Corona-Ausbruch in Österreich: Bloß kein zweites Ischgl in St. Wolfgang

Nach den vielen Infektionen im Tiroler Skigebiet Ischgl wollte es Österreich im Sommer besser machen. Nun ist ein bekannter Sommerfrische-Ort betroffen.
Coronavirus Österreich St. Wolfgang
Foto: Barbara Gindl/apa/dpa
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Nach den vielen Infektionen im Tiroler Skigebiet Ischgl wollte es Österreich im Sommer besser machen. Nun ist ein bekannter Sommerfrische-Ort betroffen. Gegenmaßnahmen sind angerollt.

Mit Hunderten von Tests haben Behörden auf einen Corona-Ausbruch im beliebten oberösterreichischen Touristenort St. Wolfgang reagiert. Die Zahl der Corona-Infektionen in Tourismusbetrieben in StWolfgang in Oberösterreich ist um neun auf mindestens 53 gestiegen. Wie die Behörden berichteten, sind inzwischen alle 628 Tests vom Samstag ausgewertet. Die Ergebnisse von 419 weiteren Tests vom Sonntag fehlten am Montag zunächst noch.

Bei den Infizierten handelt es sich nach Angaben der Gesundheitsministerin des Landes Oberösterreich, Christine Haberlander, um 52 Mitarbeiter und einen Gast. Der betroffene Gast stamme aus dem österreichischen Bundesland Burgenland, sagte Tourismuschef Hans Wieser. Demnach sind viele der Infizierten junge Praktikanten in Tourismusbetrieben, doch auch zumindest ein Feriengast wurde positiv getestet.

Einwohner, Gäste und Tourismusmitarbeiter wurden gebeten, am Samstagabend in ihren Unterkünften zu bleiben. Die Sperrstunde wurde mit 23 Uhr festgelegt. „Es gibt dort und da Absagen und Stornierungen“ von Buchungen, sagte der Chef des Tourismusverbandes Wolfgangsee, Hans Wieser, der dpa. Auch seien vereinzelt Gäste vorzeitig abgereist. St. Wolfgang ist der wichtigste Touristenort Oberösterreichs, mit mehr als 400.000 Übernachtungen im vorigen Jahr. In einer normalen Saison sind rund ein Drittel der Gäste Deutsche.

Am Freitag waren die ersten Infektionen öffentlich bekannt geworden. Der Leiter der Bezirksbehörde, Alois Lanz, verteidigte am Samstag das Verhalten der Praktikanten, die in mehreren Lokalen gefeiert hatten und sich dort angesteckt haben könnten. „Das haben wir alle gerne gemacht in unserer Jugend“, sagte er dem Radiosender Ö1. Auch Wieser pflichtete ihm bei: „Es gibt von unserer Seite keine Vorwürfe. Als junger Mensch geht man nicht um ein Uhr ins Bett.“

Allerdings wurden am Freitag zwei Bars geschlossen um weiteren Infektionen vorzubeugen. Der Tourismusverband startete eine Informationskampagne, um junge Mitarbeiter für die Gefahren von Covid-19 zu sensibilisieren. Ab Samstag wurden dann Hunderte von Angestellten, Urlaubern und Einheimischen getestet. Zusätzlich wurden alle Gäste kontaktiert, die ab 15. Juli in St. Wolfgang waren.

Der Ausbruch weckt Erinnerungen an den österreichischen Ski- und Partyort Ischgl in Tirol, der in der Anfangsphase der Pandemie ein Zentrum der Corona-Ausbreitung in ganz Europa war. Insgesamt sind in Österreich aktuell mehr als 1500 Menschen mit dem Virus infiziert. Schwerpunkte bei den Neuinfektionen sind Wien und Oberösterreich.

Die Kurve bei den Neuinfektionszahlen hat sich in Österreich jüngst wieder abgeflacht. Zuletzt wurden 86 neue Fälle binnen 24 Stunden gemeldet. Insgesamt sind in Österreich aktuell 1600 Menschen infiziert. Davon sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums 80 im Krankenhaus, 16 davon auf der Intensivstation.

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dpa