Der Wolf in NRW 2023: Hier wurden Wölfe gesichtet – Wölfe könnten bald wieder geschossen werden

Immer wieder werden in Nordrhein-Westfalen Wölfe gesichtet. Aber sind Wölfe überhaupt gefährlich? Und wo kommen die Vierbeiner vor? Wir verraten euch alles Wissenswerte zum Wolf in NRW!
Europäischer Wolf
Ein Wolf steht in seinem Gehege im Tierpark. In freier Wildbahn nimmt die Zahl der Wölfe deutschlandweit kontinuierlich zu. Foto: Boris Roessler/dpa
Ein Wolf steht in seinem Gehege im Tierpark. In freier Wildbahn nimmt die Zahl der Wölfe deutschlandweit kontinuierlich zu. Foto: Boris Roessler/dpa

Seit einigen Jahren gibt es mehr und mehr Berichte über Wölfe in Nordrhein-Westfalen. Dabei galt der Wolf als beinahe ausgerottet in NRW. Doch inzwischen mehren sich die Hinweise, dass vereinzelte Wölfe durch das Bundesland ziehen oder sogar wieder sesshaft geworden sind. Wo Wölfe gesichtet wurden, wie man sich beim Aufeinandertreffen mit einem Wolf verhalten sollte und wo sie potentiell vorkommen, verraten wir euch hier!

Der Wolf in NRW: Die wichtigsten Infos über das Tier

Der Wolf galt beinahe zwei Jahrhunderte in Deutschland als ausgerottet. 1850 gab es zuletzt einen Wolfsnachweis in Brandenburg. Zuvor wurde er hart bekämpft und war zum Töten freigegeben. Dann wurde es lange Zeit ruhig um den Vierbeiner. Erst im Jahr 1990 wurde er schließlich als schützenswerte Tierart deklariert, anschließend gab es vereinzelte Rudel in Deutschland, die sich in Frieden wieder ansiedeln konnten.

Der Wolf gehört zur Ordnung der Raubtiere und zur Familie der Hunde. Er kann vom Kopf bis zum Rumpf eine Länge von bis zu 1,40 Meter erreichen und dabei ein Gewicht von 30 bis 50 Kilogramm auf die Waage bringen. In der Wildnis wird ein Wolf zwischen 10 und 13 Jahren alt. Wird er in Gefangenschaft gehalten und vor natürlichen Feinden oder Kontrahenten im eigenen Rudel geschützt, kann ein Wolf sogar bis zu 17 Jahre alt werden.

Seine Fellfarbe ist mehrheitlich grau mit Abstufungen ins gelbliche, bräunliche oder auch ins dunkelgraue. Seine Verbreitung reicht vom Osten Sibiriens über Russland, Skandinavien, Mittel- sowie Westeuropa bis in den Süden Europas.

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Der Wolf in NRW: Der europäische Grauwolf

Die in Nordrhein-Westfalen lebenden Wölfe gehören einer Unterart des Wolfes an. Dabei handelt es sich um den Eurasischen Wolf. Er wird auch Europäischer Grauwolf genannt. Ein Rudel besteht dabei aus circa acht Tieren. Das beinhaltet ein Wolfspaar mit Nachwuchs.

Nach zwei bis drei Jahren werden die Jungwölfe schließlich flügge und verlassen das Rudel. Dann sucht sich der Wolf ein eigenes Territorium und gründet ein neues, eigenes Rudel. Wie groß so ein Wolfsgebiet werden kann, ist unterschiedlich. Meist ist ein solches Gebiet rund 250 Quadratkilometer groß. Darin kann ein Rudel auch mal gut und gerne 75 Kilometer pro Tag zurücklegen.

Weniger wichtig ist die Umgebung, wo sich ein Rudel ansiedelt. Wichtig ist vor allem, ob genug Nahrung vorhanden ist und ob es entsprechende Rückzugsmöglichkeiten gibt. Es müssen also nicht immer zwingend Wälder oder die Wildnis sein.

Stimmt das Nahrungsangebot, vertilgt ein Wolf pro Tag gerne zwei bis fünf Kilogramm Fleisch. Wer nun Angst um seine Schafe oder Ziegen bekommt, kann aber ganz beruhigt sein. Denn die Nahrung eines Wolfes setzt sich vor allem aus Wildschweinen, Rotwild und Rehen zusammen. Nutztiere machen gerade einmal ein Prozent der Wolfsnahrung aus.

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Der Wolf in NRW: So viele Wölfe gibt es in Nordrhein-Westfalen

Insgesamt gibt es in Deutschland schätzungsweise 1350 Wölfe. Davon sind etwa 150 allein unterwegs, der Rest lebt in Rudeln. Laut dem Naturschutzbund Nabu lebten 2022 161 Wolfsrudel in Deutschland.

Allerdings lebt ein Großteil der Rudel in Nord- oder Ostdeutschland. So kommen die meisten Nachweise vor allem aus Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Es gibt aber auch offiziell ausgewiesene Wolfsgebiete in NRW.

