„Vog“ bedroht die Insel-Gruppe: Urlaub auf Hawaii jetzt absagen?

Der Vulkan Kilauea spuckt auf Hawaii seit Wochen nicht nur Lava und Asche. Wissenschaftler warnen vor der Luftverschmutzung "Vog". Müssen Urlauber passen?
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Der Vulkan Kilauea spuckt seit Wochen nicht nur Lava und Asche. Wissenschaftler warnen nun verstärkt auch vor „Vog“, einer vulkanisch verursachten Luftverschmutzung. Viele Menschen in der Region klagen bereits über Atembeschwerden.

Bisher waren die Winde günstig. Der Großteil des „sauren Nebels“ wurde aufs Meer hinausgetrieben. Doch die hawaiianischen Behörden sind alarmiert. Denn die am Gipfel des Kilauea gemessenen Schwefeldioxid-Werte sind deutlich gestiegen. Und der Wind könnte schon bald nachlassen. In vielen Bereichen der Insel droht dann „Vog“.

Das örtlich verbreitete Kunstwort ist eine Zusammensetzung aus „Vulkan“ und „Smog“. Auslöser der vulkanischen Luftverschmutzung sind die vom Kilauea ausströmenden Gase. In der Atmosphäre reagieren diese mit Sauerstoff, Sonnenlicht und Luftfeuchtigkeit sowie mit anderen Gasen und Partikeln. Nach Angaben des Interagency Vog Dashboard kann sich dabei innerhalb von wenigen Tagen oder gar Stunden eine gut sichtbare Dunstschicht bilden.

Kilauea ist einer der aktivesten Vulkane

Messungen der Behörde United Staates Geological Survey zeigen, dass sich der Ausstoß von Schwefeldioxid seit dem jüngsten Ausbruch des Kilaueas mehr als verdoppelt hat. Während es vor dem 3. Mai am Gipfel des Vulkans, der zu den aktivsten der Welt zählt, täglich etwa 5500 Tonnen waren, sind es nun schon etwa 13 500 pro Tag. Auch in mehreren Kilometern Entfernung verfolgen die Menschen daher nun mit großer Sorge jede Veränderung des Windes.

„Inzwischen sind fast alle von irgendwelchen Symptomen betroffen“, sagt der Arzt und Politiker Josh Green, der in diesen Tagen in den auch von offenen Lavaströmen bedrohten Teilen der Insel Hilfe leistet. Personen, die generell gesund seien, würden etwa über brennende Augen sowie über Kopf- und Halsschmerzen klagen. Wer ohnehin an Asthma oder an anderen Atemwegsbeschwerden leide, müsse nun oft in stationäre Behandlung.

Am Dienstag sei der „Vog“ besonders schlimm gewesen, sagt die Mutter des Arztes, Natasha Green. „Das Atmen fällt auf einmal sehr schwer“, betont sie. Im Moment nutze sie daher ein Inhaliergerät, das sie normalerweise nicht benötige. Außerdem müsse sie seit einigen Tagen oft husten. Früher habe sie mal geraucht. „Das ist vermutlich also Teil des Problems“, sagt sie.

Abhängig vom Wind kann sich der „Vog“ nicht nur auf der gesamten Hauptinsel von Hawaii ausbreiten. Der gesundheitsschädliche Nebel kann auch bis zu den anderen Inseln der Inselgruppe reichen – und darüber hinaus. Laut Vorhersage des Nationalen Wetterdienstes der USA wird der Wind zum Wochenende aber nachlassen. Spätestens dann könnte es im unmittelbaren Umfeld des Vulkans kritisch werden.

Hawaii-Urlaub: absagen oder nicht?

Inzwischen sind auch viele Touristen beunruhigt, wenngleich die Sorge in manchen Fällen übertrieben sein mag. „Mein Telefon klingelt fast ohne Pause“, sagt Steven Businger, Leiter des Instituts für Atmosphärenforschung an der University of Hawaii. „Eine ältere Dame aus Minnesota möchte wissen, ob sie ihren Urlaub absagen sollte – solche Dinge.“ Dieser Frau habe er gesagt, sie könne ruhig kommen, da ihr Ferienort Waikoloa nicht vom „Vog“ betroffen sei.

Aktuelle Daten zu verschiedenen Orten rings um den Kilauea stellt Businger auch auf der Internet-Seite des Vog Measurement and Prediction Project zur Verfügung. Generell sei die „Vog“-Gefahr durch die erhöhten Emissionen in den vergangenen Tagen stark gestiegen, sagt Lisa Young von der hawaiianischen Gesundheitsbehörde.

Für Bruce Corker, der in dem Küstengebiet Kona Kaffee anbaut, ist die Beeinträchtigung bisher vor allem visueller Natur. Wenn er von seiner Farm aus auf die Kailua Bay schaue, könne er kaum noch das Meer erkennen, sagt er. Denn das Wasser habe derzeit die gleiche graue Farbe wie der Himmel. Atemprobleme habe er aber nicht. „Auswirkungen auf die Lungen spüre ich keine. Riechen tue ich auch nichts.“ Der im südlichen Kalifornien aufgewachsene Corker vergleicht den „Vog“ auf Hawaii mit „Smog in Los Angeles“.

Der pensionierte Fotojournalist Chris Stewart kann dem gefährlichen Naturphänomen auch etwas Gutes abgewinnen: Die Farben des Sonnenuntergangs werden durch den „Vog“ intensiver – wie sehr, hängt allerdings stets von der aktuellen Dichte des vulkanischen Nebels ab. „An manchen Tagen ist er fein genug, um die Sonne durchscheinen zu lassen“, sagt er. „An anderen Tagen gehen wir einfach rein, weil man sie überhaupt nicht sieht.“

(dpa)