Darts-WM: Wright, van Gerwen oder Price – wer holt den Titel?

Bei der Darts-WM blickt die ganze Welt auf Weltmeister Peter Wright. Seine größten Konkurrenten sind Michael van Gerwen und Gerwyn Price.
Darts-Weltmeister Peter Wright
Foto: Jörg Carstensen/dpa
Foto: Jörg Carstensen/dpa

Ab diesem Dienstag schaut die ganze Darts-Welt auf einen 50 Jahre alten Mann mit bunten Haaren und bunten Hosen. Wenn Paradiesvogel Peter Wright die gigantische Bühne im Alexandra Palace von London betritt, würden viele Zuschauer eher an eine kreierte Bühnenfigur als an einen austrainierten Leistungssportler denken.

Doch der von seiner Frau stets akkurat und kunterbunt frisierte Wright, Spitzname „Snakebite“ (Schlangenbiss), ist beides und spätestens seit seinem Weltmeister-Titel im Vorjahr hauptsächlich dafür bekannt, wie aus einem kleinen Jungen, der einst Pfeile auf Baumstämme warf, der beste Darts-Spieler der Welt wurde.

Wright ist ein Musterbeispiel dafür, warum die Trendsportart an der Scheibe in den vergangenen Jahren so einen Sprung gemacht hat und auch hierzulande in der Weihnachtszeit bis zu zwei Millionen Menschen an die Fernsehgeräte lockt. Am Dienstag (ab 19 Uhr/Sport1 und DAZN) beginnt die WM in London, die trotz Corona vor 1000 Fans pro Session stattfinden darf. Und wenn die Darts-Fans nur den Namen Peter Wright hören, dann wissen sie: Irokesenschnitt, Tattoos, wilder Bühnentanz, Hochstimmung. Der Wiedererkennungswert ist riesig.

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Im als Party-Tempel längst bekannten „Ally Pally“ geht es diesmal aber um mehr als 2,5 Millionen Euro und die 23 Kilogram schwere Sid-Waddell-Trophy. Champion Wright, der bisherige Primus Michael van Gerwen und der walisische Muskelprotz Gerwyn Price kämpfen auch um Weltranglistenplatz eins, auf den van Gerwen zuletzt ein sieben Jahre langes Dauerabo hatte. Die Formel ist einfach: Wer Weltmeister wird, ist ab 4. Januar auch Weltranglistenerster.

van Gerwen laut Buchmachern Favorit auf den WM-Titel

„Mighty Mike“, wie van Gerwen genannt wird, deutete seine Krise mit vielen unerwarteten Niederlagen in diesem schwierigen Corona-Jahr zu einer Chance für sich selbst um. „Es wird ein größerer Druck auf den anderen Spielern lasten, mich bei der WM zu schlagen. Weil sie immer noch gegen mich spielen“, sagte er bei Sport1. Auf die Frage, warum der Niederländer derzeit noch als Favorit für die Turniere geführt werde, antwortete sein Herausforderer Price jüngst frech: „Die Buchmacher haben momentan wohl mehr Angst vor Michael als wir.“

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Zu wenig Selbstbewusstsein hat definitiv keiner der drei Stars. Nicht van Gerwen, der früher sein Geld als Fliesenleger verdiente und nun Millionen als Profisportler kassiert. Den Deutschen, die noch immer nicht in der Weltspitze vertreten sind, rät er, auch mal auf Darts zu schauen und nicht immer nur auf Fußball.

Aber auch nicht der amtierende Team-Weltmeister Price, der früher als Rugby-Profi ganz andere Sitten gewohnt war und dies auch beim Darts noch gerne zeigt. Der kunterbunte Wright, der mit seiner Frau Joanne zurückgezogen auf einem Bauernhof lebt und früher Autoreifen sowie Fenster reparierte, wirkt da trotz seiner besonderen Optik fast noch am gewöhnlichsten.

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Anders als sonst, wenn die Fans als Teletubbies, Homer Simpson oder Donald Trump im Alexandra Palace erscheinen, wird es diesmal keine Kostüme geben und auch keine Gesänge. Weil zur WM diesmal nur Briten kommen dürfen, müssen die deutschen Fans in ihren Wohnzimmern verfolgen, ob einer aus dem Trio Gabriel Clemens, Max Hopp und Nico Kurz den ersten deutschen Achtelfinaleinzug in der Geschichte des Turniers vollbringt. „Der Standard war vor fünf Jahren nicht so hoch wie jetzt. Das deutsche Darts ist auf einem sehr guten Weg“, äußerte Hopp. Auf ihm lasten traditionell die höchsten Erwartungen.

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Neben Wrights bewegender Weltmeister-Geschichte lag der Fokus im vergangenen Jahr vor allem auf Fallon Sherrock. „The Queen of the Palace“ verzückte mit den ersten beiden Siegen einer Frau bei einer WM, ihre märchenhafte Geschichte schaffte es bis in die „New York Times“. 2021 ist die Engländerin Sherrock nicht qualifiziert, dafür sind ihre beiden Landsfrauen Lisa Ashton und Deta Hedman dabei.

Was Gleichberechtigung angeht, sieht Sherrock ihren Sport als vorbildlich an. „Meiner Meinung nach werden wir genauso behandelt wie Männer, und ich würde das nicht anders wollen. Ich hatte immer das Gefühl, dass wir alle auf Augenhöhe sind, wenn ich an Events teilgenommen habe“, sagte die 26-Jährige der dpa.

dpa