Nachdem der letzte Wolf in NRW 1835 geschossen wurde, war es beinahe 170 Jahre still um den Vierbeiner. Erstmals gab es 2009 wieder einen Nachweis für einen Wolf in Ostwestfalen. Es dauerte jedoch weitere neun Jahre, ehe sich ein Wolf auch wirklich wieder angesiedelt hatte. 2018 war es schließlich eine Wölfin, die bei Schermbeck ihr Revier fand.

Daher ist das Vorkommen in NRW nach wie vor sehr gering. In den Jahren 2020 und 2021 gab es in Nordrhein-Westfalen gerade einmal zwei nachgewiesene Rudel. 2022 gab es insgesamt 120 Nachweise für Wölfe im Bundesland.

Allerdings gehen unter anderem der Nabu und auch das Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Lanuv) davon aus, dass es in naher Zukunft deutlich mehr geben wird. Dafür sollen vor allem Jungtiere aus Niedersachsen sowie Belgien sorgen. Es wird erwartet, dass neue Territorien erschlossen werden.

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Der Wolf in NRW: Das sind die Wolfsgebiete in Nordrhein-Westfalen

Insgesamt vier Gebiete werden in Nordrhein-Westfalen als Wolfsgebiete aufgeführt. Diese sind:

  • Eifel-Hohes Venn
  • Schermbeck
  • Oberbergisches Land
  • Senne-Eggegebirge

Doch auch in anderen Gebieten wurde der Wolf inzwischen gesichtet. Insgesamt 40 Prozent der Fläche in NRW sind inzwischen als offizielle Wolfsgebiete ausgewiesen. Hier werden auch besondere Maßnahmen zum Herdenschutz getroffen. Das gilt auch und vor allem für Tierhalter und Landwirte, die die Möglichkeit haben, Fördermittel zu beantragen. Denn sie sollen die Lasten zugunsten des Wolfsschutzes nicht alleine tragen, heißt es vom Nabu in NRW.

Das betrifft zum einen Entschädigungen, wenn Nutztiere doch einmal gerissen werden. Ebenso werden präventive Maßnahmen, wie etwa Zäune, finanziell unterstützt. So werden seit 2018 jährlich 4,5 Millionen Euro für den Schutz vor Wölfen in NRW ausgegeben, berichtete die „WAZ“ nach einer Vorlage des Umweltministers Oliver Krischer (Die Grünen). Der Schutz der Weidetiere sei zudem die sinnvollste Art der Prävention. So lernt der Wolf gar nicht erst, dass Weidetiere seine Beute sein könnten.

Neben den bereits erwähnten Gebieten soll auch in der Hohen Mark ein Einzelwolf seit geraumer Zeit unterwegs sein, auch in Haltern am See sind Wölfe gesichtet worden. Inzwischen wird geprüft, ob die Hohe Mark als neues Wolfsgebiet ausgewiesen werden soll. Das Gebiet zwischen Borken und Recklinghausen liegt südwestlich von Münster und nordwestlich von Dortmund. Vor allem für Nutztierhalter hätte das positive Konsequenzen, können sie so doch einfacher Förderungen für den Schutz ihrer Herden beantragen.

>> Wolf breitet sich in NRW weiter aus – Land überprüft Verordnung <<

Der Wolf in NRW: Wann und wo wurden Wölfe gesichtet?

Inzwischen ist der Wolf aber nicht mehr nur im Wald oder auf Feldern anzutreffen. So gab es bereits Sichtungen inmitten von Stadtgebieten. Kurios war der Vorfall in Dortmund, als im Stadtteil Eving ein Wolf mitten über die Straße lief.

In Coesfeld wurde zuletzt ein Wolf im Dezember 2022 gesehen, dort wurde auch ein Schaf von einem jungen Wolf gerissen. Im Januar 2023 wurde dann ein toter Welpe auf der A31 entdeckt. Er soll zu einem Wurf von mindestens vier Jungtieren gehört haben, das einem Paar in einem Gebiet bei Schermbeck angehört.

Im Juni 2023 wurden Wolfsspuren im Kreis Soest und in Siegen-Wittgenstein nachgewiesen, hierbei handelt es sich wahrscheinlich aber eher um Wölfe auf der Durchreise.

Im Sommer 2023 wurden auch vermehrt Wölfe im Kreis Wesel und im Kreis Kleve an Niederrhein gesichtet. Hier soll es sogar zu einem Riss vor einer Terrasse eines Wohnhauses gekommen sein, wie die „Rheinische Post“ berichtete.

Eine Nachweis-Karte mit allen Einträgen findet ihr hier.

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Wölfe in NRW: Woher kommen sie?

Inzwischen geht man davon aus, dass die Wölfe ursprünglich aus dem Osten Polens stammen. Wölfe, die sich im Süden Deutschlands angesiedelt haben, sollen primär aus Italien und der Alpenregion stammen.

