaland um die Welt gegangen – sie kamen mit „Human Rights – on and off the pitch“-Shirts („Menschenrechte – auf und abseits des Platzes“) auf den Rasen.

https://twitter.com/footballdaily/status/1374841408473939969

Eine ähnliche Aktion hat es am Donnerstag von der deutschen Nationalmannschaft gegeben. Jeder der elf Spieler hatte auf einem T-Shirt einen Buchstaben der Wörter „Human Rights“ aufgemalt und in der richtigen Reihenfolge ließen sich die Spieler ablichten.

Der offizielle Social-Media-Account der Nationalmannschaft postete das Bild mit einem Ausrufezeichen-Emoji und dem Hashtag „HUMANRIGHTS“. Wo die Beteiligten offenbar ein Zeichen setzen wollten, kam diese Aktion längst nicht bei allen gut an.

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Schnell gab es viel Kritik, Häme und Spott über Social Media. Insbesondere das Wort „Doppelmoral“ fiel häufig – vielen stieß negativ auf, dass die Spieler indirekt Kritik an einem Turnier äußerten und das direkt vor einem Spiel, bei dem sie sich für eben jenes Turnier qualifizieren wollen.

https://twitter.com/ChrisReichFoto/status/1375180030515482631

Was wollen die Fans? Viele von ihnen wirkliche Konsequenzen in Form des Boykotts der WM:

https://twitter.com/flokes23/status/1375202067615191047

„Sonst sind das nur leere Worte“:

https://twitter.com/Faboss2000/status/1375174461922684932

Wem die inhaltliche Kritik noch nicht genug war, für den gibt es hier noch Häme:

https://twitter.com/Peter_Ahrens/status/1375344048056188929

Viele schossen sich dazu noch auf die fünf Bayern-Spieler in der Startelf ein, da der deutsche Rekordmeister bekanntermaßen enge Beziehungen zu Katar pflegt und dort in der Regel sein Wintertrainingslager bestreitet:

https://twitter.com/looper_loop/status/1375323581756940293

Eben einer dieser Bayern-Spieler, Leon Goretzka, äußerte sich nach dem Spiel bei RTL zu der Aktion: „Wir haben natürlich die WM vor uns. Darüber wird immer wieder diskutiert. Das möchten wir der Gesellschaft klarmachen, dass wir das nicht ignorieren. Dass wir ganz klar sagen, was für Bedingungen da herrschen müssen.“

„Die Spieler haben es am Spieltag noch größtenteils selber auf die Trikots gezeichnet und geschrieben“, berichtete Bundestrainer Löw von der Vorbereitung der Aktion, von der er unterrichtet war, sie aber nicht angeregt hatte. „Es sollte einfach auch mal ein erstes Zeichen von der Mannschaft sein, dass wir für alle Menschenrechte, egal wo auf der Welt, einstehen, dass das unsere Werte sind.“

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Von Seiten des Weltverbandes FIFA, der ja für die Vergabe der WM und die Durchführung des Qualifikation dafür zuständig ist, wird es für die Aktion keine Strafe geben – dasselbe gilt übrigens auch für Norwegens Aktion.

„Die FIFA glaubt an die Meinungsfreiheit und an die Kraft des Fußballs, den positiven Wandel voranzutreiben“, teilte der Weltverband am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mit. Wir sind natürlich gespannt, ob weitere Aktionen der deutschen Nationalmannschaft folgen und womöglich der Boykott nicht nur ein frommer Wunsch vieler Fußball-Fans bleibt.

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mit Agenturmaterial (dpa)