Verdi-Warnstreiks in NRW: „Respektlos“ – so lief der erste Tag ohne Bus und Bahn

Verdi bestreikt in einigen NRW-Städten den Nahverkehr. Das erfordert vor allem für Pendler und Eltern viel Planungstalent. Eine erste Bilanz.
Warnstreik bei der Rheinbahn in Düsseldorf
Sichtbar gute Laune bei den Streik-Mitgliedern in Düsseldorf. Foto: Federico Gambarini/dpa
Warnstreik bei der Rheinbahn in Düsseldorf
Sichtbar gute Laune bei den Streik-Mitgliedern in Düsseldorf. Foto: Federico Gambarini/dpa

Der Warnstreik der Gewerkschaft Verdi sorgte nicht nur für leere Bahnschienen, sondern auch für leere Kitas und Bürgerbüros. Viele Personen, die auf den Nahverkehr angewiesen sind, wurden kreativ und suchten sich eine Alternative, wie sie von A nach B kommen. So liefen die Verdi-Warnstreiks in NRW für Pendler, Eltern und Schüler.

Warnstreiks in NRW: Taxi und E-Scooter die Top Alternative

Freuen konnten sich Taxifahrer und E-Scooter-Verleiher. Rund 10.000 Beschäftigte hätten sich in Nordrhein-Westfalen an dem Ausstand beteiligt, sagte ein Verdi-Landessprecher. Busse und Bahnen blieben in den Depots und auch die Wuppertaler Schwebebahn „schwebte“ nicht. Schüler sattelten bei Minusgraden vom Schulbus auf das Fahrrad um.

Warnstreiks in NRW: Bielefeld und Dortmund komplett stillgelegt

Nahverkehrsbetriebe hatten ihre Kunden vorab gewarnt vor dem, was am Donnerstag kam: Der Fahrplan für Busse und Stadtbahnen werde „ausgesetzt“, hieß es etwa in Bielefeld. „Bitte greifen Sie auf Alternativen zurück.“ In Dortmund hatte man konstatiert: „Die Streikmaßnahmen werden den Nahverkehr in Dortmund komplett stilllegen.“ Hier die Fotos von der Demo vor dem Düsseldorfer Rathaus am Donnerstag.

Betroffen von den Arbeitsniederlegungen waren laut Verdi auch Stadtverwaltungen, Kitas, Müllentsorgungsbetriebe und Kliniken. Die Landeshauptstadt etwa hatte Eltern versprochen, man werde versuchen, „Notgruppen anzubieten, um die Betreuung für Kinder, deren Eltern zwingend darauf angewiesen sind, sicherzustellen.“

>> Streik in NRW: Rheinbahn in Düsseldorf betroffen, Busse und Bahnen stehen still <<

Warnstreiks in NRW: Das wird bei den Tarifverhandlungen gefordert

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Aufgerufen zu den Arbeitsniederlegungen hatten die Gewerkschaften Verdi und Komba. Es geht um die Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst. Mit dem zweitägigen Ausstand will die Gewerkschaft ihrer Forderung nach 10,5 Prozent mehr Lohn im laufenden Tarifstreit Nachdruck verleihen. Im städtischen Nahverkehr wurden laut Verdi Düsseldorf, Bielefeld, Dortmund, Remscheid, Solingen und Wuppertal bestreikt – wobei die Auswirkungen über die Stadtgrenzen hinaus reichten.

In der aktuellen Tarifrunde fordert Verdi 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. In Nordrhein-Westfalen seien das 640 000 Beschäftigte.

Die zweite Runde der Tarifverhandlungen ist für den 22. und 23. Februar in Potsdam geplant. Vor dem Rathaus in Düsseldorf kamen mehrere Hundert Menschen zu einer Kundgebung. Größere Demonstrationen und Kundgebungen waren auch in Dortmund, Köln und Aachen geplant.

Die Tarifforderung von Verdi ist nach Ansicht der Vereinigung Kommunaler Arbeitgeber in Nordrhein-Westfalen wirtschaftlich nicht verkraftbar. Die Forderung nach einer Lohnerhöhung von mindestens 500 Euro monatlich entspreche einer durchschnittlichen Lohnerhöhung um 15 Prozent und in den unteren Lohngruppen von bis zu 25 Prozent, sagte Hauptgeschäftsführer Bernhard Langenbrinck in Wuppertal der dpa.

Bundesweit würde dies Mehrkosten von über 15 Milliarden Euro jährlich bedeuten. «Wir hatten gerade erst den Auftakt der Tarifverhandlungen. Da ist ein zweitägiger Warnstreik schon ungewöhnlich», sagte Langenbrinck. Die Arbeitgeber strebten einen Tarifabschluss in der dritten Verhandlungsrunde an.

Warnstreiks in NRW: „Die Streikbereitschaft ist enorm“

Stephanie Peifer vom Verdi-Bezirk Düssel-Rhein-Wupper nannte die Forderung dagegen „bescheiden“. In einer Stadt wie Düsseldorf werde es für die Beschäftigten der unteren Lohngruppen immer schwieriger, ihr Leben zu finanzieren.

Dass die Arbeitgeber bislang kein Angebot vorgelegt hätten, sei respektlos und Ausdruck mangelnder Wertschätzung. „Die Räder stehen still. Auf den Betriebshöfen brodelt es. Die Streikbereitschaft ist enorm“, sagte Peifer. Gewerkschaftsredner merkten am Düsseldorfer Rathaus an, dass die Beschäftigten in Deutschland im vergangenen Jahr die historisch höchsten Reallohnverluste hätten hinnehmen müssen.

Neun von elf Verdi-Bezirken in NRW hätten sich am Donnerstag an dem Ausstand beteiligt, wie ein Verdi-Sprecher in Düsseldorf sagte, der für die Betroffenen auch Trostpflaster bereithielt: An diesem Freitag werde der Umfang der Streikmaßnahmen deutlich geringer ausfallen.

dpa