Wölfe in NRW: Schnellabschuss von Wölfen wird diskutiert

Im Oktober 2023 begann eine Diskussion um einen möglichen Schnellabschuss von Wölfen. Dabei wurde von der Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) der Vorschlag eingebracht, Wölfe töten zu dürfen, wenn sie sich innerhalb von drei Wochen nach einem Vorfall nochmals im Umkreis von einem Kilometer an einer Weide zeigen, wo sie ein Tier gerissen haben. Der Vorschlag hat allerdings viel Kritik erhalten bezüglich Umsetzbarkeit und auch, was die Einhaltung der möglichen Regeln angeht.

Es könnte aber sein, dass die neuen Regeln dennoch kommen. Denn auf der Umweltministerkonferenz im November 2023 soll der Vorschlag nochmals besprochen und gegebenenfalls auch auf den Weg gebracht werden.

Der Wolf in NRW: So gefährlich sind Wölfe für Menschen

Generell lässt sich sagen, dass Wölfe für Menschen vollkommen ungefährlich sind. Vorausgesetzt, sie werden nicht bedroht oder durchs Füttern an Menschen gewöhnt. Wie der Nabu berichtet, gab es bislang nicht einen einzigen Angriff eines Wolfs auf einen Menschen. Nicht einmal brenzlige Situationen seien dokumentiert worden.

„Seit dem Jahr 2000 – seitdem es Wölfe wieder in Deutschland gibt – hat es keine Situation gegeben, bei der sich freilebende Wölfe aggressiv gegenüber Menschen verhalten haben“, erklärt der Nabu.

In Norwegen hingegen lieferte eine Studie des Norwegischen Instituts für Naturforschung (NINA) insgesamt 59 Fälle von Wolfsangriffen zu Tage. Allerdings umfasst die Studie auch insgesamt 52 Jahre, nämlich den Zeitraum zwischen 1950 und 2002. Zudem sind dies weltweite Meldungen. In neun Fällen starben bei den 59 Meldungen auch Menschen. Fünf dieser Angriffe wiederum waren auf eine Tollwut-Erkrankung zurückzuführen.

In Deutschland gibt es seit 2008 keine Tollwut mehr. Daher gilt das Land als tollwutfrei. Auch eine Übertragung aus Nachbarländern gilt als unwahrscheinlich. Nicht zuletzt deswegen, weil Tollwut vor allem von Füchsen übertragen wird. Auch sind es eher Hunde, die anfällig für Tollwut sind, Wölfe hingegen kaum.

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Wichtige Tipps: Was soll man machen, wenn man einem Wolf begegnet?

Wenn ihr einem Wolf begegnet, hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz
Nordrhein-Westfalen die folgenden Tipps:

  • Nicht versuchen, sich dem Wolf zu nähern, ihn anzufassen oder zu füttern
  • Nicht weglaufen!
  • Am besten stehen bleiben und abwarten, bis sich der Wolf wieder zurück zieht
  • Wer selbst den Abstand vergrößern will, sollte sich langsam zurück ziehen
  • Man kann den Wolf auch vertreiben, indem man auf sich aufmerksam macht und z.B. in die Hände klatscht und/oder mit den Armen winkt

Kommt nach dem Wolf auch der Elch nach NRW zurück?

Nachdem der Wolf in den vergangenen Jahren in NRW ein aufsehenerregendes Comeback feierte, bahnt sich eventuell gleich das nächste Naturereignis an. Denn nach dem Wolf schickt sich ein zweites Tier an, wieder heimisch in deutschen Gefilden zu werden. So sollen nämlich auch Elche gesichtet worden sein.

Elche, normalerweise in den hohen, kalten skandinavischen Weiten zu finden, gehören zur Art der Hirsche. In Brandenburg sollen sich laut dem WWF 15 Elche dauerhaft angesiedelt haben. Das dies mehr als nur eine wilde Fantasie ist, bezeugen 147 amtlich bestätigte Sichtungen seit 2015.

>> Das sind die zehn gefährlichsten Schlangen der Welt <<

Der Nabu fordert daher sogar, die Ansiedlung der großen Geweihträger zu fördern. Dafür aber müssen auch Wildzäune an Straßen entsprechend elchgerecht umgebaut werden. Auch weitere Brücken für die Wildtiere sollen entstehen.

Vor allem aus dem osteuropäischen Bereich stoßen immer öfter Elche nach Deutschland, einst waren die Paarhufer nämlich in ganz Europa heimisch. Nachdem sie aber flächendeckend ausgerottet wurden, galten sie über Jahrzehnte in Deutschland als ausgestorben. Bis nach Nordrhein-Westfalen sind die stattlichen Tiere noch nicht vorgedrungen, es ist aber anzunehmen, dass dies in den kommenden Jahren geschehen wird – so wie es ihnen der Wolf vorgemacht hat.

Mehr Infos über den Wolf in NRW bekommt ihr auch hier.