Die Pollen blühen intensiver denn je – Masken als Hilfe gegen Heuschnupfen?

Das Ende des Winters bedeutet für viele Menschen den Beginn neuen Leidens: Die Nase läuft, die Augen jucken - mit dem Pollenflug startet die Heuschnupfenzeit. Die gute Nachricht: Corona-Masken schützen nicht nur vor Viren. Sorgen machen die künftigen Aussichten.
Heuschnupfen
Foto: CosmosDirekt/Adobe Stock/CosmosDirekt/obs
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Der Winter ist noch nicht vorbei, doch längst blühen die ersten Pflanzen und die Heuschnupfenzeit beginnt. Rund 15 Prozent der Menschen in Deutschland sind nach Schätzungen betroffen. Doch diesmal könnte vielen ein im Kampf gegen Corona etabliertes Mittel helfen: die Maske.

„Egal welche Maske man trägt, es ist sehr wahrscheinlich, dass Pollen durch das Material abgehalten werden“, sagte der Allergologe und Leiter der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst, Karl-Christian Bergmann. Dadurch könne die Menge eingeatmeter Pollen zumindest reduziert werden.

Erreichen die Pollen die Schleimhäute in Nase und Mund nicht mehr, können sie dort keine Symptome auslösen. „In den meisten Fällen werden Symptome wie eine laufende Nase, Juckreiz im Mund oder Niesen deutlich gemildert“, erläuterte der Allergologe Arthur Helbling in einem Interview mit dem Schweizer Allergiezentrum.

So helfen Masken bei Heuschnupfen

FFP2-Masken filterten zwar kleinere Partikel als Standard-Hygienemasken, die nur Partikel über etwa drei Mikrometer abhielten. Da Pollenkörner aber zwischen rund 10 und 100 Mikrometer groß seien, könnten beide Maskentypen Pollenkörner filtern, so Helbling, Leiter der Allergologisch-Immunologischen Poliklinik am Inselspital Bern.

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Wer trotz Maske niesen müsse, solle diese regelmäßig wechseln. „Ist die Maske feucht, bietet sie kaum mehr Schutz, weder vor Pollen noch vor Viren.“ Den Schutzeffekt von Masken mindert zudem, dass Augen und Haut ungeschützt bleiben. „Die Maske kann rote, tränende oder juckende Augen nicht verhindern“, erklärte Helbling. Ein gewisser Schutz vor Pollen lasse sich mitunter durch das Tragen einer Brille erreichen.

Ein Blick in die Pollenflugprognose zeigt: Derzeit strömen in großen Teilen des Landes Erlen- und Baum-Hasel-Pollen durch die Luft. Der Beginn der Pollensaison hatte sich in diesem Jahr ein wenig verzögert, weil Hasel und Erle wegen des Kälteeinbruchs vor einiger Zeit etwas später blühten. Aber: „Der Winter alleine nimmt keinen Einfluss auf die Blüte, da spielen noch weitere Faktoren wie Vegetationsbeginn und Trockenheit eine Rolle“, erklärt Andreas Matzarakis, Medizin-Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst.

Was für die Pollenflugsaison in diesem Jahr insgesamt zu erwarten ist, lässt sich nicht absehen. „Mehr als fünf bis sechs Tage im Voraus kann man keine genauen Angaben treffen“, erklärt Matzarakis. Forscher der Technischen Universität München (TUM) haben zudem belegt, dass die regionale Lage durch Pollen mehrere Hundert Kilometer entfernt blühender Pflanzen beeinflusst werden kann. So seien an bayerischen Messstationen oft Pollen von Pflanzen aufgefangen worden, bevor diese in der Region blühten, berichtete das Team kürzlich im Fachjournal „Frontiers in Allergy“.

 

Zum Beispiel wurden Birken-Pollen an einer Teststation aufgefangen, obwohl Birken in der Region erst mindestens zehn Tage später zu blühen begannen. Dadurch könnten Allergiker unter zusätzlichen Belastungen leiden und die Saison länger dauern, als anhand der Blühzeiten vor Ort anzunehmen sei, hieß es. Zudem wurden Pollen von Pflanzen in der Luft gemessen, die in der jeweiligen Region gar nicht vorkommen.

Wie der Klimawandel die Pollenflugsaison beeinflussen wird, ist noch nicht im Detail geklärt. Klar ist: Wärmere Temperaturen lassen viele Pflanzen früher blühen, höhere Kohlendioxid-Konzentrationen können zudem die Pollenproduktion erhöhen. „Bei Experimenten mit krautigen Pflanzen wie der Ambrosia fanden Forscher heraus, dass sie längere Blütenstängel entwickelten und dadurch auch mehr Pollen produzierten“, erklärt der Landschaftsökologe Matthias Werchan vom Polleninformationsdienst.

Warme Temperaturen als Treiber der Pollen

Andererseits könnten bestimmte allergene Baumarten wie die Birke bei wärmeren Temperaturen und trockenerem Klima verstärkt absterben, wodurch die Pollenlast sinken würde. Im Gegenzug wiederum könnten sich bisher nicht hier heimische allergene Pflanzen verstärkt ausbreiten. „Es kommt sehr darauf an, was der Mensch noch macht und wie er den Klimawandel beeinflusst“, betont Werchan.

Pollen-Konzentration in der Luft über 20 Prozent höher

Untersuchungen zeigen, dass die jährliche Zahl der Tage mit allergenen Pollen in der Luft in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen ist. In Nordamerika zum Beispiel nahm die Zahl solcher Tage von 1990 bis 2018 um etwa 28 zu, zudem stieg die Konzentration der Pollen in der Luft um 21 Prozent, wie Forscher erst kürzlich im Fachmagazin „PNAS“ berichteten. Einen ähnlichen Trend gebe es auch in Deutschland und Europa, hatte Bergmann vom Polleninformationsdienst dazu erklärt.

Allergene Pollen seien in Deutschland inzwischen etwa zwei Wochen früher in der Luft unterwegs als noch vor 20 bis 30 Jahren. Das gelte etwa für Haselnuss-Pollen, die generell besonders früh im Jahr anzutreffen seien. Im Herbst habe sich die Pollensaison von Beifuß und anderen Kräutern um ebenfalls etwa zwei Wochen verlängert. Für die Gesamtkonzentrationen der Pollen im Jahr lässt sich demnach hierzulande noch keine gesicherte Aussage treffen.

Besonders in den Städten könnten weiter steigende Temperaturen die von Heuschnupfen geplagten Menschen wohl stärker belasten. „Höhere Temperaturen führen zu mehr Feinstaub in der Luft, und gemeinsam mit einem starken Pollenflug könnten die Beschwerden intensiver wahrgenommen werden“, erklärt Bergmann. Die Zahl der Allergiker dürfte wegen des Klimawandels aber nicht steigen: „In den vergangenen zehn Jahren hat es keinen wirklichen Zuwachs mehr gegeben an Kindern oder Erwachsenen, die Heuschnupfen oder Pollen-Asthma entwickelt haben.“

dpa