Wahl-O-Mat: So funktioniert das Tool zur NRW-Landtagswahl 2022

Wen soll ich wählen? Diese Frage stellen sich derzeit viele Deutsche vor der Landtagswahl. Doch es gibt Hilfe! Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) hat den Wahl-O-Mat für die Landtagswahl freigeschaltet. Aber wie funktioniert das Tool eigentlich?
Wahl-O-Mat NRW 2022
Ein Mann blickt auf die Startseite des Wahl-O-Mat für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Foto: Oliver Berg/dpa
Ein Mann blickt auf die Startseite des Wahl-O-Mat für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Foto: Oliver Berg/dpa

Es gibt Hilfe für die noch unentschlossenen Wählerinnen und Wähler bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Der Wahl-O-Mat kann diesen Menschen eine wichtige Entscheidungshilfe bieten . Dreieinhalb Wochen vor der Wahl am 15. Mai ist das populäre Online-Instrument der Bundes- und der Landeszentrale für politische Bildung an den Start gegangen. Wir erklären das Tool und seine wichtigsten Funktionen.

Wen soll ich nur wählen? Und was wünsche ich mir überhaupt von den Parteien? Eine Hilfestellung für Wählerinnen und Wähler bietet der Wahl-O-Mat. Nutzer bekommen 38 politische Thesen präsentiert und können auswählen: „stimme zu“, „stimme nicht zu“ und „neutral“.

Letzteres kann entweder heißen, dass man weder zustimmt noch widerspricht. Oder dass man zu der Aussage keine Meinung hat. Die eigenen politischen Haltungen werden dann mit den Positionen der Parteien abgeglichen.

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Wahl-O-Mat: Wen soll ich wählen?

Anhand von 38 Thesen können die Wähler ihre politische Haltung mit den Parteiprogrammen abgleichen. Dazu gehören etwa die Kohleverstromung, der Ausbau von Radwegen, die Videoüberwachung öffentlicher Plätze, Sonntagsöffnungen von Geschäften, kostenfreier öffentlicher Nahverkehr und ganz aktuell auch Russlands Krieg in der Ukraine. So wird zum Beispiel die Haltung zu deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine oder die Sanktionen gegen Russland abgefragt. 28 von 29 zur NRW-Wahl zugelassene Parteien hätten sich am Wahl-O-Mat beteiligt, sagte Guido Hitze, Leiter der Landeszentrale für politische Bildung NRW, in Düsseldorf.

Der Wahl-O-Mat ist über die Jahre immer beliebter geworden. Wurden beim ersten Einsatz in NRW im Jahr 2005 noch 315 000 Nutzungen verzeichnet, waren es bei der Landtagswahl 2017 schon mehr als 2,6 Millionen Aufrufe. Hitze rechnet bei der jetzt anstehenden Wahl mit noch höheren Nutzerzahlen. Rund 13 Millionen Wahlberechtigte dürfen am 15. Mai im bevölkerungsreichsten Bundesland den neuen NRW-Landtag wählen.

Ursprünglich wurde der Wahl-O-Mat als Online-Format für Erstwähler konzipiert – auch um die Wahlbeteiligung bei den jungen Menschen zu erhöhen, erklärte Cemile Giousouf von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Parteiprogramme würden manchmal als schwer verständlich empfunden. Für manche Menschen sei es nicht einfach nachzuvollziehen, wo sich die Parteien unterschieden. Erstmals biete der Wahl-O-Mat jetzt auch eine Vorlesefunktion und Videos in Gebärdensprache.

Wahl-O-Mat: Was ist entscheidend für das Ergebnis?

Neu war bei der Bundestagswahl 2021 die Option „Tuning“. Hierbei kann man seine Positionen und Gewichtungen nachträglich ändern und sieht, wie sich das auf das Ergebnis auswirkt. Nach dem Motto: Welches Thema führt denn genau dazu, dass ich dieser oder jener Partei zuneige? Ebenfalls neu ist ein „Parteienvergleich“. Dort erfährt man, bei welchen Themen die Parteien übereinstimmen oder auseinandergehen.

Besonders hilfreich: Unter „Begründungen“ erfahren Wählerinnen und Wähler, warum genau die Parteien einzelne Thesen begrüßen oder ablehnen. Denn jede Position lässt sich ja prinzipiell aus ganz unterschiedlichen Gründen vertreten oder kritisieren.

Dieses Feature ist auch deshalb sinnvoll, weil die Thesen allein teils unpräzise sind, was dem Format geschuldet ist. Beispiel: „Die Möglichkeiten der Vermieterinnen und Vermieter, Wohnungsmieten zu erhöhen, sollen gesetzlich stärker begrenzt werden.“ Hier bleibt offen, welche konkreten Mittel die Politik dabei haben soll.

Wahl-O-Mat: Empfehlung oder Information?

Der Wahl-O-Mat soll dem bpb zufolge keine Empfehlung sein, sondern informieren und Wählerinnen und Wähler an die Wahlprogramme heranführen. Eine Redaktion aus Jungwählerinnen und -wählern sowie diversen Experten haben die Thesen aufgestellt und den Parteien geschickt. Diese haben daraufhin geantwortet.

Den Wahl-O-Mat gibt es seit 2002 vor Bundestags-, Europa- und Landtagswahlen, mittlerweile auch als Smartphone-App. Laut bpb handelt es sich um „das erfolgreichste Angebot der politischen Bildung“ seit Gründung der Bundeszentrale. Bei der Bundestagswahl 2017 war der Wahl-O-Mat nach Angaben der Betreiber rund 15,7 Millionen Mal genutzt worden – so oft wie nie zuvor.

Gibt es Alternativen zum Wahl-O-Mat?

Ja! Der WahlOMat hat inzwischen auch Konkurrenz bekommen. So wurde an der Universität Münster von einem Team um den Politikprofessor Norbert Kersting der Wahl-Kompass entwickelt: Nutzer geben dort ihre Haltung zu rund 30 Thesen an, die Anwendung errechnet dann eine individuelle politische Position und zeigt die prozentuale Übereinstimmung mit den Parteipositionen an. Anders als beim WahlOMat gibt es fünf statt drei Antwortkategorien.

Das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL) hat zudem den Sozial-OMat in NRW gestartet. Mit dem Programm können Wähler ihre sozialpolitischen Einstellungen mit denen der NRW-Parteien vergleichen. Themen sind etwa Familie und Kinder, Armut, Arbeitsmarktpolitik, Flucht und Integration, Gesundheit und Pflege.

Sogar ein PflegOMat ist an den Start gegangen. Aufgesetzt hat diese spezielle Online-Orientierungshilfe der Pflegeberufsverband DBfK. Abgefragt werden die Positionen der Parteien zum Thema Pflege und zu den Bedingungen in den Pflegeberufen.

dpa