Wie geht es weiter mit der Fußball-Bundesliga? Und: Geht es überhaupt weiter? In der Corona-Krise sind viele Fragen offen. Ein mögliches Szenario sind Geisterspiele. Doch auch das sieht ein Experte kritisch.
Der Virologe Ulf Dittmer sieht dem Vorhaben der Fußball-Bundesliga, die Saison in der anhaltenden Corona-Krise mit Geisterspielen zu beenden, mit gemischten Gefühlen entgegen.
Für unproblematisch hält er Pläne, nur rund 250 Beteiligte pro Partie in das Stadion zu lassen. Andere angeblich angedachte Maßnahmen bewertet der Direktor des Essener Instituts für Virologie in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur jedoch kritisch.
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So äußerte er Zweifel, ob die angeblich alle drei Tage geplanten Tests von Profis und Betreuern auf das Corona-Virus „ethisch vertretbar“ sind: „Wir haben keine unendlichen Testkapazitäten. Wir müssen unsere Tests so vernünftig einsetzen, dass sie denjenigen Personen, die sie wirklich benötigen, zugute kommen. Das sehe ich sehr kritisch, wenn sich die Ressourcen für die Tests nicht deutlich verbessern“, sagte Dittmer.
Was passiert bei einem positiven Test?
Die größten Probleme sieht er für den Fall eines positiv getesteten Profis. „Wenn man 90 Minuten Fußball spielt, gibt es so viele enge Kontakte, dass man sagen müsste, dass die Personen aus der Kontaktgruppe 1 eines Infizierten – so nennt man die Gruppe mit der höchsten Gefährdung – in Quarantäne gehen. Das ist das Vorgehen der allermeisten Gesundheitsämter“, sagte Dittmer.
Sportökonom Christoph Breuer hält in Zeiten der Corona-Krise eine Sonderrolle für die Fußball-Bundesliga ebenfalls nicht für gerechtfertigt. „Mein Kopf bestätigt dies, auch wenn mein Herz es bedauert. Fußball ist ein Teil der Unterhaltungsindustrie, doch er ist substituierbar – auch als Werbeplattform“, sagte der Professor der Sporthochschule in Köln der „Welt“ (Mittwoch).
Aus Sicht der Deutschen Fußball Liga müsse der Ball allerdings schnell wieder rollen, da sich eine Reduzierung der Kosten schwierig gestalte. Die Ausgaben der Vereine würden durch bestehende Verträge langfristig weiter existieren, auf der Einnahmeseite kurzfristig jedoch eine Lücke bestehe. „In meinem Institut haben wir hochgerechnet, dass die beabsichtigte Reduzierung bei den Gehältern im bestmöglichen Szenario bei Weitem nicht ausreicht. Zehn bis 20 Prozent sollen durch den Verzicht der Profis eingespart werden. Es müssten nach unseren Berechnungen im Schnitt aber 40 Prozent sein“, sagte Breuer.
Der Spielbetrieb im deutschen Profi-Fußball ruht aufgrund der Coronavirus-Pandemie derzeit bis mindestens Ende dieses Monats. Am 23. April wollen die Clubs das weitere Vorgehen während einer Mitgliederversammlung beraten. Das erklärte Ziel ist, die Saison bis zum 30. Juni abzuschließen. Entscheidend sind dabei die Vorgaben aus der Politik. Am Mittwoch steht eine möglicherweise wegweisende Konferenz von Bund und Ländern an.
dpa